Sportchef Reto Kläy auf der Jagd nach Enzo Corvi

Die heissen Transferspiele beim EVZ

Sportlich läuft's rund beim EVZ, doch hinter den Kulissen laufen die Transfer-Gespräche heiss.

(Bild: zvg/Felix Klaus)

Die Jagd beginnt: Im Herbst gehen die besten Spieler auf dem Markt der National League für die nächste Saison weg. Nach dem Hammer-Transfer von Leonardo Genoni will der EV Zug sein Kader weiter aufrüsten. Im Visier: Davos-Center Enzo Corvi. Die Zeit für EVZ-Sportchef Reto Kläy drängt, denn zehn Spieler-Verträge laufen aus.

Sein Handy wird in diesen Tagen, Wochen und Monaten noch einige Mal heisslaufen. Es gibt Spieleragenten, die Kläy einen valablen Ersatz für den noch mindestens sieben Wochen ausfallenden EVZ-Leitwolf Garrett Roe schmackhaft machen wollen. Zugs Sportchef ist auf der Suche nach einem Center. Und es wäre gut, wenn der sechste Ausländer «möglichst bald da ist», wie Kläy sagt.

Er ist eben erst am Sonntag von einer mehrtägigen Dienstreise nach Göteborg heimgekehrt. Die zwei Siege übers Wochenende gegen Genf-Servette (5:1) und Aufsteiger Rapperswil (4:1) mögen den Zeitdruck etwas gelindert haben. Denn Kläy sagt auch: «Das Wichtigste ist, jene Verstärkung zu finden, die zu uns passt.»

Jagd nach Enzo Corvi

Aber es ist nicht nur das Tagesgeschäft, das ihn auf Trab hält. Eine Vielzahl Spieleragenten ruft ihn auch deshalb an, um ihm in- und ausländische Spieler im Hinblick auf nächste Saison anzubieten. Denn Kläy hat eine ordentliche Menge an Jobs zu vergeben. Nur schon bei der National-League-Truppe gilt es, die Zukunft von drei Ausländer-Positionen und sieben Schweizer Anstellungen neu zu regeln.

«Bei der EVZ Academy kommt nochmals eine stattliche Anzahl auslaufender Verträge dazu», ergänzt Kläy. Er geht die Geschichte top-down an. Das heisst: Zuerst klärt er die wichtigsten Positionen in der National League. Dann immer weiter nach unten bis in die Swiss League. Diese Herausforderung wird Kläy bis nächsten Januar ausfüllen.

Sportchef Reto Kläy, CEO Patrick Lengwiler und Trainer Dan Tangnes.

Sportchef Reto Kläy, CEO Patrick Lengwiler und Trainer Dan Tangnes.

(Bild: ain)

Vier Gründe sprechen für den EVZ

Nach dem EVZ-Königstransfer des aktuellen SCB-Goalies Genoni (ab 2019 für vier Jahre) geht es für Kläy nun um die Realisierung des «Prinzentransfers». Sein Interesse an HCD-Center Enzo Corvi (25) hat der EVZ-Sportchef schon vor etlichen Wochen hinterlegt. «Corvi ist ein unglaublich guter Spieler und der beste Schweizer Center auf dem Markt», ist Kläy von den Qualitäten des WM-Silbermedaillengewinners überzeugt.

Die Chancen, dass ihm auch der Prinzentransfer gelingen wird, scheinen gut zu stehen. Aus vier Gründen:

Erstens: Der EV Zug hat auch nach dem Zuzug Genonis die finanzielle Potenz, um mit den Titanen der Liga heulen zu können. Zudem hat sich der SC Bern dem Vernehmen nach aus dem Bieterstreit verabschiedet. Als Konkurrenten um Corvis Dienste bleiben noch Davos und die ZSC Lions im Rennen. Kostenpunkt: mehr als 700’000 Franken pro Jahr.

Zweitens: Die günstigen Steuern im Kanton Zug. Unter dem Strich bleibt nirgendwo mehr im Portemonnaie als bei einer Zusammenarbeit mit dem EVZ.

Drittens: Mit Genoni hat der EVZ für die nächsten Jahre einen wichtigen Trumpf in der Hand, um die attraktivsten Spieler auf dem Markt von einem Transfer nach Zug zu überzeugen. Denn der Name Genoni heisst nichts anderes als ein klares Bekenntnis dafür, mit dem Gewinn des zweiten Meistertitels nach 1998 vorwärts machen zu wollen.

Viertens: Die persönliche und örtliche Nähe der Zuger Klubführung zu Corvis Spieleragent Daniel Giger. Der frühere EVZ-Meisterspieler mietet seit Jahren eine VIP-Loge in der Bossard Arena.

Einen fünften Grund wollte Kläy aber nicht bestätigen. Gerüchten zufolge sollen die Zuger Corvi schon zu einem opulenten Abendessen getroffen haben. «Das müsste ich eigentlich wissen», bemerkt er. «Aber davon ist mir nun wirklich nichts bekannt.»

Wie viele aktuelle Spieler müssen gehen?

Doch wie kann sich der EV Zug, der sich als Ausbildungsklub mit Meister-Ambitionen definiert, eine solche Transfer-Offensive ohne die Millionen des wohlbestallten Präsidenten und Hauptaktionärs Hans-Peter Strebel überhaupt leisten? Denn CEO Patrick Lengwiler war es bei der Saisonvorstellung das zentrale Anliegen, allen anwesenden Medienschaffenden einzuschärfen, dass das Budget der ersten Mannschaft ohne Zustupf von Strebel aufgestellt und eingehalten werde. So folgerte er: «Genonis Zuzug bedeutet, dass nicht alle auslaufenden Verträge verlängert werden können.»

Der EVZ freut sich über ein erfolgreiches Wochenende:

 

Was bedeutet das, wenn auch noch der kostspielige Corvi kommt? Können dann beim EVZ praktisch nur noch die Ausländer-Jobs verlängert oder neu vergeben werden? Kläy stellt klar: «Unsere Strategie ist, dass wir auf den Schlüsselpositionen top besetzt sein wollen.» Und er gibt zu bedenken, dass auch der bisherige Goalie Tobias Stephan ein grosser Posten auf der Lohnliste sei.

Aber Kläy gibt auch zu: «Genoni ist noch der grössere.» Mit einem Zuzug von Corvi wird er noch weniger finanziellen Spielraum bei den «Hinterbänklern» im Team haben. Denn auch der Sportchef will keinen Millimeter davon abrücken, dass «unser Budget für die erste Mannschaft ohne jegliches Zutun von Hans-Peter Strebel aufgehen muss».

Die drei Transfer-Optionen von Kläy

Bis heute hat Kläy erst mit Verteidiger Dominik Schlumpf (27) um vier Jahre verlängert. Und er hofft, dass Corvi seine ursprüngliche Ankündigung, sich spätestens in der Nationalmannschaftspause im November über seine berufliche Zukunft klar zu werden, wahr machen wird. Denn ob sich der Center nun für oder gegen den EVZ entscheiden wird – bis dahin sind die Transfer-Optionen von Kläy mehr oder weniger blockiert.

Ihm schweben drei Wege in die nächste Saison vor:

Erstens: Der EV Zug steigt wie in den letzten Jahren mit vier ausländischen Stürmern in die Meisterschaft. Mit der Qualität in der Offensive könnte die Defensive der Zuger kaum Schritt halten.

Zweitens: Drei Stürmer und ein Verteidiger aus dem Ausland. Kläy will noch nicht wissen, wofür sein Coaching-Team um den neuverpflichteten Chef Dan Tangnes votiert.

Drittens: Zwei ausländische und zwei Schweizer Center. Dann könnte die dritte und vierte Ausländer-Lizenz an zwei Flügel oder an einen Verteidiger und einen Flügel vergeben werden. Die Variante mit zwei ausländischen Verteidigern scheint unnötig und deshalb auch unrealistisch.

Von den aktuellen EVZ-Ausländern laufen die Verträge von Center Roe (30) und den Flügelstürmern Viktor Stalberg (32) und Carl Klingberg (27) aus. Bei den Schweizer Spielern beziehungsweise Spielern mit Schweizer Lizenz geht es für die Verteidiger Santeri Alatalo (28) und Tobias Fohrler (21) um eine berufliche Zukunft in Zug. Bei den Stürmern sind es der talentierte Center Yannick Zehnder (20) und die Flügel Reto Suri (29), Dominic Lammer (26) als auch Sven Senteler (26). Dazu gesellt sich noch Ersatzgoalie Sandro Aeschlimann (23).

Sicher ist: Auf Kläy, die betroffenen Spieler und alle EVZ-Fans warten in dieser Transferperiode spannende Wochen und heisse Diskussionen.

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