Auswirkungen auf Luftverkehr über Luzern

Sperrzone wegen Neat-Flug von Merkel und Hollande?

Zwei Magistraten fliegen wohl durch den Emmer Luftraum: Der französische Staatspräsident François Hollande und die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel. (Bild: Montage, bra)

Hoher Besuch in der Zentralschweiz: Am 1. Juni sollen die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französische Staatspräsident François Hollande zur Eröffnung des Gotthard-Basistunnels anreisen. Eventuell muss deshalb der Luftraum zwischen Emmen und Lugano gesperrt werden.

Die Nachricht kommt auf Umwegen über einen Helikopterpiloten zu zentralplus: Weil Angela Merkel und François Hollande zur Eröffnung des Gotthard-Basistunnels anreisen, wird der Luftraum zwischen Emmen und Lugano vom 31. Mai bis am 1. Juni gesperrt. So jedenfalls berichtet das der Helikopterpilot, der geschäftlich in diesem Luftraum unterwegs ist. Er ärgert sich. Die Sperrung sei «völlig übertrieben».

«Die Luftraumsperre wird jeweils vom Bundesrat angeordnet und vom VBS ausgeführt.»

Urs Holderegger, Leiter BAZL

Luftfahrt wird von Militär informiert

Urs Holderegger, Leiter der Kommunikation beim Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) bestätigt den Staatsbesuch der Oberhäupter aus Paris und Berlin. «Die Luftraumsperre wird jeweils vom Bundesrat angeordnet und vom VBS ausgeführt. Wir haben die Aufgabe, über unsere Kanäle die Zivilluftfahrt zu informieren.» Dies werde rechtzeitig unter anderem über das Daily Airspace Bulletin Switzerland (DABS) gemacht. Für weitere Informationen verweist er an die Luftwaffe, die während des Staatsbesuches auch für die Überwachung des Luftraumes zuständig sei.

Doch stimmt die Aussage des verärgerten Helikopterpiloten, dass der Luftraum zwischen Emmen und Lugano gesperrt wird? Jürg Nussbaum, Chef Kommunikation bei der Luftwaffe, sagt, vom Staatsbesuch habe er ebenfalls gehört. Er betont aber, für die Sperrung des Luftraumes gebe es noch keinen Bundesratsbeschluss.

«Änderungen sind noch möglich.»

Jürg Nussbaum, Kommunikation Luftwaffe

57 Kilometer lang

Am 1. Juni 2016, 17 Jahre nach der ersten Sprengung im Hauptstollen, wird der längste Eisenbahn-Tunnel der Welt offiziell eröffnet. Er ist 57 Kilometer lang. Der fahrplanmässige Betrieb soll zum 11. Dezember 2016 aufgenommen werden. Der Zeitpunkt der voraussichtlichen Inbetriebnahme des Gotthard-Basistunnels wurde mehrfach nach hinten verschoben. Seit 2007 war sie für 2017 vorgesehen, ab 2011 wurde der Dezember 2016 genannt.

In Abklärung seien Sperren über den beiden Tunnelportalen, wobei es um einen engeren Kreis mit einem Durchmesser von 23 Kilometern und einen erweiterten Kreis mit einem Durchmesser von 47 Kilometern gehe. «In diesen Räumen dürften, wie beispielsweise am WEF in Davos, nur Flugzeuge mit einer Bewilligung verkehren.» Klar ist: Nach diesem Konzept würde Emmen nicht mehr in der Sperrzone liegen. Nussbaumer fügt bei, es sei noch nichts in Stein gemeisselt, Änderungen seien noch möglich.

Erstfeld ist in Planung einbezogen

Involviert ins grosse Geschehen ist auch die Swiss Helicopter AG Zentralschweiz mit einer Basis in Erstfeld (UR), die bloss einen Katzensprung vom Neat-Nordportal entfernt liegt. Geschäftsleiter und Pilot Markus Lerch sagt, er wisse nicht, welche VIP ankommen werden, die Helibasis Erstfeld sei aber ebenfalls in die Planungen einbezogen. Dabei gehe es um Landungen von Begleitpersonen. «Geplant ist, dass die Luftwaffe am 31. Mai eine Testphase durchführt, und am 1. Juni gilt eine ‹Restricted Area›, eine Sperrzone.»

«Mit den Einschränkungen können wir gut leben.»

Markus Lerch, Swiss Helicopter AG

Dabei spricht er wie Nussbaumer von grösseren und kleineren Kreisen mit unterschiedlichen Einschränkungen. Markus Lerch kann die Aufregung des eingangs erwähnten Helikopterpiloten nicht nachvollziehen: «Solche Sperrungen im Luftraum sind nichts Aussergewöhnliches, mit den Einschränkungen können wir gut leben.»

Wie die Herrschaften aus dem Ausland zu uns gelangen, ist unklar. Darüber kann man nur spekulieren. Möglich sind Anreisen mit Präsidentenmaschinen nach Kloten, Lugano oder auch Buochs (NW), wo ebenfalls grosse Maschinen landen können. Sehr gut möglich ist auch, dass die Präsidentenmaschinen in Emmen landen. Danach ist ein Weiterflug per Helikopter nach Erstfeld möglich.

«Sicherheitsmässig abgeschottet»

Dass Merkel und Holland am 1. Juni zur Eröffnungszeremonie anreisen, überrascht nicht wirklich. Der Gotthard-Basistunnel ist ein Bauwerk der Superlative: der modernste und längste Bahntunnel der Welt. An der Eröffnungszeremonie mit den «Offiziellen» werden Normalsterbliche aber kaum einen Blick auf die Staatsoberhäupter und die mutmasslich gut gelaunte Verkehrsministerin Doris Leuthard erhaschen können. Die Abschirmungen dürften ziemlich dicht sein.

Monika Rohrer, Verantwortliche für die Medienarbeit für den Eröffnungsanlass sagt, man wisse nicht, wo die VIP’s landen werden. «Sie sind sicherheitsmässig so abgeschottet, dass wir es im Voraus wohl nie erfahren werden.»

«Unvergessliches Volksfest»

Das Eröffnungsfest für Normalsterbliche findet erst nach dem offiziellen Behördenanlass statt. Die Bevölkerung ist vier Tage später, am Wochenende vom 4. und 5. Juni, zur Eröffnung eingeladen. Da werden 50’000 bis 100’000 Besucherinnen und Besucher auf den Festplätzen an beiden Enden des Tunnels erwartet. Die Kosten werden auf 10 Millionen Franken geschätzt. An diesem «unvergesslichen Volksfest» wird «ein einmaliges Programm geboten», wie es auf der Homepage für die Eröffnung heisst, unter anderem mit ersten Shuttle-Fahrten im Tunnel und Inszenierungen von Schweizer Künstlern.

 

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