Tipps für Paare und Singles

So zerbricht deine Beziehung trotz Corona-Krise und Homeoffice nicht

Für Kuscheln sollten wir uns ganz bewusst Zeit nehmen, sagt Paartherapeutin Sara Frank. (Symbolbild: Unsplash/Toa Heftiba)

Die Corona-Krise stellt den Alltag von Paaren mächtig auf den Kopf. Man kann sich nicht aus dem Weg gehen – der Streit ist programmiert. Die Luzerner Paar- und Sexualtherapeutin Sara Frank sagt, wie ihr das meistert.

Corona-Virus, Hausarrest und Homeoffice bedeuten viel Zeit mit dem Partner! Bleiben bei dir nach dieser Feststellung die Freudenschreie aus und stattdessen ein dicker Kloss im Hals stecken? Die Luzerner Paar- und Sexualtherapeutin Sara Frank hat für euch Tipps, wie ihr jetzt Streit in der Beziehung vermeidet.

Für Paare

1. Das klärende Gespräch

Setzt euch gemeinsam an den Tisch, klärt Rollen und Aufgaben. Wer kümmert sich wann um den Haushalt, wer betreut die Kinder? Wenn beide zu Hause im Homeoffice sind, trennt eure Arbeitsplätze. Klärt auch eure Bedürfnisse nach Nähe und Distanz, das heisst: Seid ehrlich, wenn es darum geht, wie viel Freiraum ihr braucht. Plant trotz getrennter Arbeitsplätze gemeinsame Kaffeepausen und das Mittagessen.

Eltern sollen ihren Kindern Strukturen, aber auch Freiraum geben, rät Sara Frank. Das heisst abmachen, wann aufgestanden, die Schulaufgaben gemacht werden, gemeinsam gegessen und etwas unternommen wird. Innerhalb dieser Blöcke soll das Kind aber selbst wählen können, welche Aufgaben es zuerst erledigen möchte und ob es bei den gemeinsamen Aktivitäten in den Wald spazieren gehen oder lieber auf dem Wohnzimmerteppich Seilhüpfen will.

Zur Person

Sara Frank ist selbständige Paar-, Familien- und Sexualtherapeutin in der Praxisgemeinschaft von Dr. Ines Schweizer. Sie hat an der University of San Diego den Master of Arts in Marriage and Familiy Therapy absolviert. Sara Frank führt auch Kurse und Workshops für Paare durch. Sie ist verheiratet und Mutter einer Tochter.

2. Quality-Time: Macht fürs Kuscheln ab!

Qualitative Paarzeit ist ein Thema, dem Sexualtherapeutin Sara Frank oft in der Praxis begegnet. Ihr Rat: Auch in der Beziehung braucht es Zeit zu zweit, die geplant sein will. Den emotionalen Austausch, bei einem guten Glas Wein, dem gemeinsamen Kochen oder zu Corona-Zeiten auch beim gemeinsamen Puzzeln.

Genauso wichtig ist aber auch der physische Austausch, für den man sich bewusst Zeit nehmen soll. Eine Massage geben, zusammen duschen oder unter der Bettdecke kuscheln. Dem Partner sagen, dass heute abends um acht Uhr gekuschelt wird – ist das nicht schräg? «So denkt unsere Gesellschaft», sagt Sara Frank. «Paarzeit klingt komisch, dabei nehmen wir uns in allen anderen Bereichen auch bewusst Zeit für etwas.»

Bei Verabredungen mit Freunden planen wir den gemeinsamen Filmabend, das gemeinsame Koch-Desaster, den Ausgang. Wenn es um Liebesbeziehungen geht, bleiben solche Pläne tendenziell eher links liegen. Ausser, wir sind noch mitten in der Dating-Phase. «Die Denkweise, dass man den festen Partner sowieso jeden Abend sieht und man deswegen nichts mehr planen müsse, kann sehr gefährlich werden», sagt Sara Frank.

Nur weil man sich Kuschelzeit nimmt, heisst das aber nicht, dass es auch zwingend zum Sex kommen muss. Aber wenn's sich ergibt, geniesst es!

3. Raus aus der Jogginghose!

Im Homeoffice machen wir's uns gemütlich – bei der Videokonferenz oben schick mit Hemd, unten gemütlich mit Jogginghose. «Wir laufen Gefahr, uns gehen zu lassen», sagt Sara Frank. Weil wir aus unserem normalen Alltag gerissen werden, wir morgens nicht mehr zurechtgemacht das Haus verlassen müssen. «Wenn man sich für die Arbeit und den Restaurantbesuch zurechtmacht – wieso machen wir dies denn nicht auch für den Partner?»

Hier gibt's Paar-Übungen für zu Hause

Sara Frank hat auf Ihrer Webseite kostenlose Paar-Übungen zum Download bereit. Diese können deine Beziehung stärken und vertiefen. Hier findest du sie.

4. Zeige Zuneigung

Wenn du dich deinem Partner zuneigst, gibst du euch die Möglichkeit, euch emotional verbunden zu sein. Sara Frank hat dazu ein Beispiel. Ein Paar ist im Wohnzimmer, der Mann auf der Couch mit einem Buch, die Frau am Computer am Tisch. Der Mann sagt seiner Partnerin: «Das ist ein spannendes Buch.» Das Gegenüber hat nun verschiedene Möglichkeiten, wie es sich verhalten kann. Sie kann entweder die Aussage komplett ignorieren, oder mit einem kurzen «Mhh…» und Nicken reagieren.

Oder aber: Sie wendet sich vom PC ab, dem Partner zu und fragt: «Was liest du für ein Buch?»

«Solche Kleinigkeiten im Alltag machen den Unterschied aus», sagt Sara Frank. Die kleinen Momente, die man nutzen kann, um Zuneigung zu zeigen.

5. Dich nervt etwas? Dann halte dich an diese magische Formel

Kritisieren will gelernt sein. Am besten mit der 5:1-Regelung, sagt Sara Frank. Das heisst: Für jede Kritik, die du gegenüber deinem Partner äusserst, braucht es fünfmal ein Lob, eine Wertschätzung, eine liebe Geste. So, dass am Ende des Tages das Verhältnis stimmt. «Die Regel zeigt auch, wie zerstörerisch Kritik sein kann für eine Beziehung.»

Zudem solltest du bei Kritik – wir hatten es am Beispiel des Geschirrspüler-Ausräumens bereits erläutert (zentralplus berichtete) – nicht einfach kritisieren. Sondern du sollst sagen, was eine bestimmte Handlung deines Partners, deiner Partnerin mit dir macht und wie du dich dabei fühlst.

Zu ihr kommen bereits jetzt schon Paare, die in einer Krisensituation sind: die Luzerner Paar- und Sexualtherapeutin Sara Frank. (Bild: ida)

Für Singles

1. Einsam? Dann sag das!

Für Singles kann es in der aktuellen Situation zu einer Durststrecke kommen. Zwar kann man noch hoffnungsvoll durch Tinder swipen, doch zu einem Date soll euch nicht geraten sein. Denn das Haus sollen wir nur verlassen, wenn wir auch wirklich müssen. Und mit dem 2-Meter-Abstand durchs Social Distancing erweist sich das Date als unnahbar.

Wer Single ist und alleine isoliert in seiner Wohnung lebt, soll nicht totschweigen, wenn er sich alleine fühlt. Gut sei es, Gleichgesinnte wie andere Single-Freunde zu kontaktieren und mit ihnen in Austausch zu bleiben, rät Sara Frank.

Denn Einsamkeit tut uns sowohl psychisch wie physisch nicht gut. «Fällt der Gruppenschutz weg, löst der Körper ein Alarmsignal aus, welches zur vermehrten Ausschüttung des Stresshormons Cortisol führt. Das schwächt unser Immunsystem, was uns anfälliger für Krankheiten macht.»

2. Das Feierabendgetränk im Videoanruf

Somit sind wir bereits beim zweiten Punkt. Menschen sind soziale Wesen. Die Quarantäne muss kein Hinderungsgrund sein, denn durch Telefon- und Videoanrufe bleiben wir mit Freunden und Familie in Kontakt. Lässt sich wunderbar auch nach getaner Arbeit mit dem Feierabendgetränk in der Hand verbinden.

3. Tue dir Gutes

Wer weniger Zeit für andere aufgewendet, hat mehr Zeit für sich übrig. Nun hast du Zeit, im Wald alleine joggen zu gehen, zu Hause auf der Matte Fitness- und Yogaübungen zu machen. Die Ernährung umzustellen, die Saft-Kur durchzuziehen, die du schon lange plantest.

4. Leg selbst Hand an

Wenns um die Libido geht, sollten Singles sich nun ganz auf sich alleine fokussieren. Selbstbefriedigung ist ja noch möglich.

Und das kann gegen den Corona-Blues helfen. Denn bei einem Orgasmus werden Glückshormone ausgeschüttet und der Stress gemildert. Das Magazin «Women's Health» berichtete, dass Orgasmen zudem negative Gefühle nachhaltig reduzieren können.

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