Gelingt der erste Sieg gegen den FC Thun?

Der FCL im luftleeren Raum

FCL-Rückkehrer Francisco Rodriguez (oben) lieferte sich im Cup-Halbfinal einen intensiven Zweikampf mit Thuns Nelson Ferreira.

(Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Nach der Euphorie um den neuverpflichteten Trainer Thomas Häberli (45) steckt der FC Luzern aktuell in einer Phase der Depression: Das Ausscheiden im Cup-Halbfinal gegen den FC Thun schmerzt. Häberli kann vor dem nächsten Duell mit den Berner Oberländern in der Meisterschaft nicht aufzeigen, wohin die Reise mit dem FCL gehen soll.

Er gibt sich betont locker. In seinem Ausblick auf das, was am Samstag (19 Uhr, Swissporarena) passieren muss, um den ersten FCL-Sieg gegen Thun in dieser Saison zu landen, bezieht er sich auf das enttäuschende 0:1 im Cup-Halbfinal gegen den gleichen Gegner: «Wir müssen eine ähnliche Leistung wie am Dienstag zeigen, einfach noch ‹es birebitzeli meh›». Selbstredend, dass Thomas Häberli beim «birebitzeli meh» an eine Steigerung der Effizienz denkt.

Ihm sei es wichtig gewesen, die Leistung seines Teams «richtig zu analysieren». Dabei kam er zum Schluss, dass «diese gut war». Gewisse Dinge müsse man halt akzeptieren. Damit, so ergab eine Nachfrage, meint Häberli das, was man nicht kontrollieren könne. «Der Cup-Halbfinal hat aufgezeigt, wie man Spiele gewinnen kann, wenn gewisse Faktoren passen.»

Hält Häberli den Ball bewusst flach?

Den Standpunkt Häberlis kann man durchaus positiv beurteilen – als realistische Einschätzung vor den letzten sechs Spielen in der Meisterschaft. Der auf Rang 6 klassierte FCL hat nur drei Punkte Rückstand auf die Plätze 3 und 4, die zur Qualifikationsphase für die Europa League berechtigen. Aber auch nur fünf Zähler Vorsprung auf den aufstrebenden Aufsteiger aus Neuenburg, der Barrage-Platz 9 belegt.

Also ist die Haltung des FCL-Trainers durchaus nachvollziehbar, den Ball erst mal flach zu halten. Deshalb sagt Häberli zu dieser Ausgangslage bloss: «Auch wenn es eine Floskel ist: Wir schauen von Spiel zu Spiel.»

Oder ist es Fatalismus?

Die genau gleichen Aussagen können dem Ballwiler Bauernbub aber auch als Fatalismus ausgelegt werden. Was soll er denn nun? Häberli weiss noch immer nicht, ob sie ihn in Luzern als Cheftrainer behalten wollen. Soll er jetzt versuchen, mit defensiver Taktik den Ligaerhalt für Luzern zu sichern? Oder den Sturm der europäischen Bühne wagen? Oder den Fokus auf die spielerische Weiterentwicklung des Teams legen, ohne erahnen zu können, auf welche Spieler der FCL in Zukunft setzen wird? Und auf welchen Trainer?

«Ich erwartete keine Wunder. Cicco machte seine Sache gut.»

Thomas Häberli, Trainer des FC Luzern

Der Trainer steht gewissermassen im luftleeren Raum, bei einem Verein wie dem FCL im Niemandsland der Super League. Dass Häberli deshalb versucht, die Situation rund um sein Team pragmatisch zu konsolidieren, passt. Wochenlang hat sich sein Team praktisch selber aufgestellt in seinem 4-2-3-1-System. Jetzt sucht er nach offensiver Durchschlagskraft.

Auf der Suche nach Durchschlagskraft

Vor ziemlich genau zwei Wochen beim 1:3 gegen den späteren Meister YB nahm er den offensiven Leistungsträger Pascal Schürpf wegen Wadenproblemen in der zweiten Halbzeit vom Platz – und brachte in der Folge und trotz Rückstand mit Claudio Lustenberger und Simon Grether zwei vorab defensiv orientierte Akteure. Francisco Rodriguez, ein offensiver Mittelfeldspieler auf der Aussenbahn, beliess Häberli hingegen auf der Bank (zentralplus berichtete).

Am letzten Samstag in St. Gallen versuchte es der FCL-Trainer mit Marvin Schulz hinter Shkelqim Demhasaj als hängende Spitze, Christian Schneuwly auf der rechten und dem Nummer-eins-Mittelstürmer Blessing Eleke auf der linken Aussenbahn. Häberli wurde mit zwei Toren von Schulz und einem 2:1-Sieg belohnt.

Löst Schulz Häberlis Probleme?

Sein Problem: Im Cup-Halbfinal gegen Thun, im wichtigsten Spiel des Jahres, waren Schulz wie auch Christian Schwegler gelbgesperrt. Also wieder eine neue Suche nach einer schlagkräftigen Offensivformation. Diesmal mit Eleke im Sturmzentrum, Schneuwly dahinter, Ruben Vargas rechts und zum ersten Mal seit dem 29. Juli 2018 (1:2 in Thun) und unter seiner Ägide mit Francisco «Cicco» Rodriguez.

Häberli erklärt: «Ich wollte Cicco belohnen für seine Leistungen in der Zeit davor. Ich erwartete keine Wunder. Cicco machte seine Sache gut.» Und gab darauf freimütig zu: «Mit der Einwechslung von Pascal Schürpf kam mehr Schwung in unser Spiel.»

Mit den wieder einsatzberechtigten Schulz und Schwegler hat Häberli am Samstag mehr Optionen auf seiner Suche nach der optimalen und ausbalancierten FCL-Aufstellung. Vielleicht gelingt es dank ihnen, mehr Konturen in ein diffuses und schwer einzuordnendes Bild zu bringen, das Häberli und der FCL dieser Tage abgeben.

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