CEO Patrick Lengwiler im Interview

Ausbau der Bossard-Arena: EVZ geht in die Offensive

«Wir brauchen diesen Ausbau»: EVZ-CEO Patrick Lengwiler. (Bild: EVZ)

Eine neue Fanzone, mehr Gastronomie und eine Winterlandschaft auf dem Arenaplatz: Der EVZ will sein Stadion erweitern. Bevor die Politik die nächsten Schritte diskutiert, hat der Verein jetzt eine Kommunikationsoffensive gestartet. CEO Patrick Lengwiler erklärt die Hintergründe.

Mehr Platz für die Fans und die Gastronomie: Der EVZ will die Bossard-Arena ausbauen. Nach über zehn Jahren stosse das Stadion an seine Grenzen, begründet der Schweizer Meister die Pläne.

Der Stadtrat hat mehrere Varianten zur Erweiterung geprüft und sich jetzt für das Konzept «Keep Building» ausgesprochen. Sie sieht eine Aufstockung des Dachs auf der Nordseite, zusätzliche 1600 Zuschauerplätze und eine Fanzone vor. Im Februar wird sich der Grosse Gemeinderat mit dem Thema beschäftigen (zentralplus berichtete).

Diese Woche nun hat der EVZ eine neue Website zum Stadionprojekt aufgeschaltet. Online nimmt der Verein, gemeinsam mit der Stadt, Stellung zu zahlreichen Fragen und Kritikpunkten. Im Gespräch mit zentralplus sagt CEO Patrick Lengwiler, was er damit bezweckt.

zentralplus: Herr Lengwiler, braucht der EVZ eine Imagekampagne, um Politik und Bevölkerung vom Ausbau des Stadions zu überzeugen?

Patrick Lengwiler: Nein, wir wollen einfach proaktiv kommunizieren. Das Projekt wird sich in den nächsten Jahren hoffentlich konkretisieren und weiterentwickeln. Deshalb macht es für uns Sinn, die Bevölkerung aus erster Hand auf einer eigenen Website aktuell über die Fortschritte zu informieren.

zentralplus: Ist dieser Schritt jetzt eine Reaktion auf die Kritik aus dem Grossen Gemeinderat?

Lengwiler: Nein, die Projektwebseite war unabhängig davon geplant. Aber die Debatte zeigt: Eine transparente Kommunikation ist sehr wichtig.

«Wollen wir konkurrenzfähig bleiben, brauchen wir diese Erweiterung.»

zentralplus: Sprechen wir über das Stadion. Wieso braucht der EVZ mehr Platz?

Lengwiler: Wir stehen als Hockeyklub der höchsten Liga in Konkurrenz zu den anderen Klubs. Wenn man als Klub wie wir die Erträge vollumfänglich selber erwirtschaften will oder muss, dann hat die Wirtschaftlichkeit sehr viel mit dem Stadion und dessen Kapazitäten zu tun. Wollen wir konkurrenzfähig bleiben, brauchen wir diese Erweiterung. Ansonsten geraten wir unweigerlich ins Hintertreffen.

zentralplus: Aber Zug hat doch ein relativ neues Stadion.

Lengwiler: Obwohl die Bossard-Arena erst 11-jährig ist, haben wir schon bald das fünftälteste Stadion der Liga, aber das ist nicht der Punkt. Wir haben eine sehr hohe Auslastung und könnten mehr Tickets verkaufen. Wir haben also das Potenzial für Wachstum. Und im Vergleich zu anderen Klubs hinken wir bei der Gastronomie hinterher. Nehmen wir als Beispiel Fribourg, welche in einem Stadion mit rund 9’000 Plätzen spielen: Sie verkaufen pro Spiel über 1’100 Portionen Fondue – denn ihr Stadion hat dreimal so viele Gastronomie-Sitzplätze wie wir.

zentralplus: Böse Zungen sagen, es gehe vor allem darum, mehr Cüpli-Zuschauer zu verköstigen.

Lengwiler: Vorab: Ich habe Mühe mit der Unterscheidung zwischen den sogenannten Cüpli- und den «richtigen» Fans. Viele Gönner oder Sponsoren haben ihren Ursprung in der Fankurve. Fakt ist: Die Ausgaben steigen und die Erweiterung kostet viel Geld. Darum braucht es explizit auch ein teureres Segment zur Querfinanzierung. Wir haben bereits heute vergleichsweise hohe Eintritts- und Sponsoringpreise – diese Zitrone ist ausgepresst. Denn der EVZ will weiterhin eine Stehplatzrampe und günstige Sitzplätze anbieten.

zentralplus: Das heisst, für die Fans wird es nicht teurer?

Lengwiler: Nein, teurere Tickets sind nicht geplant. Aber genau deswegen braucht es zusätzliche Plätze, damit wir dies bewerkstelligen können.

zentralplus: Der geplante Ausbau kostet rund 36 Millionen Franken. Der EVZ will das selber finanzieren. Wieso?

Lengwiler: Die Bossard-Arena wurde 2010 primär für und wegen uns erstellt. Diese Arena hat uns unsere Entwicklung als Unternehmung in den letzten Jahren überhaupt ermöglicht. Aus sportlichen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Gründen brauchen wir nun eine Kapazitätserweiterung, wenn wir konkurrenzfähig bleiben wollen. Dies soll aber nicht auf Kosten der Stadt Zug und der Steuerzahler geschehen – wir wollen die Erweiterung selber realisieren. Die Stadt Zug ihrerseits plant derzeit viele Investitionen, vor allem in Schulhäuser, sodass der Ausbau des Stadions nicht im Vordergrund steht. Auch deswegen ist für uns klar, dass wir den Ausbau selber finanzieren wollen.

zentralplus: Das klingt fast zu schön, um wahr zu sein. Der EVZ hat ja auch handfeste Vorteile, wenn er das Zepter übernimmt.

Lengwiler: Das will ich nicht bestreiten. Finanzieren wir die Erweiterung, dürfte es zeitlich schneller vorwärtsgehen. Dies ist für uns von zentraler Bedeutung. Und wir können den Ausbau so gestalten, wie es uns anhand der Bedürfnisse für die Fans am nützlichsten ist.

zentralplus: Geplant ist, dass der EVZ das Stadion im Baurecht übernimmt. Was sagen Sie zur Kritik, dass die Stadt damit das Stadion verschenkt?

Lengwiler: Dazu nur ein paar Zahlen: Als Hauptnutzer übernimmt der EVZ die Verantwortung und ist künftig für den Unterhalt zuständig. Die Stadt Zug muss zukünftig den jährlichen Unterhalt nicht mehr finanzieren und erhält neu einen Baurechtszins. Dadurch wird die städtische Rechnung im Vergleich zu heute um rund 1,6 Millionen Franken pro Jahr entlastet. Wenn man dies mit 35 Jahren Laufzeit multipliziert, ist es doch eine schöne Summe. Ein Stadion ist keine Renditeliegenschaft.

zentralplus: Vorgesehen ist ein jährlicher Baurechtszins von 360’000 Franken über die Dauer der nächsten 35 Jahre. Was ist, wenn der EVZ in zehn Jahren pleite ist?

Lengwiler: Das ist ein gewisses Risiko, das kann ich nicht von der Hand weisen. Aber schon heute sind die Bossard-Arena und der EVZ eine Schicksalsgemeinschaft – egal, ob wir Hauptmieter oder Baurechtsnehmer sind. Ohne den EVZ braucht es keine Eishockeyarena in Zug. Gibt es uns nicht mehr, hat die Stadt ohnehin ein Problem. Denn man kann aus dem Stadion nicht auf die Schnelle ein Theater machen und ein solch grosses braucht es in Zug auch nicht. Umso wichtiger ist es, dass es dem EVZ gut geht. Und letztlich, so denke ich, hat unsere Organisation über viele Jahre bewiesen, dass sie grundsolide arbeitet.

zentralplus: Der Ausbau umfasst eine neue Fanzone. Was ist da geplant?

Lengwiler: Heute kommen viele Fans auf den letzten Drücker ins Stadion und gehen kurz nach dem Schlusspfiff wieder. Dabei sind die EVZ-Spiele vor allem ein gesellschaftlicher Treffpunkt. Doch es fehlt ein geeigneter Rahmen. Uns schwebt ein Bereich für 300 bis 400 Fans vor, wo man verweilen und gemeinsam ein Bier trinken, wo man sich wohl fühlt und auf einer Grossleinwand auch Auswärtsspiele mitverfolgen kann. Das sind erst Ideen, die wollen wir noch stärker vertiefen.

zentralplus: Auch der Arenaplatz soll belebter werden. Gibt’s dafür schon konkrete Ideen?

Lengwiler: Wir haben heute ein Ausseneisfeld, das aus unserer Sicht relativ lieblos gestaltet ist. Wer seinem Enkel beim Schlittschuhlaufen zuschauen will, muss das durch die Hockeybande tun. Das wollen wir attraktiver gestalten. Wir planen eine Winterlandschaft, beispielsweise mit einem Fondue-Chalet, einem Platz für Eisstockschiessen und Eis-Wanderwegen. Es gibt hier ähnliche Konzepte wie zum Beispiel das Ice Magic in Interlaken. Wir haben in Zug einen grossen Arenaplatz, welchen wir beleben wollen. Die Stadt Zug prüft zudem mehrere Möglichkeiten, um den Arenaplatz auch im Sommer attraktiver zu gestalten und zu beleben. Wir können hier ebenfalls mithelfen, wenn dies denn auch gewünscht wird.

«Wenn man den EVZ auf den Profisport reduziert, bei dem alle pauschal einfach viel Geld verdienen, tut man uns unrecht. Das ist Stammtischgeplapper.»

zentralplus: Im Februar wird das Thema wieder im GGR diskutiert. Sind Sie zuversichtlich?

Lengwiler: (zögert) Ja, wir sind zuversichtlich, denn aus unserer Sicht gibt es viele gute Gründe für den Ausbau. Klare Gegenargumente habe ich bislang nicht gehört.

zentralplus: Zuletzt hatte der Verein nicht immer einen leichten Stand im Parlament, die SVP sprach gar von «EVZ-Bashing» (zentralplus berichtete). Wie beurteilen Sie die Beziehungen zur Zuger Politik?

Lengwiler: Wir haben grundsätzlich ein gutes Einvernehmen, dies vor allem mit der Exekutive, mit welcher wir auch mehr zu tun haben. Wir haben eine starke Präsenz in Zug und dies löst bei manchem auch etwas Neid aus. Und teilweise ist es uns offenbar nicht gelungen, den EVZ in seiner ganzen Breite und Vielfalt zu kommunizieren und so Vorbehalte zu entkräften.

zentralplus: Sie fühlen sich missverstanden?

Lengwiler: Wenn man den EVZ auf den Profisport reduziert, bei dem alle pauschal einfach viel Geld verdienen, tut man uns unrecht. Das ist Stammtischgeplapper. Wir sind ein Betrieb mit 120 Festangestellten, 220 Teilzeitangestellten, 200 ehrenamtlichen Funktionären und rund 400 Junioren. Der EVZ gilt unter den Schweizer Eishockeyklubs als Vorzeigeunternehmen und wurde in diesem Jahr als bester Klub von Europa ausgezeichnet. Auf dies sollte man als Zuger nicht neidisch, sondern stolz sein. Und für diesen Erfolg braucht es alle Bestandteile.

zentralplus: Wie meinen Sie das?

Lengwiler: Damit wir 4,5 Millionen Franken in unsere Nachwuchsförderung investieren können, brauchen wir die Einnahmen durch den Profisport und die Gastronomie zur Querfinanzierung. Hier kommen die Leute dann in Scharen, wenn wir Erfolg haben, und hierzu braucht es halt auch ein paar einzelne Eishockeyspieler, die ein paar wenige Jahre zugegebenermassen einen schönen Lohn haben. Die vielen Arbeitsplätze in der Gastronomie sind von der Anzahl Zuschauer abhängig. All das kann man gut oder schlecht finden – aber es hängt alles zusammen.

So sieht der Zeitplan aus

  • Februar 2022: Der Grosse Gemeinderat diskutiert den zweiten Zwischenbericht zur Erweiterung er Bossard-Arena.
  • 2022: Die Grundlagen für den Baurechtsvertrag sowie der Bebauungsplan werden erarbeitet.
  • 2023/2024: Beschluss durch das Stadtparlament.
  • 2024: Projektierung, Baueingabe und Baubewilligung.
  • 2025/2026: Bauphase.
  • September 2026: Eröffnung der erweiterten Bossard-Arena.
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5 Kommentare
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    Black Pearl, 06.06.2022, 20:17 Uhr

    Würde gerne wissen, wer hier im GGR sperrt. Die nächsten (Ab-)Wahlen kommen bestimmt… Es ist doch offensichtlich, das die Halle aktuell zu klein ist. Die WC-Situation mit dem Gemoste und den spritzenden Pissrinnen ist unwürdig.

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  • Profilfoto von Canepa Renato
    Canepa Renato, 06.01.2022, 19:38 Uhr

    Ja ich finde es toll das etwas toll das das Station erweitert wird den im Gastronomie lässt es viel zu wünschen übrig ich ägeri mich immer wieder das ich und meine Frau vor dem Match immer das Essen in der Wandelhalle stehend an den wenig vorhanden Ablageplätze einnehmen muss. Ich muss aber auch sagen das die Gastronomie sehr verbessert hat gegen über von früher ich war schon seit über 50 Jahren Supporter noch als der EVZ im offenen Eisstadion Spielte.

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  • Profilfoto von Alois Iten
    Alois Iten, 06.01.2022, 16:44 Uhr

    Er beklagt sich dass die Erweiterung viel kostet, was man nur mit den Cüpli-Fans wieder reinholen könne. Da fragt man sich: Warum denn überhaupt eine Erweiterung? Nur um Fondue zu servieren?

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    • Profilfoto von C Blasmer
      C Blasmer, 06.01.2022, 18:55 Uhr

      Vielleicht einfach richtig lesen und nicht nur den Artikel überfliegen.

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  • Profilfoto von Black Pearl
    Black Pearl, 06.01.2022, 07:23 Uhr

    Es ist zu hoffen, dass das alles so bewerkstelligt werden kann. Leider muss man somit noch mindestens vier Jahre mit dem Ist-Zustand leben. Die Gastro- und WC-Zonen sind im Stadion aktuell viel zu klein und nicht familiengerecht, Sitzplatztickets gibts – in Nicht-Corona-Zeiten – kaum zu kaufen und der Fanshop gehört auch näher zum Club.

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