Zug erwartet Folgen bei ansässigen US-Konzernen

Spannt die Trumpsche Steuerreform Zug die Firmen aus?

Bye bye Kanton Zug? Trump will US-Firmen mit tieferen Steuern und neuen Taxen wieder nach Hause locken.

(Bild: flickr/Patrick Nouhallier. Montage: lob)

Im Schnelldurchlauf hat US-Präsident Donald Trump die im Wahlkampf versprochene Steuerreform durchgedrückt. Dies wird auch Konsequenzen auf amerikanische Unternehmen im Kanton Zug haben. Finanzdirektor Heinz Tännler rechnet mit grösseren Auswirkungen, als dies verschiedene Analysten prophezeien.

Durch die hohe Unternehmenssteuer in Amerika hatten US-Unternehmen bisher einen Anreiz, ihre Aktivitäten in steuerlich attraktivere Länder zu verlagern. Von diesem Umstand profitiert hat auch Zug: Verschiedene Exponenten haben sich in der Kolinstadt niedergelassen.

Mit dem umfangreichen Reformpaket, das vermutlich per 1. Januar 2018 in Kraft treten wird, könnte sich das allerdings ändern. Denn nebem dem tieferen Satz für Unternehmenssteuern, der von 35 auf 21 Prozent redzuziert wurde, wird eine sogenannte «Base Erosion and Anti-Abuse Tax» eingeführt. Die USA erhebt damit neu eine Steuer auf konzerninterne Dienstleistungen sowie Zins- und Lizenzzahlungen.

Ist man in Zug alarmiert?

Es ist also klar, dass sich die neuen Steuergesetze der USA auch auf Zug auswirken könnten. Überraschend kommt die Wendung nicht: «Natürlich haben wir uns schon länger mit der Reform beschäftigt», sagt der Zuger Finanzdirektor Heinz Tännler. Sie sei im Prinzip angekündigt und schon während des US-Wahlkampfs ein Thema gewesen. «Nur ist Trump etwas früher mit der Neuerung dran, als erwartet.» Intern habe man in der Finanzdirektion aber bereits über das Thema gesprochen.

«Ich bin etwas skeptischer eingestellt und glaube, dass die Reform Zug schon betreffen könnte.»

Heinz Tännler, Zuger Finanzdirektor

Zahlreiche Analysten gaben bisher zu Protokoll, dass in der Schweiz keine grossen Auswirkungen spürbar sein werden. «Ich möchte das Know-how dieser Personen nicht in Frage stellen», erkärt Tännler. «Nichtsdestotrotz bin ich eher etwas skeptischer und glaube, dass die Reform Zug schon betreffen könnte.» Trump betreibe Protektionismus und würde sein Ziel, Kapitalrückflüsse in die USA zu generieren, stur verfolgen.

Konkurrenzfähigkeit nur mit Zusatzsteuer

«Das heisst natürlich überhaupt nicht, dass wir kapitulieren und vom ‹worst case› ausgehen müssen. Wir müssen die Lage sauber analysieren und mit den Unternehmen, die betroffen sein könnten, das Gespräch suchen. Und Respekt haben», erklärt der Finanzdirektor. Viele Faktoren sind indes noch ungeklärt, angefangen bei der Umsetzung der Neuerung. «Ausserdem sind Strukturen und Beteiligungen heute sehr heterogen – alleine die Definiton, was im Endeffekt eine amerikanische Firma ist, ist nicht einfach.»

«Dass Aktivitäten, Funktionen oder Sitze transferiert werden, kann aber durchaus ein Szenario sein.»

Philipp Moos, stellvertretender Leiter Steuerverwaltung Zug

Klar scheint, dass die USA gegenüber Zug nur durch die «Base Erosion Tax» konkurrenzfähig werden, wie Tännler aufzeigt: Wird die Steuerreform 17 angenommen, liegt der Zuger Steuersatz für Unternehmen bei zwölf Prozent. «Kommen hier noch die zehn Prozent ‹Repatriierungssteuer› dazu, ergäbe das ein Total von 22 Prozent – so wären die USA mit ihrer Unternehmenssteuer von 21 Prozent durchaus konkurrenzfähig.»

Standort Zug bleibt attraktiv

«Der reine Steuersatz der USA ist immer noch höher – allerdings wäre es attraktiver, wenn die Steuervorlage 17 bald umgesetzt würde», meint auch Philipp Moos, stellvertretender Leiter der Steuerverwaltung. Das Schlimmste für einen Standort sei es, wenn Rechtsunsicherheit bestehe. Dies sei der Fall, seit die USR III-Vorlage scheiterte.

«Wir haben in Zug Firmen, die von der neuen US-Steuerreform betroffen wären», bestätigt Moos. Diese würden im Moment noch prüfen, was diese genau für sie bedeute. «Die meisten dieser Unternehmen haben aber ohnehin komplexe internationale Strukturen und sind laufend daran, ihre Möglichkeiten zu überprüfen.»

«Keine komplette Abwanderung»

Wie sehen die Zukunftserwartungen bei der Steuerverwaltung nun aus? «Von heute auf morgen wird nicht alles zusammenbrechen», ist Moos überzeugt. Die Rahmenbedingungen im Kanton Zug seien und blieben nach wie vor sehr attraktiv.

Regierungsrat Heinz Tännler bei der Vorstellung des Budgets 2018.

Finanzdirektor Heinz Tännler widerspricht der landläufigen Meinung von Analysten, dass sich die Reform praktisch nicht auswirken würde.

(Bild: mam)

Mit gewissen Veränderungen könne man aber durchaus rechnen – die Reform habe das Potenzial, einiges in Bewegung zu setzen und den internationalen Steuerwettbewerb zu befeuern. «Mit kompletten Abwanderungen von Firmen rechnen wir bei der Steuerverwaltung nicht», betont Philipp Moos. «Dass Aktivitäten, Funktionen oder Sitze transferiert werden, kann aber durchaus ein Szenario sein.» Über die Höhe etwaiger Steuerausfälle könne zu diesem Zeitpunkt noch nichts gesagt werden.

Kommentar von Unternehmen bleibt aus

zentralplus hat potenziell betroffene Unternehmen um ein Statement gebeten – bis zur Veröffentlichung des Artikels gab es aber keine Stellungnahme. Der Pressesprecher von Johnson & Johnson liess lediglich verlauten, dass man sich derzeit zum Thema nicht weiter äussern könne.

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