FC Luzern fährt erneut 2 Millionen Defizit ein

Spieler verkaufen, Investoren angeln – FCL ist unter Druck

FCL-Präsident Ruedi Stäger geht die Arbeit nicht aus.

(Bild: meienberger-photo.ch)

Erneut müssen die FCL-Investoren ein 2-Millionen-Loch stopfen. Nun verlangen sie eine Sparrunde. FCL-Präsident Ruedi Stäger warnt aber vor einem Schuss ins eigene Knie. Und er gibt offen zu, dass er im Hinblick auf einen speziellen Punkt die Erwartungen noch nicht erfüllt hat.

Daran ändert auch der grossartige 4:0-Sieg vom Sonntag gegen den FC Basel nichts: Die FC Luzern Innerschweiz AG kommt nicht aus den roten Zahlen heraus. Wie in den Vorjahren waren auch 2015 die Ausgaben von knapp 14 Millionen Franken um fast 2 Millionen Franken höher als die Einnahmen. Konkret muss die FC Luzern-Innerschweiz AG für letztes Jahr ein Defizit von 1,9 Millionen Franken ausweisen. Diese Zahlen präsentierte FCL-Präsident Ruedi Stäger diesen Dienstagabend an der Generalversammlung des Vereins.

«Es ist für die Investoren nicht zumutbar, dass sie jedes Jahr draufzahlen müssen.»

Ruedi Stäger, Präsident FC Luzern

Wichtig zu wissen: Diese AG ist nur ein Teil des unübersichtlichen FCL-Geflechts. Denn die AG gehört zusammen mit der Swisspor-Arena Events AG und der Stadion AG zur FCL-Holding (siehe Box). Die Holding verfügt aktuell über ein 22-Millionen-Franken-Budget.

Ausbrechen aus dem Teufelskreis

Fast 2 Millionen Franken Defizit Jahr für Jahr heisst: Erneut müssen die FCL-Investoren dieses Loch mit zusätzlichen, eigenen Beiträgen stopfen. Ansonsten bekäme der derzeit sportlich wieder sehr erfolgreiche FCL die Lizenz für das Mitspielen in der obersten Liga nicht ohne Auflagen.

«Wenn wir einfach die besten Spieler verkaufen, haben wir weniger sportlichen Erfolg.»

Ruedi Stäger, FCL-Präsident

Investoren sind aber in der Regel nicht daran interessiert, immer nur draufzuzahlen. Das weiss auch Präsident Stäger. Und so betont er vor den Medien Jahr für Jahr dasselbe: «Den Investoren und Aktionären gebührt ein riesen Dankeschön. Allerdings ist es für sie nicht zumutbar, dass sie jedes Jahr draufzahlen müssen, sondern erwarten, dass wir eine ausgeglichene Rechnung präsentieren.» Deshalb müsse man auf Geheiss der Investoren sparen, sagt Stäger.

Gaben den Medien vor der FCL-GV Auskunft: Finanzchef Sandro Wyss (rechts), Präsident Ruedi Stäger und Medienchef Max Fischer.

Gaben den Medien vor der FCL-GV Auskunft: Finanzchef Sandro Wyss (rechts), Präsident Ruedi Stäger und Medienchef Max Fischer.

Stäger selbst schiebt dann jedoch Jahr für Jahr gleich selber ein fettes «Aber» nach. «Aber sparen könnten wir fast nur noch beim Personal, also bei den Spielern der ersten Mannschaft. Wenn wir nun einfach die besten Spieler verkaufen, haben wir natürlich weniger sportlichen Erfolg.» Und das wirke sich dann wieder negativ auf die Einnahmen etwa aus den Ticketverkäufen und Sponsoren aus. Konkrete Sparvorgaben haben die Investoren dem FCL nicht gemacht, erläutert Stäger. «Denn die wissen ja auch, wie es läuft.»

Grosses Budget = viel Erfolg?

Wobei: Es gibt ja auch immer mal kleinere Clubs, die Grosses erreichen. Etwa die Thuner, die 2005 die Qualifikation für die Champions League schafften. Doch daran mag sich Stäger nicht klammern. «Unter dem Strich ist das Budget eines Clubs massgebend für seinen Erfolg.» Gemäss dieser Rechnung rangiert der FCL weiter hinter dem Branchenkrösus FC Basel, aber auch klar hinter YB, dem (akut abstiegsgefährdeten) FCZ, Sion und GC.

«Wir haben letztes Jahr null Franken aus Transfers eingenommen.»

Sandro Wyss, FCL-Finanzchef

Und dann sagt Stäger auch wieder dasselbe wie letztes Jahr: «In der Schweiz erzielt ausser dem FC Basel kein Club Gewinn. Alle anderen sind auf Transfererlöse, Mäzene oder die Teilnahme an einem europäischen Wettbewerb angewiesen.» Konkret: Wer es zum Beispiel in die Gruppenphase der Europa League schafft, kann sich auf Zusatzeinnahmen von rund 3 Millionen Franken freuen. Aktuell wäre der FCL mit Platz 3 für diesen Wettbewerb auf dem richtigen Weg. Allerdings ist die Mannschaft in den letzten Jahren, also 2010, 2012 sowie 2014, konsequent zu früh rausgeflogen, um richtig absahnen zu können.

Auch betreffend Transfererlöse sieht es sehr bescheiden aus. «Wir haben letztes Jahr null Franken aus Transfers eingenommen», sagt FCL-Finanzchef Sandro Wyss. Immerhin sieht’s diesbezüglich fürs laufende Jahr etwas besser aus. Mit den Verkäufen von Dario Lezcano (zu FC Ingolstadt) und Remo Freuler (zu Atlanta Bergamo) sollte 2016 ein ordentlicher Batzen in die Vereinskasse zurückfliessen.

Präsident muss Investoren an Bord holen

Und was ist bezüglich neuen Mäzenen und Investoren, die dem FCL mit ein paar Zusatzmillionen unter die Arme greifen? Diesbezüglich setzte man auf der Allmend grosse Hoffnungen auf den seit 2013 amtierenden Präsidenten Ruedi Stäger.

«Ich bin noch nicht da, wo ich sein will.»

Ruedi Stäger, Präsident FCL

Er räumt jedoch ein: «Ich bin noch nicht da, wo ich sein will.» Ihm habe bislang schlicht die Zeit gefehlt, um sich auch noch auf diese Aufgabe zu konzentrieren. Zudem müsse der Zeitpunkt stimmen: Wenn der FCL, wie Anfang Jahr, nur mit schlechten Ergebnissen und personellen Querelen Negativschlagzeilen mache, sei es fast unmöglich, neue Geldgeber an Land zu ziehen.

Stäger ist übrigens in einem 60-Prozent-Pensum angestellt. Er gehört damit zu den wenigen Präsidenten der Super League, die einen Lohn beziehen. Wofür er sich schon harsche Vorwürfe machen lassen musste. Dazu sagt er: «Ich arbeite sicher 100 Prozent für den FCL. Zudem geht schnell vergessen, dass mit meinem Antritt auch gleichzeitig auf einen Ersatz des abgetretenen CEOs verzichtet wurde.» Diese Stelle sei eingespart worden.

FCL muss Kader verkleinern

Doch das Spardiktat der Investoren dürfen Stäger und seine Entourage nicht einfach ignorieren. Deshalb will der Präsident das Kader ausdünnen, Spieler verkaufen oder ihnen kündigen. «Wir wollen von heute 30 auf rund 25 Spieler runter», sagt der Präsident. Wer «vertschuttet» werden sollte und wer den FCL unfreiwillig verlassen muss, stehe noch nicht fest.

Hinweis: Etwas gesprächiger betreffend Abgängen und Transfers ist der neue FCL-Sportkoordinator Remo Gaugler. Das grosse Interview mit ihm lesen Sie HIER.

Intransparente Struktur

Wer die FCL-Struktur verstehen will, muss Finanzexperte sein: Die FCL Holding AG steht den beiden Gesellschaften FC Luzern-Innerschweiz AG (FCL) und der Betriebsorganisation Swisspor-Arena Events AG vor und ist mit je einer Beteiligung von 97% Mehrheitsaktionärin.

Weiter verfügt die FCL Holding AG über eine 40%-Beteiligung an der Stadion Luzern AG, die das Stadion Swisspor-Arena besitzt. Die Stadion Luzern AG ist für den strategischen Stadionunterhalt verantwortlich und führt Erneuerungsinvestitionen durch. Verwaltungsratspräsident ist Bernhard Alpstäg, mit im Verwaltungsrat sitzen die städtische Kulturchefin Rosie Bitterli sowie Toni Bucher vom Sarner Stadionbauer Eberli AG.

Die FC Luzern-Innerschweiz AG mit den beiden Abteilungen Profifussball und Nachwuchs ist für den Fussballbetrieb zuständig. VR-Präsident ist Ruedi Stäger, mit im Verwaltungsrat sitzen Marco Castellaneta und Mirco Stierli (der Sohn von ex-FCL-Präsident Walter Stierli).

Die Swisspor-Arena Events AG vermarktet den FC Luzern und die Swisspor-Arena, verkauft und betreut Drittveranstaltungen in der Swisspor-Arena und erbringt alle Dienstleistungen im Eventbereich. Diese ist in die Abteilungen Sicherheit/Infrastruktur, Marketing und Finanzen aufgeteilt. Im Verwaltungsrat sitzt das gleiche Trio wie bei der FC Luzern-Innerschweiz AG.

 

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