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Steht der Schweiz das Ende des Profi-Sports bevor? Das Gerücht, wonach die Obergrenze von 1'000 Zuschauern an Grossveranstaltungen zur Bekämpfung des Corona-Virus bis Ende März 2021 beibehalten werden soll, hält die Fussballverantwortlichen auf Trab. Jetzt halten auch sie dagegen.
Am 12. August entscheidet der Bundesrat, wie es mit den Grossveranstaltungen weitergehen soll. Bis zum Ende des nächsten Monats gilt nach wie vor eine Obergrenze von 1'000 Zuschauern – und am 12./13. September beginnt die neue Fussball-Meisterschaft.
Nun hat der «Tagesanzeiger» drei Szenarien ins Spiel gebracht, wie es ab September mit Publikumsanlässen weitergehen kann. Diese lauten:
- Die Brutalo-Variante: Bis zum 31. März 2021 wird die bisherige Obergrenze von 1'000 Zuschauern beibehalten.
- Die Mittelweg-Variante: Bis zum genau gleichen Zeitpunkt werden Anlässe mit über 1'000 Zuschauern bewilligungspflichtig gemacht. Der Entscheid liegt dabei auf kantonaler Ebene.
- Die Utopie-Variante: Ab September werden alle Begrenzungen aufgehoben. Bei den landesweit steigenden Infektionszahlen gilt sie als unwahrscheinlich.
Die drei Varianten befinden sich derzeit bei den Kantonen und Verbänden in der Vernehmlassung. Der FC Luzern hat sich schon letzte Woche dafür stark gemacht, ab nächster Saison zumindest allen Saisonabo-Besitzern wieder Einlass ins Stadion gewähren zu können. Der Richtwert für ihr Vorhaben liegt bei rund 6'000 Abocard-Inhabern (zentralplus berichtete).
FCL mit rund 7'500 Zuschauern
Die Super League hat nun mit einem neuen Schutzkonzept einen Gegenvorschlag lanciert. Dieses sieht folgende Grundpfeiler vor:
- Generelle Maskenpflicht in allen Stadionbereichen.
- Verzicht auf Gästefans in der Super und der Challenge League.
- Ausschliesslich Sitzplätze in der Super League.
Mit diesem Schutzkonzept, so schreibt die Liga in einer Medienmitteilung, können in jedem Stadion mindestens 50 Prozent der jeweiligen Sitzplatzkapazität ausgelastet werden.
Auf die Swissporarena umgemünzt heisst das: Zu jedem FCL-Heimspiel wären ab nächster Saison um die 7'500 Zuschauer zugelassen.
Dringend auf Einnahmen angewiesen
Klar ist: Der FC Luzern ist dringend auf Einnahmen angewiesen. Die Wiederaufnahme der Super-League-Saison, die am nächsten Montag ihren Abschluss finden wird, hat bloss Kosten verursacht.
Und genauso klar ist auch: Der FCL unterstützt den Vorschlag der Liga, mit einem neuen Schutzkonzept die Zuschauerzahl in den Stadien erhöhen zu können. «Solange Massnahmen gegen das Corona-Virus ergriffen werden müssen, ist das die bestmögliche Variante», heisst es bei den Luzernern.
Es geht laut FCL um Tausende von Jobs
Die FCL-Macher haben die Hoffnung, dass «das Bewusstsein bei den Behörden dafür gewachsen ist, die Rahmenbedingungen jedes Veranstalters individuell zu prüfen, um eine flexible Zuschauer-Obergrenze festzulegen». Es brauche jetzt individuelle Lösungen, schliesslich stünden in der gesamten Schweiz Tausende Jobs auf dem Spiel.
Damit befinden sie sich auf gleicher Linie wie Luzerns Gesundheitsdirektor Guido Graf. Auf Anfrage von zentralplus sagt er: «Wir begrüssen die Variante, dass der Kanton Veranstaltungen mit über 1'000 Zuschauern bewilligen kann.»
Neue Bedingungen für Kredite?
Wie lange der finanzielle Schnauf beim FC Luzern ausreicht, falls sich die Brutalo-Variante mit einer Beibehaltung von maximal 1'000 Zuschauern bis Ende März 2021 durchsetzen wird, ist gemäss offizieller Klub-Stellungnahme nicht abschätzbar: «Das können wir aktuell nicht sagen, weil sich die finanziellen Rahmenbedingungen stetig ändern.»
Mit den «finanziellen Rahmenbedingungen» zielt der FCL auf die Kreditvergabe des Bundes an die Profi-Vereine im Fussball und Eishockey ab. Weil daran geknüpfte Bedingungen (zum Beispiel Solidarhaftung und Reduzierung des Lohnvolumens der Spieler um 20 Prozent) schlicht nicht annehmbar sind, sind bislang weder die Fussball- noch die Eishockey-Liga auf den Deal eingegangen. Darum gibt es mittlerweile politische Akteure, die eine Überarbeitung der aktuellen Bedingungen fordern.
FCL: Liquidität reicht bis Anfang 2021
Inoffiziell gibt es beim FC Luzern aber durchaus eine Schätzung, wann die Liquidität zur Neige geht. Der umsichtige Finanzchef Richard Furrer errechnet dauernd verschiedene Szenarien zuhanden der FCL-Verantwortlichen.
Laut einem Gewährsmann sind die Luzerner spätestens ab dem neuen Jahr auf Einnahmen angewiesen. «Eine Obergrenze von 1'000 Zuschauern bis Ende März 2021 wäre der Killer.»
Beim EV Zug will man zu den drei Varianten keine Stellung beziehen. Die Eishockey-Liga hat ein Schutzkonzept, das sich «60-Prozent-Formel» nennt, im Hinblick auf die neue Saison schon vor Wochen ausgearbeitet. Der Saisonstart ist vorerst auf das dritte September-Wochenende terminiert, wird aber bei einer Beibehaltung der aktuellen Zuschauer-Obergrenze auf später verschoben.
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