Trainer des SC Kriens ist vom Aufstieg überzeugt

Bruno Berner: «Dieser Klub stand nicht auf meiner Liste»

Bruno Berner im provisorischen Klubrestaurant des SC Kriens.

(Bild: pze)

Der SC Kriens startet am Wochenende als Tabellenführer in die Rückrunde. Einen grossen Anteil daran hat der neue Krienser Trainer Bruno Berner. Der ehemalige Nationalspieler verrät, warum es mit dem Aufstieg klappt – und warum er seine Trainerkarriere nicht in der Super League starten wollte. 

Bruno Berner sitzt im provisorischen Klubrestaurant im Kleinfeld. Er koordiniert sein heutiges Training via Whatsapp, wegen der Kälte funktionieren die Duschen nicht. Fitnessprogramm ist angesagt. Bei den Temperaturen, die diese Woche herrschten, habe er umstrukturieren müssen, erzählt der ehemalige Nationalspieler. «Wir wollen keine unnötigen Verletzungen riskieren», sagt er. Man spürt die Vorfreude des Coachs auf die kommenden Aufgaben seines SC Kriens.

Der grün-weisse Nachbar des FC Luzern grüsst von der Tabellenspitze der 1. Liga Promotion. Ein Déjà-vu, werden viele sagen. Bereits im Vorjahr startete der Aufstiegsfavorit SCK im Frühling aus der Pole-Position in die Rückrunde – schlussendlich reichte der Atem nicht. Aus den letzten fünf Meisterschaftsspielen resultierte kein einziger Sieg. Nun soll es seine Mannschaft besser machen – dafür will Bruno Berner persönlich sorgen. 

zentralplus: Bruno Berner, ist der SC Kriens bereit für die Rückrunde?

Bruno Berner: Ja. Wir haben uns jetzt drei Monate lang auf das Spiel gegen die U21 des FC Zürich vorbereitet. Wir brauchen jetzt diesen Ernstkampf, um zu wissen, wo wir stehen.

zentralplus: Die Ausgangslage ist gleich wie vor einem Jahr. In der Vorsaison hat man den Aufstieg in den letzten fünf Partien regelrecht hergeschenkt. Warum wird das in diesem Jahr nicht passieren?

Berner: 2017 begann mit einem Cup-Highlight gegen den FC Sion – der Fokus war nicht voll auf der Meisterschaft. Das ist jetzt anders, wir sind von Anfang an ganz auf die Meisterschaft konzentriert. Dazu haben wir neue Spieler, die ein halbes Jahr Zeit hatten, sich im Verein und der Liga zurechtzufinden.

zentralplus: Was ist mit den Spielern, die diese Situation bereits erlebt haben – steckt dort die Enttäuschung noch in den Köpfen?

«Ich denke, ich gehe als sympathischer Zürcher durch.»

Berner: Das glaube ich nicht. Wenn Sie die Jungs im letzten Mai gefragt hätten: Möchtet ihr nächstes Jahr noch einmal als Tabellenerster in die Rückrunde starten? Es hätten alle unterschrieben. Wir wissen, was letzte Saison nicht optimal lief und wollen diese Erfahrungen nutzen und es jetzt durchziehen.

zentralplus: Sprechen wir über Sie. Wie haben Sie sich in Kriens eingelebt?

Berner: Sehr gut. Ich bin zwar Zürcher, habe aber auch Familie in der Innerschweiz. Ich bin hier also richtig verwurzelt (lacht).

zentralplus: Sie sprechen es an: Der SCK setzt auf lokale Identifikation. Man will Leute aus der Region in den Verein einbinden, so die Philosophie des Klubs. Warum hat sich der SCK trotzdem für Sie entschieden?

Berner: Da müssen Sie den Sportchef fragen. Ich denke, ich gehe als sympathischer Zürcher durch, sonst hätte man mich nicht genommen (schmunzelt).

Bruno Berner sagt, warum es in diesem Jahr mit dem Aufstieg klappt:

zentralplus: Sie starteten Ihre Trainerkarriere bei den FCZ-Junioren. Dann übernahmen Sie den FC Tuggen im Abstiegskampf der 1. Liga Promotion. Jetzt bleiben Sie mit dem SCK der dritthöchsten Spielklasse treu. Sie planen Ihre Karriere konservativ; Gerry Seoane, Ludovic Magnin, Marc Schneider oder Raphael Wicky stiegen alle direkt in der höchsten Liga ein. Warum gehen Sie den längeren Weg?

Berner: Ein wichtiger Unterschied ist, dass diese Trainer über Erfahrung mit der U21-Mannschaft des jeweiligen Vereins verfügen. Das ist bei mir anders. Ich betreute beim FCZ die U18-Junioren, bevor ich den Verein verliess. Ausserdem fehlt mir das nötige Diplom für die höchsten Spielklassen.

zentralplus: Könnten Sie im Falle eines Aufstiegs in die Challenge League den SCK überhaupt weitertrainieren?

Berner: Es besteht die Möglichkeit einer provisorischen Zulassung. Das Diplom würde ich im März 2019 nachholen. Da findet sich eine Lösung.

«Der SCK wurde damals durch den Abgang durch Marinko Jurendic auf dem falschen Fuss erwischt.»

zentralplus: Beim FC Tuggen hatten Sie keinen Erfolg. Das Trainer-Fieber scheint Sie aber dennoch gepackt zu haben?

Berner: In Tuggen hätte es ein Wunder gebraucht, um den Abstieg noch zu verhindern. Das ist leider ausgeblieben. Doch in diesem halben Jahr ging meine persönliche Lernkurve steil nach oben. Ich merkte: Das ist noch einmal etwas anderes als bei den Junioren. Rund zwei Wochen nach dem Ende meines Engagements beim FCT klingelte das Telefon und der SC Kriens rief an. Da musste ich eine Entscheidung fällen.

zentralplus: Warum haben Sie so spontan zugesagt?

Berner: Spontaneität und Flexibilität sind Eigenschaften, die mich auszeichnen. Weder Tuggen noch Kriens standen auf meiner Liste. Doch bei meinem ersten Treffen mit Präsident Werner Baumgartner und Sportchef Bruno Galliker habe ich sofort gemerkt: Das «giiget», das passt. Der SCK wurde damals durch den Abgang durch Marinko Jurendic auf dem falschen Fuss erwischt. Da musste die Klubführung schnell einen adäquaten Ersatz präsentieren.

zentralplus: Die Spontaneität ist löblich – aber plant man seine Trainerkarriere nicht über eine längere Zeit als zwei Wochen?

Berner: Im Fussball weiss man nie, was passiert. Man kann seine Karriere planen, doch es kommt meist doch anders. Es gibt Momente, in denen man sich fragen muss: Was ist der nächste Schritt für mich und meine Zukunft? Das Angebot des SC Kriens fühlte sich richtig an.

Der SCK-Trainer mit einer kleinen Figur der Schweizer Nati – auch Berner spielte 16 Mal für die Schweiz.

Der SCK-Trainer mit einer kleinen Figur der Schweizer Nati – auch Berner spielte 16 Mal für die Schweiz.

(Bild: pze)

zentralplus: Marinko Jurendic wechselte – trotz verpasstem Aufstieg – im Sommer nach Aarau und damit eine Liga höher. Ist der SC Kriens ein Sprungbrett als junger Trainer?

Berner: Der SC Kriens ist in der Schweiz bekannt, viele bekannte Trainer waren einmal hier. «Sprungbrett» würde ich es aber nicht nennen. Es ist ein spezieller Ort mit speziellen Leuten. Das passt sehr gut zu mir. Der Verein hat eine klare Philosophie, man positioniert sich als Nummer zwei in der Region hinter dem FC Luzern.

Zur Person

Bruno Berner (40) ist ehemaliger Profi-Fussballer. Der Verteidiger und gelernte Bankkaufmann begann seine Karriere bei den Grasshoppers und spielte später für den SC Freiburg und den FC Basel. Berner spielte 16 Mal für die Nationalmannschaft, unter anderem an der EM in Portugal 2004. Nach der aktiven Karriere trainierte er Jugendmannschaften des FC Zürich und den FC Tuggen (damals 1. Liga Promotion).

zentralplus: Wenn ein Angebot aus der Super League kommt, sind Sie weg?

Berner: Jetzt gehen Sie ganz schön in die Offensive.

zentralplus: Aber bei einem Jungtrainer mit Ambitionen ist die Frage berechtigt.

Berner: Ich kann die Frage nicht beantworten, weil sie mir zu spekulativ ist. Wie gesagt, im Fussball weiss man nie, was kommt. Uli Forte hätte wohl auch nicht gedacht, dass er als Dritter der Super League plötzlich gehen muss.

zentralplus: Aber in der Zukunft wird die höchste Liga schon Ihr Ziel sein?

Berner: So weit denke ich nicht, heute ist es nicht Teil meiner Überlegungen. Es spielt immer mehr mit als nur das Sportliche: Meine Entscheidungen müssen immer mit der Familie abgestimmt sein. Eine Trainerstelle in der Super League bedeutet, rund um die Uhr auf Abruf zu sein. Das kann und will ich als Vater und Ehemann nicht leisten. Ich möchte meine zwei Kinder aufwachsen sehen. Deshalb ist ein solches Engagement bei mir momentan sicher kein Thema.

zentralplus: Heute arbeitet der SC Kriens eng mit dem FC Luzern zusammen. Man hat mit dem Team Innerschweiz eine Ausbildung geschaffen, von denen beide Teams profitieren. Wird sich da im Falle des Aufstiegs etwas ändern? Sie möchten die besten Junioren sicherlich gerne behalten, um in der Challenge League bestehen zu können.

Berner: Ich denke nicht, dass sich an den Verhältnissen etwas ändern wird. Die besten Junioren der Region sollen noch immer den Sprung zum FCL schaffen. Für uns ist das kein Nachteil, im Gegenteil, wir werden noch attraktiver für den FCL, um den Jungen Spielpraxis in der zweithöchsten Spielklasse bieten zu können. So werden wir beispielsweise interessant für Leihgeschäfte.

zentralplus: Zurück zum Aufstiegskampf: Wie wichtig ist ein guter Start in die Rückrunde?

Berner: Sehr wichtig, wir wollen uns vorne festsetzen und den Vorsprung ausbauen.

«Man kann aber sagen, dass wir 30 Auswärtsspiele haben.»

zentralplus: Gegen die U21 des FCZ hat man in der Vorrunde nur ein 2:2 erreicht. Was muss besser sein als im Hinspiel, um zu gewinnen?

Berner: Man darf nicht vergessen, das Spiel fand vier Tage nach dem Cupspiel gegen den FC Luzern statt. Das war psychisch eine Herausforderung, wir mussten die Spannung hochhalten, nachdem die ganze Region auf diesen Cupmatsch hingefiebert hatte. Und wir haben eigentlich vieles richtig gemacht, gemessen an den Chancen müssten wir dieses Spiel gewinnen. Die beiden Tore für Zürich fielen durch Standards, es war sehr unglücklich.

zentralplus: Sie spielen Ihre Heimspiele in Emmenbrücke, so lange das Kleinfeld im Umbau ist. Könnte das fremde Gersag-Stadion im knappen Aufstiegskampf zur Hypothek werden?

Berner: Eine Hypothek ist es nicht. Wir sind dem FC Emmenbrücke für die Gastfreundschaft sehr dankbar. Man kann aber sagen, dass wir 30 Auswärtsspiele haben – es ist nicht unsere Kabine, nicht unser Rasen, wir trainieren nicht vor Ort. Aber die Jungs haben sich an das Umfeld gewöhnt und werden damit umgehen können.

zentralplus: Ist das erste Krienser Heimspiel im neuen Kleinfeld ein Challenge-League-Spiel?

Berner: Davon sind wir überzeugt.

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