Krienser Neuzugang hat sich gut eingelebt

Abubakar: «Der Fussball ist komplett anders als in Holland»

Für einmal Tribünengast: SCK-Neuzugang Asumah Abubakar. (Bild: les)

Der SC Kriens hat es wieder einmal gewagt. Diesen Sommer verpflichtete der Verein einen ausländischen Spieler: Asumah Abubakar. Der Portugiese mit ghanaischen Wurzeln hat sich bereits zum Publikumsliebling gemausert. In seiner Freizeit hängt er oft am Handy.

Mitte Juni präsentierte der SC Kriens seinen Königstransfer. Mit Burim Kukeli hatte Sportchef Bruno Galliker endlich den gesuchten routinierten Sechser gefunden. Kukeli wechselte vom FC Sion zum SCK (zentralplus berichtete). In den ersten acht Saisonspielen durfte der 35-Jährige über die gesamte Spielzeit ran, dann stoppte ihn eine Verletzung. Nach zwei Spielen Pause wurde er in den letzten beiden Spielen wieder eingewechselt.

Burim Kukeli bringt dem SC Kriens Stabilität. Er steht für die kurzfristige Zukunft des Vereins. Denn Kukelis Karriere wird nicht mehr viele Jahre dauern.

Ganz anders ist die Ausgangslage bei Asumah Abubakar. Zeitgleich mit Kukeli wurde auch der Zuzug des 22-jährigen Portugiesen bekannt. Bis anhin hatte Abubakar, der beim SCK von allen kurz «Abu» genannt wird, beim MVV Maastricht in der zweiten holländischen Liga gekickt.

Marktwert bereits verdoppelt

Der Flügelstürmer ist ein Perspektivspieler beim SCK. Aus sportlicher, aber auch aus wirtschaftlicher Sicht. Gemäss «transfermarkt.ch» ist sein Marktwert in den vier Monaten beim SC Kriens bereits von 150'000 auf 350'000 Euro angestiegen. Auch wenn diese Zahlen bei jungen Spielern in tieferen Ligen mit Vorsicht zu geniessen sind, steigen Abubakars Aktien.

Er ist seit Jahren der erste Krienser Neuzugang aus dem Ausland – der letzte war Gonzalo Zarate, der später bei GC und YB Karriere machte. Abubakar hat sich seit seiner Ankunft bereits zum Publikumsliebling gemausert. Er kam in allen Ligaspielen zum Einsatz, wenn auch nur einmal über die vollen 90 Minuten.

Als zentralplus ihn im Restaurant des Clubhauses trifft, gibts vorher noch einige Handshakes mit SCK-Junioren.

Abu fühlt sich wohl beim SC Kriens. (Bild: Roger Keller)

Was bewegt einen jungen portugiesischen Spieler mit ghanaischen Wurzeln dazu, seine Karriere im Kleinfeld weiterzutreiben? «Ich will einfach Fussball spielen», sagt der zurückhaltende junge Mann mit einem breiten Lachen. Sein Wechsel ins Kleinfeld erklärt er relativ nüchtern: «Mein Berater hat das für mich eingefädelt.»

Abu fühlt sich wohl

Geboren ist Abubakar in Ghana, das Fussballspielen erlernte er in Portugal, mit 18 ging es nach Holland, nun spielt er in Kriens. Ein wirklicher Kulturschock ist der Wechsel in die Schweiz also nicht. Ganz dem Klischee entsprechend, sagt Abubakar, der sich auf Englisch verständigt: «In Holland war alles flach, hier hats viele Berge.»

Sein erster Eindruck sei sehr positiv gewesen. «So schöne Garderoben hatte ich noch nie», sagt er. Das liegt wohl auch daran, dass das neue Kleinfeld-Stadion erst letzte Saison eröffnet worden ist.

Abu scheints in Kriens zu gefallen. Gerade für einen Spieler aus einer anderen Kultur ist das Wohlbefinden ein entscheidender Faktor, um auch auf dem Platz die Leistung zu liefern. Würde er sich einsam fühlen und unter Heimweh leiden, würde es wohl schwierig. «Ich bin glücklich, wenn ich Fussball spielen kann», sagt er.

Asumah Abubakar (dritter von links) bei einem Besuch in Ghana umringt von Freunden. (Bild: Instagram)

Der SC Kriens hat ihn in den ersten Wochen unterstützt. Der Verein organisierte etwa die Wohnung. Die Möbel kaufte Abubakar aber bereits selbst. Sportchef Bruno Galliker sagt: «Er ist ein enorm selbstständiger Typ.» Dass er sich bereits zum dritten Mal in einem neuen Land einfinden müsse, sei bestimmt hilfreich. Galliker erklärt auch, dass Abu schon nach wenigen Tagen einen eigenen Handyvertrag abgeschlossen habe.

Familie besuchte ihn in Kriens

Dank seinem Mobiltelefon sei er im ständigen Austausch mit der Familie. «Ich telefoniere sehr viel», sagt er. Sein Leben bestehe aus Mannschaftstrainings, individuellen Konditionstrainings und dem Kontakt mit seinen Liebsten. «Entgegen gängiger Meinungen über Fussballer besitze ich nicht einmal eine Playstation», sagt er.

Abubakar spielte auch schon in der Juniorennationalmannschaft Portugals. (Bild: Roger Keller)

Abus Freundin, die einen Sohn in die Beziehung brachte, lebt in den Niederlanden. Sie vermisse ihn sehr, sagt er. Er nimmt die Distanz in Kauf, um seinen Traum vom fussballerischen Durchbruch zu verwirklichen. Wider Erwarten scheinen ihn die Gespräche über seine Familie emotional nicht allzu sehr zu berühren. Er wirkt fröhlich und keineswegs nachdenklich. Vor einigen Wochen war seine ganze Familie in Kriens zu Besuch. «Das hat mich gefreut», sagt er schliesslich.

Mit 19 zog es Abubakar nach Holland. Scouts von Willem II wurden damals auf ihn aufmerksam. Viele bekannte Spieler lancierten bei Willem II ihre Karriere. Der bekannteste ist wohl Marc Overmars. Aber auch die Verteidiger-Hünen Jaap Stam und Sami Hyypiä spielten einst dort. «Ein Traum wurde wahr», sagt Abu zu seinem ersten Wechsel.

Unglückliche Episode mit der Nationalmannschaft

2016 wurde er für die U19 Portugals für die Europameisterschaft aufgeboten. Er durfte zwei Spiele absolvieren und steuerte gar einen Treffer zum 4:3-Erfolg über Deutschland bei. Danach war das Turnier für ihn beendet. «Es gab irgendein Problem mit den Papieren», erklärt er. Nach der EM hat er nie mehr etwas vom portugiesischen Verband gehört.

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Es sei sein grosser Traum, dereinst in die Mannschaft des amtierenden Europameisters zurückzukehren. Doch die Realität heisst Challenge League. «Der Fussball ist komplett anders als in Holland», sagt er. In der Schweiz gehe es viel physischer zu und her. «Wir spielen oft auf Konter. Bei Balleroberung geht es sofort in die andere Richtung», erklärt er. Daran müsse er sich gewöhnen. «In Holland ist der Fussball taktischer. Man versucht die Kontrolle über das Spiel zu haben.» 

Nach zwölf Spielen steht der SC Kriens mit 16 Punkten auf dem guten fünften Rang der Tabelle. Abubakar steuerte dazu vier Tore bei, obwohl es angesichts seiner Chancen auch mehr könnten. Er zeigt sich selbstkritisch: «Ich muss kaltschnäuziger werden», sagt er. Denn eines ist klar: In Abubakars Karriereplan soll der SC Kriens nicht die Endstation sein. Und in Kriens würde man sich freuen, hätte ein weiterer Spieler seiner Karriere am Fusse des Pilatus so richtig Schub verliehen.

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