Wird er der neue Luzerner Mozart?

Campo: Neustart beim FCL nach kolossalem Missverständnis

Der FC Basel ist Geschichte – jetzt nimmt Samuele Campo mit dem FC Luzern einen neuen Anlauf in der Super League. (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Er dachte sich wohl, dass es nicht schlimmer kommen könne als unter dem mittlerweile gefeuerten Basel-Trainer Ciriaco Sforza. Doch Samuele Campo (26) sollte sich irren. Darmstadt war für den begnadeten Offensivspieler keinen Abstecher wert. Jetzt ist er beim FCL und zurück bei seinem Mentor – aber Campo tritt in grosse Fussstapfen.

Am Dienstag vor dem Saisonstart gegen die meisterlichen Young Boys hat er sein erstes Mannschaftstraining mit seinen neuen Teamkollegen bestritten. Für Samuele Campo war es drei Tage nach dem letzten Testspiel der Luzerner ein Neustart nach einem Knacks in seiner Karriere.

Als der Basler beim FCL einen gültigen Dreijahresvertrag bis 2024 unterschrieb, musste erst mal der Blinddarm raus. Das kostete ihn fast die gesamte Vorbereitungszeit mit dem Cupsieger.

Aber das scheint in seiner Wahrnehmung zweitrangig zu sein. Samuele Campo sagt: «Der FCL ist der nächste wichtige Schritt in meiner Karriere. Fabio Celestini wollte mich unbedingt in seinem Team haben und ich benötige nach der letzten Saison dringend Spielpraxis.»

FCL zeigte schon im Winter Interesse

2020/21 war für ihn ein verlorenes Jahr in seiner Karriere. Erst flüchtete er Anfang dieses Jahres vor dem von Ciriaco Sforza gecoachten FC Basel. «Nicht nur vor ihm», will Samuele Campo präzisiert haben, ohne näher darauf einzugehen. «Ich bekam letztlich nicht mehr genügend Spielzeit.»

«Ich weiss nicht, was passiert ist. Mein Eindruck war, dass Darmstadt mich unbedingt wollte.»

FCL-Neuzugang Samuele Campo

Mit Basel hatte es der Kreativspieler bis zu diesem Zeitpunkt auf sechs Meisterschaftsspiele und drei Einsätze in der Qualifikation zur Europa League gebracht. Das sind total gut 340 Spielminuten. Es sollte ihn bei seiner nächsten Station Darmstadt noch viel schlimmer treffen. «Schon im Winter zeigte der FCL Interesse an mir. Aber damals hat es noch nicht geklappt», bemerkt er.

Beim Vertreter der zweiten Bundesliga brachte er es in einer halben Leihsaison auf zwei Ernstkämpfe und insgesamt 18 Spielminuten. «Ich weiss nicht, was passiert ist. Mein Eindruck war, dass Darmstadt mich unbedingt wollte», erzählt Samuele Campo.

Nur mit dem Sportchef geredet

Das Problem: Campo redete vor seinem Wechsel bloss mit Carsten Wehlmann, dem Sportchef der Hessen. Er gibt zu, dass er mit seinem damaligen Trainer Markus Anfang «kaum Kontakt» gehabt habe. Im Rückblick geht die Legende so, dass Anfang eigentlich einen defensiven Mittelfeldspieler haben wollte. Und später darum dem offensiv orientierten Campo vorwarf, er leiste zu wenig Defensivarbeit.

«Fabio Celestini hat mir bei Lausanne Vertrauen gegeben und ich habe es ihm zurückgezahlt.»

Ein kolossales Missverständnis. FCL-Trainer Fabio Celestini hingegen weiss ganz genau, was er mit Samuele Campo bekommt. Er hat der Hochbegabung 2016/17 die ersten Gehversuche in der Super League ermöglicht. «Für diese zwei Jahre bin ich ihm dankbar. Es war eine sehr gute Zeit. Er hat mir Vertrauen gegeben und ich habe es ihm zurückgezahlt», sagt Campo. «Meinen Fähigkeiten kommt der kreative Freiraum, den mir Fabio Celestini in seinem offensiven Spielsystem gewährt, sehr entgegen.»

Allerdings ist die Ausgangslage bei ihrer neuerlichen Zusammenarbeit eine andere: Bei Lausanne-Sport, vor fünf Jahren Aufsteiger in die Super League, hat sich der damalige Jungspund Samuele Campo auf einem Experimentierfeld austoben dürfen. In Luzern sind die Ansprüche nach dem grossartigen Cupsieg im Mai und dem mutmasslichen Abgang des österreichischen EM-Fahrers Louis Schaub in die Höhe geschnellt. Ab sofort muss Samuele Campo liefern.

Statistisch auf Augenhöhe mit Schaub

Dass er das Zeug dazu hat, um der neue Wolfgang Amadeus Mozart im Luzerner Offensivspiel zu werden, belegt seine bisherige Super-League-Statistik: In bislang 113 Super League-Spielen brachte er es auf 25 Tore und 32 Assists.

Zum Vergleich: Louis Schaub brachte es letzte Saison auf acht Tore und zehn Assists in 32 Meisterschaftsspielen mit dem FCL und auf einen Durchschnitt von 0,56 Punkten pro Match. Mit einem halben Punkt pro Einsatz liegt der neuverpflichtete Campo ziemlich genau auf Augenhöhe.

Mit der hohen Erwartungshaltung, als Basler Antwort auf den FCL-Mozart gelten zu müssen, geht der 26-Jährige scheinbar locker um. «Ich mache mir nicht gross Druck», sagt er.

Den Knick in seiner Karriere will Samuele Campo bis im nächsten Sommer ausgebügelt haben. Er erwartet «viel Spielzeit, um in den Matchrhythmus zu gelangen». Und darüber hinaus von sich selber, «Entscheidendes für den FCL bewirken zu können. Wir wollen gemeinsam viel erreichen».

Nur dann, sagt er, könne er mit sich und seiner Leistung zufrieden sein.

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