So feiert die Mannschaft den Cupsieg in Bern

Celestini küsst den Rasen und Captain Schwegler ist den Tränen nahe

Die Freude im Luzerner Lager kennt keine Grenzen: FCL-Trainer Fabio Celestini küsst den Kunstrasen zu Bern nach dem ersten Titelgewinn seit 29 Jahren. (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Der FC Luzern holt sich seinen ersten Titelgewinn in diesem Jahrtausend. Im siebten Anlauf der Klubgeschichte klappte es zum dritten Mal, die Cup-Trophäe nach Luzern zu holen. Captain Christian Schwegler und Ersatzgoalie David Zibung hätten sich kein schöneres Karrierenende vorstellen können. Sie freuen sich auf eine lange Nacht in Luzern.

17 Tage nach dem EV Zug und seinem Gewinn der Eishockey-Meisterschaft ist der zweite grosse Sportverein der Zentralschweiz daran, sich ausgiebig und ausgelassen feiern zu lassen. Nach 29 Jahren des Wartens kann der FC Luzern endlich wieder einen Pokal in seine Vitrine stellen.

Die Freude bei der Mannschaft, dem Staff und den Klubverantwortlichen war grenzenlos. Schon vor der Pokalübergabe liessen die Spieler ihren Emotionen auf dem Kunstrasen des Berner Wankdorfs freien Lauf und verpassten einander Champagner-Duschen auf dem Spielfeld.

Und als sie nach dem 3:1-Triumph über den in allen Belangen unterlegenen FC St. Gallen den Kübel endlich in der Hand hielten, wollten sie gar nicht mehr aufhören, sich selber zu feiern. Wenn in Zeiten von Corona bloss 100 Zuschauer ins Stadion dürfen, müssen halt die Spassvögel im Team in die Bresche springen und für Stimmung sorgen.

Schwegler: «So schön, dass wir die Fans beschenken können»

Für den in knapp zwei Wochen 37 Jahre alt werdenden Christian Schwegler fühlte sich das, was in den wenigen Stunden davor passiert ist, wie «ein Märchen» an. «Ich habe darauf gehofft, dass wir allen, die den FC Luzern in irgendeiner Form unterstützen, mit diesem Sieg beschenken können», sagte er.

Und natürlich gebe es für ihn nichts Schöneres, als «mit einem Pokal in den fussballerischen Ruhestand zu gehen». Diesen hatte der FCL-Captain zusammen mit Ersatzgoalie David Zibung als Erstes in die Höhe gestemmt.

«20 Jahre habe ich sehnsüchtig auf einen Pokalgewinn gewartet. Und jetzt klappt's zum Karrierenende.»

FCL-Ersatzgoalie David Zibung

Deshalb sei er in den Minuten nach Spielschluss den Tränen nahe gewesen. Es ist sein erster Cupsieg in der Schweiz, nachdem er 2005 mit dem FCL und 2006 und 2009 mit den Young Boys im Endspiel unterlegen war. Dafür hat Christian Schwegler in den Jahren danach mit Red Bull Salzburg sechs Meistertitel und fünf Cupsiege eingefahren.

Zibung: «Besser, wenn ich nicht mehr spielte»

Was für Schwegler gilt, trifft auch auf David Zibung zu. Er hat jedem einzelnen seiner Teamkollegen vor der Pokalübergabe die Goldmedaille um den Hals gehängt. «In den drei Finals, in denen ich im Tor stand, wurden unsere Niederlagen immer knapper», sagte Zibung. 2005 unterlagen er und seine damaligen Luzerner Teamkollegen dem FC Zürich 1:3, 2007 dem FC Basel 0:1 und 2012 dem FC Basel 3:5 nach Penaltyschiessen.

«Darum war es in jedem Fall besser, wenn ich nicht mehr spielte», flachste er und folgerte: «Und schon haben wir den Pokal.» 20 Jahre lang habe er sehnsüchtig darauf gewartet, einen Titel zu gewinnen. «Und jetzt klappt's zum Karrierenende. Etwas Schöneres kann ich mir nicht vorstellen.»

Nun hofft der 37-jährige David Zibung darauf, dass die Polizei wie vor gut zwei Wochen bei der Meisterfeier in Zug ein Auge zudrückt bei den Feierlichkeiten in Luzern. «Wir werden uns betreffend Schutzmassnahmen so professionell wie möglich verhalten. Aber eh, wir haben so lange keinen Titel mehr gewonnen. Da muss doch was erlaubt sein.»

Celestini herzt unliebsame Unterlage

Fabio Celestini zelebrierte seinen bislang grössten Erfolg als Trainer, nachdem er mit Lausanne in die Challenge League aufgestiegen und mit Lugano in die Europa League vorgerückt war. Zur Feier des Tages küsste Celestini den Kunstrasen in Bern. Jene Unterlage also, der der FCL-Trainer rein gar nichts Positives abgewinnen kann.

Gegenüber den Medien versuchte er aber, seine riesige Freude so sachlich wie möglich rüberzubringen. Er redete davon, dass er erst 17 Monate in Luzern sei und damals kaum Deutsch gesprochen habe. «Und jetzt sind wir Cupsieger. Das ist ein fantastisches Gefühl.»

«Heute habe ich meinen FC Luzern gesehen.»

FCL-Trainer Fabio Celestini

Es ist dem 45-jährigen Romand gelungen, seine Mannschaft perfekt auf die wichtigste Aufgabe in den letzten neun Jahren vorzubereiten. Der FCL war über die gesamte Spieldauer die unzweifelhaft bessere Mannschaft. Dieser Erfolg ist ein erster Höhepunkt der Zusammenarbeit zwischen ihm und Sportchef Remo Meyer (zentralplus berichtete).

«Ich bin sehr stolz auf dieses Team. Auch in schwierigen Phasen sind wir als Gruppe immer zusammengeblieben und hielten uns konsequent an unsere Philosophie», sagte Fabio Celestini.

Ein nahezu perfekter Auftritt

Der FCL hinterliess vor drei Tagen in seinem letzten Meisterschaftsspiel zu Hause gegen Lugano (1:2) keinen guten Eindruck. «Das gab mir kurzzeitig ein komisches Gefühl», gestand Fabio Celestini freimütig ein. «Aber heute habe ich meinen FC Luzern gesehen.»

Einen FC Luzern, der bis auf das unnötige Gegentor zum 1:2 einen nahezu perfekten Auftritt ablieferte: spielerisch, kämpferisch, extrem fokussiert und sehr clever. Es war die beste Leistung einer Luzerner Mannschaft in diesem Jahrtausend.

Und wahrscheinlich der Beginn einer langen und unvergesslichen Fussball-Partynacht in Luzern.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Michel von der Schwand
    Michel von der Schwand, 25.05.2021, 10:19 Uhr

    Somit scheint klar, dass Celestini in Bern unterzeichnet hat.

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