Sport
Servette holt in letzter Minute zwei Tore auf

Der EVZ macht’s spannend: Drei Köpfe, drei Geschichten

Der Start und der Schluss der regulären Spielzeit liefen gegen ihn: EVZ-Goalie Luca Hollenstein. (Bild: Patrick Straub/freshfocus)

In der ersten Reprise des letzten Playoff-Finals sah der Meister EV Zug bis zur Schlussminute wie der sichere Sieger aus: Doch dann machte der Genève-Servette HC innerhalb von 35 Sekunden aus einem 2:4 ein 4:4. Schliesslich schoss Christian Djoos den EVZ in der Verlängerung für mindestens 24 Stunden an die Tabellenspitze.

In den Köpfen dreier Zuger Spieler wird dieses 5:4 gegen die Genfer wohl noch etwas länger nachhallen. Diese stehen an einem unterschiedlichen Punkt in ihrem Werdegang.

Jungspund Luca Andrea De Nisco (20) kämpft darum, den Sprung in die höchste Spielklasse zu schaffen. Eine Chance, die er wohl vor allem darum bekommt, weil der EVZ mit Yannick Zehnder, Marco Müller und Sven Senteler einiges Verletzungspech zu beklagen hat.

Luca Hollenstein hat als hochtalentierter Goalie Interesse bei der Konkurrenz ausgelöst. Der EVZ will ihn behalten. Und Dario Simion (27) hat im Frühjahr seine erste WM für die Schweiz bestritten, nachdem er in seinem Leistungsvermögen quasi explodiert ist. Und die jüngste Verlängerung der Zusammenarbeit mit den Zugern um drei Jahre bis 2025 scheint ihn zu beflügeln.

Der «Robert De Niro» auf Kufen

Er habe nicht mal davon geträumt, mit dem Paradesturm der Zuger auf dem Eis stehen zu dürfen. Weil es Luca Andrea De Nisco völlig unrealistisch schien. Am ersten Tag im Oktober aber passierte genau das: Der 1,78 Meter grosse Mann mit der Nummer 94, auf dem nicht mal sein Name steht, durfte in seinem erst fünften Spiel in der National League die frühere Rolle des in die NHL abgewanderten Meisterschützen Grégory Hofmann einnehmen und neben Jan Kovar und Dario Simion stürmen.

«Das war nicht selbstverständlich und darum umso schöner», sagte der Zürcher im Gespräch mit zentralplus hinterher. «Neben zwei solchen Linienpartnern wollte ich nicht gross etwas versuchen, sondern meinen Job erledigen.»

«Vielleicht verzichtete Dario Simion bewusst auf den Hattrick.»

EVZ-Stürmer Luca Andrea De Nisco

Und der ist Luca Andrea De Nisco nicht so schlecht geglückt. Er, der wie Schauspieler-Ikone Robert De Niro offensichtlich in verschiedene Rollen schlüpfen kann, hätte sich als Vorbereiter beinahe den zweiten Skorerpunkt notieren lassen können.

Aber daraus wurde nichts, weil Goalgetter Dario Simion in der 26. Minute einen dritten Torerfolg ausliess, indem er den Puck am offenen Tor vorbeischob. Es wäre das 4:1 und vielleicht die Vorentscheidung gewesen. De Nisco nahm’s mit Humor: «Vielleicht verzichtete Dario Simion bewusst auf den Hattrick.»

Zugs Nachwuchshoffnung Luca Andrea De Nisco (rechts) im Zweikampf mit Servettes Söldner Daniel Winnik, der 9 Sekunden vor dem Ende des letzten Sirenentons auf 4:4 stellte. (Bild: Patrick Straub/freshfocus)

Das aufstrebende EVZ-Talent definiert sich selber als Energiespieler – dank seiner läuferischen Stärken und seiner Physis. Aber er kann durchaus auch in den Abschluss gehen. In der 45. Minute war Luca Andrea De Nisco nahe daran, die Seinen 4:2 in Führung zu bringen. Aber Genfs Goalie Gauthier Descloux intervenierte erfolgreich.

200 Sekunden später setzte sich der linke Flügel aber einen «Tolggen» ins Reinheft. Weil Luca Andrea De Nisco mit einem Haken in der Zone des Gegners eine Zweiminuten-Strafe kassierte. In der Kühlbox habe er sich unwohl gefühlt, weil zum einen der Zeitpunkt seines Fouls blöd gewesen sei. «Und weil eine Strafe in der Offensivzone jeden Trainer hässig macht», weiss er. Zugs Cheftrainer Dan Tangnes wird ihm wohl noch ein Feedback geben.

Der Kaltstart von Luca Hollenstein

Dass dem EV Zug Schlimmeres erspart blieb, verdankte Luca Andrea De Nisco während seiner Zeit in der Kühlbox vor allem seinem Goalie. Luca Hollenstein packte in diesem Unterzahlspiel der Zuger zwei starke Paraden aus.

Spätestens damit rehabilitierte sich die Zuger Nummer 2 hinter dem sechsfachen Meistergoalie Leonardo Genoni für seinen Kaltstart. Das 0:1 nach 63 Sekunden durch Daniel Winnik musste Luca Hollenstein vor den Augen von ZSC-Sportchef Sven Leuenberger auf seine Kappe nehmen, weil er sich zuvor durch einen Schuss aus weiter Ferne überraschen und diesen auch noch nach vorne abprallen liess.

Auch wenn er letztlich bloss auf die ungenügende Abwehrquote von 88,57 Prozent kam – keiner der nächsten drei Verlusttreffer konnten dem Zuger Goalie angekreidet werden.

Der Schlusspunkt von Dario Simion

Sein grosses Talent hat Stürmer Dario Simion in der EVZ-Meistersaison zur Entfaltung gebracht. Das trug dem rechten Flügel darauf die erste Berufung an eine A-WM mit der Nationalmannschaft ein.

Nun will sich der Tessiner als Goalgetter in der nationalen Spitze etablieren und die dreijährige Vertragsverlängerung den Zugern mit Skorerpunkten heimzahlen. Mit seinen ersten beiden Treffern hatte Dario Simion den frühen Rückstand in eine 2:1-Führung verwandelt. Das zweite Tor der Zuger geriet wegen Vorbereitung durch Jan Kovar und der herrlichen Vollendung gar zu einem Augenschmaus.

Zwar verpasste es Dario Simion am Freitagabend, sich als dreifachen Torschützen für den EVZ ausrufen zu lassen. Aber er bediente den früheren Stanleycup-Sieger Christian Djoos letztlich mit jenem Pass, den der Schwede zum spielentscheidenden Tor in der Verlängerung ausnutzte.

Dario Simion hat mit seinem persönlichen Effort grossen Anteil daran, dass die Zuger am Samstag als Tabellenführer zum Spitzenkampf nach Biel reisen. Allerdings nahm der Spielplan die Seeländer am Freitag nicht in Anspruch.

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