Luzern trauert um alt Stadträtin

SP-Politikerin Ursula Stämmer-Horst verstorben

Ursula Stämmer-Horst ist am Samstag einer Krankheit erlegen. (Bild: Christine Weber)

Die langjährige Luzerner Stadträtin Ursula Stämmer-Horst ist im Alter von 61 Jahren gestorben. Die erste SP-Frau in der Stadtluzerner Exekutive erlag dem Krebs.

Die Stadt Luzern trauert um ihre ehemalige Stadträtin. Ursula Stämmer-Horst ist am Samstag im Alter von 61 Jahren im Luzerner Kantonsspital verstorben. Das bestätigt die evangelisch-reformierte Landeskirche des Kantons Luzern, bei der Stämmer in den letzten vier Jahren als Synodalpräsidentin tätig war.

«Mit grosser Betroffenheit und tiefer Trauer» habe man vom Tod Kenntnis nehmen müssen, schreibt die Kirche in einer Mitteilung. «Viel zu früh hat sie uns verlassen. Sie wird uns in unserem täglichen Wirken weiter inspirieren und wir werden sie in unseren Herzen bewahren», sagt Florian Fischer, Vizepräsident des Synodalrats.

Die Reformierte Kirche des Kantons Luzern verliere mit ihr nicht nur eine weitsichtige und initiative Persönlichkeit, sondern traure auch um eine liebe, grossmütige und humorvolle Arbeitskollegin.

Pragmatisch und lösungsorientiert

Ursula Stämmer-Horst prägte auch die Luzerner Politik. Zunächst als Parteisekretärin der SP Kanton Luzern und Luzerner Grossrätin, wurde sie im Jahr 2000 in den Luzerner Stadtrat gewählt – als erste SP-Frau und, nebenbei gesagt, auch als erste Mutter in diesem Amt.

Während 16 Jahren arbeitete sie als Stadträtin, zunächst für zwölf Jahre im Bereich Sicherheit und Umwelt, später als Bildungs- und Kulturdirektorin. Mit ihrer bodenständigen und pragmatischen Art strebte Ursula Stämmer-Horst nach Lösungen und meisterte dem Spagat zwischen parteipolitischen Ansprüchen und der Rolle als Exekutivpolitikerin. Berührungsängste kannte sie nicht, öffentliche Diskussionen scheute sie nicht.

Ursula Stämmer-Horst war von 2000 bis 2016 im Luzerner Stadtrat. (Bild: zvg)

Erfolgreich und gegen Widerstand von bürgerlicher Seite führte sie die unbewaffnete Sicherheitstruppe SIP (Sicherheit, Intervention, Prävention) ein. Statt Repression war Deeskalation und Vermittlung ihre Antwort auf die sozialen Probleme im öffentlichen Raum. Ebenso auf Stämmer zurück geht der 2007 eingeführte Sicherheitsbericht, mit dem die Stadt Pionierarbeit leistete.

Ursula Stämmer-Horst schreckte auch nicht davor zurück, in den eigenen Reihen anzuecken. In Erinnerung blieb die Verhaftung von hunderten Demonstranten 2007 im Vögeligärtli, die anschliessend im Sonnenbergtunnel untergebracht wurden.

Als damalige Sicherheitsdirektorin musste Stämmer von der SP und Juso viel Kritik dafür einstecken. Der Vorfall hallte noch lange nach, auch 2012, als sie Stadtpräsidentin werden wolle, aber Stefan Roth deutlich unterlag.

Beim Fliegenfischen fand sie Ruhe

Über zehn Jahre die einzige Frau im Stadtrat, machte sie sich auch nach ihrer politischen Karriere für die Frauenförderung stark. Letzten Frühling setzte sie sich, die Josi Meier als Vorbild nannte, stark für die grüne Regierungsratskandidatin Korintha Bärtsch ein.

Die ausgebildete Krankenschwester lebte mit ihrem Mann im Sternmattquartier. In ihrer Freizeit erfreute sie sich am Fliegenfischen. «Es ist extrem beruhigend und total schön, den ganzen Tag ruhig im Wasser zu stehen», sagte sie 2016 über ihr spezielles Hobby. Auch an der Fasnacht war die zweifache Mutter jeweils anzutreffen.

An ihrem letzten Arbeitstag im Stadthaus wurde sie, Tochter des ersten vollamtlichen administrativen Chefs der Feuerwehr*, von einem Oldtimer-Feuerwehrauto zuhause abgeholt und zum Büro gefahren, wo der rote Teppich und zahlreiche Mitarbeitende warteten.

Ursula Stämmer-Horst hat zeitlebens für ihre Anliegen gekämpft. Am Samstag hat sie ihren schwierigsten Kampf verloren. Sie erlag im Alter von 61 Jahren einem Krebsleiden.

* in der ursprünglichen Fassung des Textes wurde eine unpräzise Bezeichnung verwendet.

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6 Kommentare
  • Profilfoto von Rosa
    Rosa, 23.03.2020, 11:56 Uhr

    Eine äusserst intelligente und symphatische Person, die im Café, mit wildfremden Personen jeglicher couleur mal mitdiskutierte. Ein herber Verlust für die Stadtbevölkerung.

    Mein aufrichtiges Beileid an die Angehörigen.

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  • Profilfoto von CScherrer
    CScherrer, 23.03.2020, 10:50 Uhr

    Eine bemerkenswerte Persönlichkeit ist von uns gegangen! Das ist eine traurige Nachricht! Frau Stämmer war eine hervorragende Rednerin! Intelligent, aber auch mit einem grossartigen Humor, der nie unter die Gürtellinie fiel. Sie hat u.a. auch viel für die Lozärner Fasnacht getan.

    Den Angehörigen wünsche ich viel Kraft und Mut.

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  • Profilfoto von Irene Aebi
    Irene Aebi, 23.03.2020, 10:08 Uhr

    Schade. Ein Verlust für Luzern. Viel Kraft den Angehörigen!

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    Frey Peter, 23.03.2020, 09:36 Uhr

    Ursula Stämmer-Horst war die Tochter des ersten vollamtlichen Administrator der Feuerwehr, Adolf Horst. Erster vollamtlicher Chef war ich, weder verwandt noch verschwägert mit Ursula Stämmer-Horst, jedoch ihr zu grossem Dank für ihr grossartiges Wirken zu Gunsten der Feuerwehr verpflichtet.

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    Jörg, 23.03.2020, 09:31 Uhr

    Es ist traurig, aber als gute SP frau bleibt sie nicht in Erinnerung, zu demonstrativ ging sie in manchen Sachen hervor als mit Verstand und gutem Herzen zu regieren, nun was solls möge sie nun ihren Frieden gefunden haben, trotz alledem war sie eine sympathische Person, das wir auch heute eine miserable Regierung haben die jeder Deckt,, und mit dem Kopf durch die Wand will zeigen ja vile Projekte die Wiederstand leisten,

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      Sarah Koch, 24.03.2020, 01:18 Uhr

      Mit gutem Herz regieren gibt es leider nicht viele in der Luzerner Politik/ Regierung.

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