Aufregung um Talent wegen Lausanne-Gerücht

Blüht Rodriguez beim FCL noch auf?

Nach drei Spielen auf der Ersatzbank sieht es nicht danach aus, dass Rodriguez in absehbarer Zukunft eine Hauptrolle einnehmen wird.

(Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Auch nach zwei Saisons ist Francisco Rodriguez noch immer nicht zum Stammspieler beim FC Luzern aufgestiegen, bei der Premiere von Trainer René Weiler gegen Xamax (0:2) war er erneut zweite Wahl. Das Projekt mit dem 22-jährigen Techniker steckt in einer sportlichen Sackgasse. Was ist da los?

Anfang Woche lancierte der «Blick» ein Gerücht, das die Verantwortlichen beim FCL ganz schön auf Trab halten sollte. Es besagte, dass Lausanne die beiden in der Super League engagierten, aber kaum zum Zuge kommenden Rodriguez-Brüder (Francisco vom FC Luzern und Roberto vom FC Zürich) zu verpflichten gedenke. Gut vorstellbar, dass sich der vom Petrochemie-Konzern Ineos alimentierte Super-League-Absteiger einen solchen Doppeleinkauf aus der Porto-Kasse leisten könnte.

Beim FCL taxierten sie das Gerücht als haltlos, machten aber trotzdem alle Schotten dicht. Francisco Rodriguez stellen sie den Journalisten nicht zur Verfügung und fünf Fragen zur sportlichen Situation des talentierten Offensivspielers nahm FCL-Sportkoordinator Remo Meyer zum Anlass, sich im Phrasendreschen zu üben. Warum dieses Versteckspiel?

Plan mit Rodriguez droht zu scheitern

Die Antwort darauf ist eine simple: Die sportliche Abteilung im FCL will das vielschichtige Problem, das es mit Francisco Rodriguez und seiner Spielweise tatsächlich gibt, unter dem Deckel halten. In der Hoffnung, dass es sich mit etwas Geduld und Glück in Luft auflöst.

Der Plan, den die Luzerner mit dem Kreativspieler verfolgten, schien sinnvoll zu sein. Sie befreiten den jüngeren Bruder von Nati-Verteidiger Ricardo Rodriguez im Sommer 2016 von seinem Irrtum Bundesliga, investierten zum Saisonende schönes Geld in eine definitive Übernahme (sein Marktwert liegt laut «transfermarkt.ch» aktuell bei 900’000 Euro) und statteten ihn mit einem Vertrag bis 2020 aus. Sie wollten Rodriguez im FCL-Dress zum Stammspieler reifen lassen in der Absicht, ihn vor Ablauf der Zusammenarbeit gewinnbringend weiterverkaufen zu können.

Francisco Rodriguez' Stärken liegen im Spiel mit dem Ball.

Francisco Rodriguez’ Stärken liegen im Spiel mit dem Ball.

(Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Doch die Umsetzung des Plans will einfach nicht Fahrt aufnehmen. Francisco Rodriguez hat sich unter seinem Fürsprecher Markus Babbel nicht durchsetzen können (6 Tore und 2 Vorlagen in 24 Meisterschaftsspielen 2016/17 und 2 Tore und 5 Vorlagen in 18 Spielen bis zur Winterpause 2017/18). Er spielte in diesem Frühjahr unter Taktikfuchs Gerardo Seoane, der den FCL von Rang 9 bis auf Platz 3 führte, nur eine Nebenrolle (7 Mal in der Startformation, 6 Mal ohne Einsatz im Kader und 2 Tore und 1 Vorlage in total 11 Einsätzen). Und am Samstag kam er auch bei der Premiere von René Weiler als FCL-Trainer nur auf 14 Minuten Einsatzzeit (0:2 gegen Xamax). So drohen der Plan und Rodriguez in Luzern zu scheitern. Man darf gespannt sein, ob Rodriguez im nächsten Spiel, am Sonntag um 16 Uhr, gegen den FC Thun zum Einsatz kommt.

Es stimmt hinten und vorne nicht

Wo klemmt’s? Salopp ausgedrückt: Bei Francisco Rodriguez stimmt es hinten und vorne nicht. Und das liegt nicht nur an ihm, der von Mitspielern und Betreuern im FCL als «guter und umgänglicher Typ» geschätzt wird, sondern auch an den Umständen im FCL-Kader.

«Bei Rodriguez ist es eine Mentalitätsfrage. Als Latino neigt er zu Verspieltheit und nicht zu Aggressivität.»

René Weiler, FCL-Trainer

Im Spiel nach hinten stimmt es nicht, weil das 1,76 Meter grosse Talent mit der schweizerischen, chilenischen und spanischen Staatsbürgerschaft Mängel im Defensivspiel aufweist. «Er hat Defizite im Zweikampfverhalten und in puncto Athletik», sagt René Weiler. Deshalb wird er, wenn überhaupt, meist auf der (linken) Aussenbahn aufgestellt, um das Risiko eines Gegentores zu minimieren, wenn Rodriguez seinen defensiven Pflichten nicht gerecht wird. Pech für ihn ist, dass im defensiven Mittelfeld des FCL ein Routinier fehlt, der ihm den Rücken etwas freihalten könnte.

Eleke wartet auf Arbeitsbewilligung

Der erste Feldspieler, den der FC Luzern für die neue Saison verpflichtet hat, ist bereits in Luzern eingetroffen (zentralplus berichtete). Doch nach Auskunft von Mediensprecher Markus Krienbühl werde es wohl mindestens noch zwei Spiele dauern, bis Blessing Eleke im Dress seines neuen Arbeitgebers auflaufen könnte.

Der 22-jährige Nigerianer braucht neben einer Spielberechtigung der Liga vor allem eine Arbeitsbewilligung, mit deren Eintreffen die FCL-Verantwortlichen in sieben bis zehn Tagen rechnen. Bis dahin darf der fast 1,90 Meter grosse Stürmer nicht mit seinen Teamkollegen mittrainieren, sondern muss die Einheiten alleine absolvieren. Der Stürmermarkt sei ein brutal hartes Pflaster, da koste schon ein Durchschnittsspieler ein paar Millionen, erläutert FCL-Trainer René Weiler und sagt über seinen Neuzugang: «Von den verschiedenen Stürmern, die wir angeschaut haben und die für uns finanziell im Rahmen des Machbaren liegen, bin ich froh, dass er in Luzern ist.»

Denn im Spiel nach vorne kommt Rodriguez am besten in zentraler Position zur Geltung. Er hat das Auge und die Kreativität, um Mitspieler gefährlich in Szene zu setzen, aber auch die Fähigkeit, selber Tore zu schiessen. «Letztlich wird ein Offensivspieler an seiner Effizienz gemessen, ganz egal, wie sein Defensivspiel und seine Athletik sind», weiss Weiler. Über den Winter hat Rodriguez aber mit Valeriane Gvilia starke Konkurrenz auf dieser Position bekommen. Wegen der nicht immer optimalen Laufwege der Stürmer tendiert Rodriguez bisweilen dazu, einen Tick zu lange mit dem Abspiel zu warten. Umso schwieriger wird es für ihn, wenn er die Stürmer von einer Aussenposition aus lancieren muss.

Konkurrenz kann beflügeln

Muss Rodriguez also schon zu Beginn seiner Karriere die Erfahrung machen, dass man als Profifussballer zur falschen Zeit am falschen Ort sein kann?

Seine Situation im FCL scheint schwierig, aber nicht hoffnungslos. Zum einen steht es ihm frei, sein Defensivspiel und seine Athletik auf ein höheres Niveau zu bringen. Das werde kein leichtes Unterfangen, glaubt Weiler: «Bei Rodriguez ist es eine Mentalitätsfrage. Als Latino neigt er zu Verspieltheit und nicht zu Aggressivität.»

Und zum andern ist die sportliche Abteilung des FCL daran, das Kader auch nach dem Zuzug des nigerianischen Mittelstürmers Blessing Eleke (siehe Box) zu verstärken. Vielleicht ist das der Input, der Rodriguez im FCL-Dress aufblühen lässt.

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