Schoggi-Connection Willisau–Afrika

Sommaruga ehrt Luzerner Kakaoproduzent in Ghana

Bundesrätin Simonetta Sommaruga besichtigte im Juli die Kakao-Plantage des Ghanaer Yayra Glover aus Willisau. (Bild: Uvek)

Das Schoggiland Schweiz bezieht jährlich Hunderte Tonnen Kakaobohnen aus Ghana. Einer der Lieferanten ist Yayra Glover aus Willisau, der in sein Heimatland Ghana zurückgekehrt ist und mithilfe eines Vereins einen Biobetrieb aus dem Boden gestampft hat. Das beeindruckte sogar die ehemalige Bundespräsidentin.

Die Schweiz gilt weltweit als Schoggiland. Auch in der Zentralschweiz wird tonnenweise Schokolade produziert und verkauft (zentralplus berichtete). Und die wird auch gebraucht. Gemäss Chocosuisse konsumiert die Schweiz pro Kopf 9,9 Kilogramm Schoggi pro Jahr. Angebaut wird der Kakao aber nicht in Europa, sondern mehrheitlich in Afrika. Nebst der Elfenbeinküste gehört Ghana zu den weltweit grössten Kakaoproduzenten der Welt. Rund 17 Prozent aller Kakaobohnen stammen aus dem westafrikanischen Land.

Ein bedeutender Player im internationalen Kakaomarkt ist Yayra Glover, ein ghanaisch-schweizerischer Doppelbürger, der tief mit dem Kanton Luzern verbunden ist. Glover lebte im luzernischen Willisau, wo er eine Familie gegründet hat, die noch immer da verwurzelt ist. Studiert hat er an der Universität Zürich. 2007 kehrte er nach Ghana zurück, um ein Projekt zu starten, das den Menschen neue wirtschaftliche und soziale Perspektiven eröffnen soll. Überzeugt davon, dass Afrika nicht Almosen sondern Chancen braucht, fand er im biologischen Kakaoanbau das ideale Betätigungsfeld.

Das Seco macht mit

Glovers Vision: Seinen Kakao als Bio- und Fairtrade-Kakao auf den Markt zu bringen, um seine Landsleute in der Herstellung eines «erstklassigen Rohstoffs» unterstützen und ihnen auf diese Weise helfen, ihre Existenzgrundlage zu sichern, wie es auf der offiziellen Website heisst. Yayra Glover LTD (YGL) ist eine für Biokakao lizenzierte Kakao Handelsgesellschaft in Suhum, Eastern Region. Kakaobauern, die auf Bio umstellen wollen, werden von YGL ausgebildet, auf die Biozertifizierung vorbereitet und regelmässig weitergebildet. Aktuell arbeiten rund 5000 selbstständige Kakaobauern mit YGL zusammen. Auf einer Anbaufläche von 13'500 Hektaren werden jährlich 5000 Tonnen Biokakao erzeugt.

2010 trat das Sekretariat für Wirtschaft (Seco) als Hauptgeldgeber für das Projekt «Bio Kakao aus Ghana» ein, um dem Betrieb zu einem Biozertifikat zu verhelfen und die Ausbildung der Kakaobäuerinnen zu unterstützen. Je grösser das Projekt aber wurde, desto grösser wurde auch der administrative Aufwand. Hilfe kam für Yayra Glover schliesslich aus dem Aargau.

Schweizer Verein unterstützt das Projekt

Animiert durch den Film «Zartbitter» von Angela Spörri, der die Herausforderungen und Anfangsschwierigkeiten von Glovers Projekt aufzeigte, wurde 2011 im aargauischen Rheinfelden von der Unternehmerin Eveline Räz-Rey und von dem Confiseur Ruedi Berner der Verein Yayra Glover ins Leben gerufen. Dieser übernahm ab 2012 das Management des Seco-Projekts und sprang mit einem Überbrückungsdarlehen von rund 200'000 Franken ein, damit das Unternehmen «Fahrt aufnehmen» konnte, wie der Verein auf Anfrage schreibt.

Ruedi Berner und Eveline Räz-Rey zusammen mit dem Willisauer Yayra Glover, der in Ghana eine Kakao-Plantage betreibt. (Bild: Verein Yayra Glover)

Der Verein machte es sich zur Aufgabe, netzwerkend für die Firma tätig zu sein und gemeinnützige Projekte zu unterstützen, die den Bauernfamilien das Leben etwas erleichtern und sie damit aus der Armutsspirale herausbringen sollten. Heute, rund zehn Jahre später, blickt der Verein stolz auf das Schaffen Glovers zurück. «Es ist gewaltig, was er erreicht hat», so Vereinspräsidentin Räz-Rey.

Reger Austausch mit Ghana

«Unser Ziel war es, ihn so lange zu unterstützen, bis er selbstständig werden konnte.» Ein Ziel, das Glover zwischenzeitlich erreicht hat. Auch das Darlehen konnte im vergangenen Jahr an die Vereinsmitglieder zurückbezahlt werden. «Ohne die Hilfe des Vereins wären wir nicht da, wo wir heute sind», sagte Yayra Glover 2018 anlässlich des 10 Jahr-Jubiläums gegenüber «Fricktal-Info». Der Austausch zwischen dem Verein und Glover ist auch heute noch rege. «Durchschnittlich stehen wir einmal im Monat in Kontakt mit Yayra Glover persönlich, je nach Projekt auch wöchentlich», so der Verein.

«Wir werden ihn weiterhin unterstützen, weil es ein tolles Projekt ist.»

Eveline Räz-Rey, Präsidentin Verein Yayra Glover.

Denn heute lebt Glover wieder in Ghana, wo er sich gemäss Verein «intensiv den geschäftlichen Belangen und Anliegen der Kakaobauern annehmen kann». Die Arbeit bringt ihn aber immer wieder in die schweizerische Heimat zurück. «Er hätte gerne von hier aus gearbeitet», weiss Räz-Rey, «Aber das geht nicht, wenn man ein solch grosses Projekt leitet.» Für Eveline Räz-Rey ist Glover ein «Idealfall». «Er ist aus Ghana in die Schweiz gekommen, hat hier studiert und nutzt dieses Wissen jetzt in seinem Heimatland für eine gute Sache.»

Auflösen wird sich der Verein mit seinen 110 Mitgliedern trotz erreichter Zielsetzung aber nicht. «Wir werden Glovers Biokakao-Initiative weiterhin unterstützen, weil es ein tolles Projekt ist.» Veränderungen gibt es trotzdem: «Ich werde als Vereinspräsidentin zurücktreten», sagt Räz-Rey, die gerade mitten in einer Firmengründung steht, die – wenig überraschend – mit Schokolade zu tun hat. Mit «Cru Riche» hat sie nämlich ihre eigenen Schokoladenprodukte kreiert. Natürlich mit Kakao aus Yayra Glovers Anbaugebiet. Verarbeitet wird Glovers Kakao übrigens vom Schwyzer Schoggifabrikant Max Felchlin.

Simonetta Sommaruga schaute vorbei

Glovers Schaffen fiel auch in Bern auf. Der Adelsschlag folgte nämlich Anfang Juli, als Bundesrätin Simonetta Sommaruga der Plantage während einer offiziellen Reise einen Besuch abstattete. Für den Verein ist dieses Treffen «eine grosse Ehre und unterstreicht die Aktualität und Relevanz des nachhaltigen Kakaoanbaus für unser Land und die Zusammenarbeit mit Ghana».

In Zukunft will Glover nicht nur auf Kakao setzen. So plant er unter anderem noch eine Fabrik für Babynahrung aufzubauen oder den Anbau von Heilpflanzen, um daraus ätherische Öle zu gewinnen. Aber auch in der Kakaobranche soll es vorwärtsgehen. Der Plan: Eine Lehrwerkstätte aufbauen, die Jugendliche fördert. An seiner Seite mit dabei: Der Verein Yayra Glover.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Karacho
    Karacho, 19.07.2021, 11:05 Uhr

    Würde mich noch interessieren, wie Sommaruga nach Ghana gereist ist. Jetzt kommt mir gerade in den Sinn: Sie hat ja die (Ferien-) Reise auf Kosten der Steuerzahler*innen im Bundesratsjet geniessen können.

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