Trotz Talentpool in der Swiss League und im OYM

Darum sieht der EVZ in der Erhöhung der Anzahl Ausländer eine Chance

Ohne Financial Fairplay macht für EVZ-Sportchef Reto Kläy eine neue Ausländer-Regelung in der National League keinen Sinn. (Bild: EVZ)

Wie die ZSC Lions investiert auch der EV Zug Millionen in die Förderung des eigenen Nachwuchses. Aber im Gegensatz zu den Zürchern laufen die Zuger nicht Sturm gegen die Erhöhung der Anzahl Ausländer auf die Saison 2022/23. Warum nicht? Sportchef Reto Kläy erklärt die Position der EVZ-Verantwortlichen.

Von aktuell vier spielberechtigten Ausländern ab übernächster Saison gleich auf deren zehn? Anfang Februar werden die Macher der National League den Entscheid an einer ordentlichen Ligaversammlung fällen.

In jüngster Zeit haben sich verschiedene Medien in die Debatte eingeschaltet. Sie zweifeln daran, dass mit der Erhöhung der Anzahl Ausländer das Lohnniveau der Schweizer Spieler gesenkt werden kann. Stattdessen würden die Klubs noch mehr Geld als bisher ausgeben, prophezeien sie. Und sie sehen die Förderung des Nachwuchses und damit die Schlagkraft der Schweizer Nationalmannschaft künftig in Gefahr.

Bis heute haben aber nur die ZSC Lions gegen dieses von Berns CEO Marc Lüthi gepushte Anliegen Stellung bezogen. Warum nicht auch der ähnlich strukturierte EVZ?

zentralplus: Reto Kläy, eigentlich müsste sich doch die EVZ-Klubleitung mit Händen und Füssen gegen die Erhöhung der Anzahl Ausländer wehren. Warum geschieht das nicht?

Reto Kläy: Im Moment wird nur über das Thema zehn Ausländer geschrieben, wobei es doch um ein Gesamtpaket geht. Ginge es ausschliesslich um eine Erhöhung der Ausländer, würde ich den Unmut der Fans und von gewissen Leuten begreifen. Stattdessen wird medial nur ein Teilaspekt betrachtet und daraus zieht man die falschen Schlüsse für unser Eishockey.

zentralplus: Was ist denn die richtige Gesamtsicht, wenn die Anzahl Ausländer auf einen Schlag von vier auf zehn erhöht werden soll?

Kläy: Ob zehn meiner Meinung nach die richtige Anzahl ist, lassen wir mal so stehen. Aber man darf nicht vergessen, dass die meisten Klubs heute schon im Schnitt rund sieben Ausländer beschäftigen, vereinzelte sogar seit Jahren über zehn. Darin eingerechnet sind die Lizenz-Schweizer. Diesen Status würde es ja in Zukunft nicht mehr geben. Von diesem Standpunkt aus gesehen geht um eine sanfte Marktöffnung, die eine neue Perspektive und Möglichkeiten für die Klubs schafft.

«Niemand will dem Schweizer Eishockey schaden.»

EVZ-Sportchef Reto Kläy

zentralplus: Sind Sie sicher?

Kläy: Absolut. Wir müssen dafür schauen, dass die Kompetitivität generell in der Liga erhöht wird und dass es im Idealfall fünf verschiedene Meister in den nächsten zehn Jahren geben wird. Dass die Klubs wirtschaftlich gesund sind, dass nach wie vor eine hohe Identifikation bei den Fans besteht und die Nationalmannschaft weiterhin erfolgreich ist. Niemand will dem Schweizer Eishockey schaden.

zentralplus: Und das soll mit einer simplen Marktöffnung gelingen?

Kläy: Nein, und das ist ja gerade der springende Punkt: Eine allfällige Erhöhung der Anzahl Ausländer muss zwingend an ein Financial Fairplay gekoppelt sein, das die maximalen Ausgaben für jeden Klub auf gleicher Höhe limitiert.

zentralplus: Wo soll denn die Obergrenze zu liegen kommen?

Kläy: Die maximalen Ausgaben müssen deutlich unter denen von heute liegen. Und wer sie überschreitet, muss einen happigen Geldbetrag bezahlen, der auch wirklich wehtut. Ziel sollte es sein, dass kein Klub die definierte Obergrenze überschreitet. Ohne Financial Fairplay würde eine neue Ausländerregelung meines Erachtens absolut keinen Sinn machen.

«Wenn zehn Ausländer zugelassen wären, wäre es nicht unser Ziel, dieses Kontingent auszuschöpfen.»

zentralplus: Was würde sich bei einer Erhöhung der Anzahl Ausländer für den EV Zug verändern?

Kläy: Unsere Philosophie würde sich im Grundsatz nicht verändern. Wenn zehn Ausländer zugelassen wären, wäre es nicht unser Ziel, dieses Kontingent auszuschöpfen. Auf den Toppositionen werden wir weiterhin erstklassige Spieler beschäftigen und die Kadertiefe mit unseren jungen Talenten erreichen.

zentralplus: Worin sehen Sie die Chance einer Marktöffnung für den EVZ?

Kläy: Ich habe mich immer daran gestört, dass man sich auf dem Markt der Schweizer Spieler schon bis spätestens Anfang November entschieden haben musste, wie es nächste Saison weitergehen soll. Dabei zeigen erst die Playoffs, die ein paar Monate später folgen, den wahren Wert eines Spielers. Zudem kann die Entwicklung eines jungen Spielers von Oktober bis Saisonende zügig vorwärts gehen. Eine Marktöffnung liesse mir die Möglichkeit offen, in jedem Fall noch später reagieren zu können.

zentralplus: Steht die Erhöhung der Anzahl Ausländer auch in Zusammenhang mit einer möglichen Aufstockung der Liga?

Kläy: Dieser Punkt ist sicher auch Teil der Betrachtung und darf nicht ausser Acht gelassen werden. Tritt dieser Fall tatsächlich ein, ist schnell wieder zu hören, dass es nicht genügend fähige Schweizer Spieler gäbe, um alle Kader kompetitiv zu bestücken.

«Wir müssen unbedingt dafür schauen, dass wir möglichst viele Schweizer Nummer 1 in unserer höchsten Liga sehen.»

zentralplus: Sehen Sie keine Gefahr, dass die Schweizer Goalies bei einer Marktöffnung unter die Räder geraten könnten?

Kläy: Doch, diese Gefahr besteht. Wir müssen unbedingt dafür schauen, dass wir möglichst viele Schweizer Nummer 1 in unserer höchsten Liga sehen. Das müssten wir bei einer Marktöffnung vorgängig regeln. Aber wissen Sie was?

zentralplus: Sie werden es mir hoffentlich gleich sagen.

Kläy: Wir Schweizer haben die Tendenz, bei Veränderungen nur die Gefahren statt die Chancen zu sehen. Ich sehe ein gut überlegtes Gesamtpaket als eine grosse Chance für die National League.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von lui casutt
    lui casutt, 22.12.2020, 06:50 Uhr

    Im ganzen Interview wurde kein einziger Grund erwähnt, weshalb denn eine Aufstockung der Ausländer wirklich Sinne machen würde…!
    Also bleibt es bei den Befürchtungen, dass die Nachwuchsförderung leidet und der Lohndruck der Schweizer Spieler erhöht würde. Zudem würde eine Aufstockung der Ausländer die Qualität der Nationalmannschaft wohl kaum beflügeln.

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