Eine Goaliefreundschaft auf ihrem Höhepunkt

Der FCL-Partyhengst und sein charismatischer Ziehsohn

Erst als Ersatzgoalie hat es mit der Cup-Trophäe geklappt: Nach drei Final-Niederlagen darf sich FCL-Entertainer David Zibung endlich feiern lassen. (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Da haben sich zwei getroffen, der 37-jährige David Zibung und der zehn Jahre jüngere Marius Müller. Auf der Goalieposition sind sie Konkurrenten. Doch der Oldie gewann wegen seines Nachfolgers doch noch einen Pokal mit dem FC Luzern. Den Hergiswiler und den Heppenheimer verbindet eine Freundschaft, die weit über den Fussball hinausgeht.

Es klappte nicht gleich auf Anhieb. Also streckte FCL-Ersatzgoalie David Zibung, der hinter der eigenen Betreuerbank auf der Tribüne des Berner Wankdorfs sass, Zeige- und Mittelfinger der rechten Hand nochmals zusammen, nahm sie in den Mund und stiess einen gellenden Pfiff aus. So wie ein Herrchen für gewöhnlich seinen Hund unmissverständlich zu Ordnung und Sitte gemahnt.

Da begriff der gut 50 Meter entfernt stehende Marius Müller, dass er der Adressat war. Er schaute herüber, und David Zibung gab ihm mit einem Handzeichen zu verstehen, dass er ein paar Meter aufrücken soll. Denn die Luzerner befanden sich gerade im Angriff und der letzte Abwehrspieler der Luzerner auf Höhe der Mittellinie.

Orientierungshilfe für Marius Müller

Diese Szene ereignete sich in der 78. Minute, der FC Luzern hatte zu diesem Zeitpunkt schon auf das Schlussresultat von 3:1 im diesjährigen Cupfinal gestellt. Vor allem machte sie aber deutlich, wie David Zibung und Marius Müller seit dem Sommer 2019 zu funktionieren begannen: Der Oldie wollte das Beste für seinen Nachfolger, der kurz zuvor bei einer Intervention einen Schlag kassiert hatte. Vielleicht benötigte Müller deshalb kurzfristig etwas Orientierungshilfe.

«Er versicherte mir, nichts hinter meinem Rücken zu drehen, weil er gar nicht mehr die Nummer 1 sein wolle.»

FCL-Goalie Marius Müller

Als das Spiel vorüber war, hatten die beiden FCL-Goalies den ersten Pokal ihrer Karriere gewonnen: Zibung zum Ausklang seiner Karriere (zentralplus berichtete), der charismatische und geradlinige Müller vielleicht zu deren Lancierung im Ausland (FCL-Vertrag bis 2022). Jedenfalls liess es sich der Deutsche nicht nehmen, seinem Kumpel im Medienbereich des Berner Wankdorfs eine Bierdusche zu verpassen.

«Dave sagte mir von Anfang an, jetzt sei die Zeit gekommen, um auf der Goalieposition etwas zu ändern», sagte Müller über ihre ersten gemeinsamen Tage. «Er versicherte mir, nichts hinter meinem Rücken zu drehen, weil er gar nicht mehr die Nummer 1 sein wolle», erzählte Müller. Letztlich sind Torhüter, noch mehr als Feldspieler, im Normalfall harte Konkurrenten um den Stammplatz bei ihrem Arbeitgeber.

Frau platzt Fruchtblase: Müller ruft Zibung an

Auf Zibungs Worte konnte er sich verlassen. «Mir lag daran, Marius in seiner sportlichen Weiterentwicklung zu helfen. Ich musste ihm ja weiss Gott nicht erklären, wie er Bälle zu halten hat. Aber ich konnte ihm mit meiner Erfahrung in Sachen Fokus und Konzentration Tipps geben», erzählte Zibung.

Als im März 2020 Corona über die Schweiz hereinbrach, teilten sich die beiden eine Garderobe. Das schweisste ihre Bindung zusammen. Der Beginn einer echten Freundschaft.

«Vielleicht machte er das in der ganzen Aufregung deshalb, weil er wusste, dass meine Frau eines unserer beiden Kinder bei einer Heimgeburt auf die Welt brachte.»

David Zibung

Das ging gar so weit, dass Marius Müller seinen FCL-Kumpel zuallererst anrief, was zu tun sei, als bei seiner Frau Vivien vor rund einem Jahr die Fruchtblase platzte. Sie erwartete das erste gemeinsame Kind.

Zibung, der zweifache Vater, sagte über die Episode lachend: «Vielleicht machte er das in der ganzen Aufregung deshalb, weil er wusste, dass meine Frau eines unserer beiden Kinder bei einer Heimgeburt auf die Welt brachte.»

Zibung setzt seinem Kumpel die Messlatte beim Feiern

Ihre Freundschaft konnten sie am Pfingstmontag vor Tausenden von begeisterten FCL-Fans auf der Allmend hochleben lassen. Auch wenn David Zibung seinem (laut-)starken Nachfolger im Tor der Luzerner sportlich nichts mehr vormachen konnte (zentralplus berichtete) – aber als Partyhengst schon noch.

Wie David Zibung bei seinem ersten und gleichzeitig letzten grossen Abend mit dem FCL den Fans vor der Swissporarena einheizte, war im Stile eines echten Entertainers. Es gibt ungnädige Stimmen, die behaupten, darin hätte der 37-Jährige schon immer mehr Talent gehabt denn als Goalie.

Aber was spielt das schon für eine Rolle an dem Pfingstmontag, als der FC Luzern seinen grössten Triumph seit 29 Jahren feierte?

Marius Müller weiss nun dank seines Kumpels David Zibung, wo beim Feiern mit den FCL-Fans die Messlatte für die nächsten Jahre liegt.

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