Mittlerweile 24 bestätigte Krankheitsfälle im Kanton

Zuger Spitäler wollen die Corona-Krise gemeinsam stemmen

Der Direktor des Zuger Kantonsspitals, Matthias Winistörfer (l.) unterhält sich mit Andreasklinik-Direktor Jonas Zollinger (Bild: wia)

Das Zuger Kantonsspital und die Hirslanden Andreasklinik, wollen im Kampf gegen das Coronavirus eng zusammenarbeiten. Ab Dienstag gilt ein Besuchsverbot in den Spitälern und Alters- und Pflegeheimen des Kantons.

Tadelnd äusserte sich der Zuger Gesundheitsdirektor Martin Pfister Anfang der Medienkonferenz gegenüber den Kantonen, die in den letzten Tagen eigenhändig den Notstand ausgerufen haben. Sie haben strengere Massnahmen erlassen als das Bundesamt für Gesundheit (BAG) letzten Freitag (zentralplus berichtete).

Bei der Medienkonferenz erklärten Kantonsarzt Rudolf Hauri sowie die Direktoren des Zuger Kantonsspitals und der Andreasklinik, wie die Einrichtungen per sofort näher zusammenarbeiten wollen. Zur Vorbereitung habe man sich an Zahlen aus dem Tessin orientiert.

Gemäss diesen sei eine enge Zusammenarbeit der beiden Akutspitäler im Kanton unumgänglich, um die Versorgung sicherstellen zu können. Man habe daher einen gemeinsamen Plan erarbeitet, wie die Situation gemeistert werden kann. «Es freut mich ausserordentlich, wie professionell und konstruktiv die beiden Spitäler miteinander arbeiten. Gemeinsam leisten sie einen Beitrag, damit wir diese Situation bewältigen können», betont Gesundheitsdirektor Martin Pfister.

Zuger Regierungsrat Martin Pfister (r.) und Kantonsarzt Rudolf Hauri an der Medienkonferenz vom Montag. (Bild: wia)

Covid-19-Behandlungen am Zuger Kantonsspital

Covid-19-Patienten, die stationär behandelt werden müssen, werden am Zuger Kantonsspital in Baar untergebracht. Dort sei eine räumliche Abtrennung von Covid-19-Patienten möglich und einfach umsetzbar. «Dieser Fall wurde beim Neubau unseres Spitals eingeplant, wir können also auf vorhandene Konzepte zurückgreifen», erklärt Spitaldirektor Matthias Winistörfer.

Zudem eigne sich das Kantonsspital aufgrund seiner Grösse und Ausstattung für die Behandlung von schweren Covid-19-Fällen. Für die Patientinnen bestehe durch die räumliche Abtrennung keine erhöhte Ansteckungsgefahr. Deshalb bleibe auch das Notfallzentrum in Baar regulär geöffnet.

Wie Winistörfer erklärt, verfügt man auf der Intensivstation über die nötigen Einrichtungen, um gleichzeitig maximal 16 Personen zu beatmen.

24 bestätigte Fälle im Kanton Zug

Wie sieht die Lage im Kanton aktuell überhaupt aus? «Im Kanton Zug ist die Zahl der bestätigten Fälle in der Zwischenzeit auf 24 gestiegen. Nach wie vor konnten alle Personen in ihren Wohnungen isoliert werden, da der Gesundheitszustand der Infizierten gut ist», sagt Winistörfer.

Wieviel Covid-Patienten könnte man denn im Ernstfall maximal in Baar unterbringen? «Das sind nun alles relativ unsichere Angaben. Derzeit haben wir etwas mehr Patientenzimmer, als wir brauchen. Das ist grundsätzlich gut. 15 bis 20 Personen könnten wir also normal in diesen Zimmern unterbringen.» Darauf kommt das grosse Aber. «Wenn wir die Daten aus China anschauen, müssen wir davon ausgehen, dass es deutlich mehr Patienten werden. Eher in Richtung 100 oder mehr. Auch dafür hätten wir Platz», so Winistörfer.

Es ist absehbar, dass das Zuger Kantonsspital ab einem gewissen Zeitpunkt anderweitig entlastet werden muss. «Nur so können die erwarteten Covid-19-Patientinnen und -Patienten aufgenommen und behandelt werden. Gewisse nicht-dringende Wahleingriffe können in dieser Situation auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden», sagt der Kantonsspitaldirektor.

Und hier kommt die Andreasklinik zum Zug. Andere Eingriffe sollen nämlich vom Spital in Cham übernommen werden. Dabei handle es sich primär um Eingriffe, die zeitlich nicht verschoben werden können. «Wir haben verschiedene Kriterien definiert, damit in jedem Einzelfall das passende Vorgehen gefunden werden kann», führt der Chamer Klinikdirektor Jonas Zollinger aus.

Bestimmte Eingriffe, wie etwa Geburten, werden nach wie vor an beiden Kliniken durchgeführt werden. Die Zusammenarbeit der beiden Spitäler sieht noch weitere Massnahmen vor. So könne es bei Bedarf zu einem Austausch von medizinischem Fachpersonal oder Material kommen.

Mithilfe der Bevölkerung von zentraler Wichtigkeit

Damit die geplante Zusammenarbeit optimal umgesetzt werden kann, sind die Spitäler auf die Mithilfe der Bevölkerung angewiesen. Die Spitäler werden stets aktiv kommunizieren, falls gewisse Eingriffe oder Behandlungen verschoben werden sollten, so die Verantwortlichen. Persönliche Nachfragen per Telefon oder E-Mail seien deshalb nicht notwendig und würden lediglich personelle Ressourcen der Spitäler binden.

Zudem könne die Bevölkerung nach wie vor durch das Einhalten der Hygieneregeln einen wichtigen Beitrag leisten, betont der Kantonsarzt Rudolf Hauri wie ein Mantra.

Neben regelmässigem Händewaschen sei besonders wichtig, dass kranke Personen konsequent zuhause bleiben. Zudem sollte stets ein Abstand von zwei Metern zu anderen Personen eingehalten werden, etwa beim Anstehen oder in Sitzungen.

Schulen zu: Trotzdem viele Kinder auf den Schulhöfen

Seit Montag sind bekanntlich die Schulen schweizweit geschlossen. Mehrere Personen haben gegenüber zentralplus vermeldet, dass Kinder und Jugendliche sich nun weiterhin zuhauf auf den Pausenplätzen treffen.

Dies wiederum untergräbt die Idee der Schliessungen. Müsste da nicht der Regierungsrat durchgreifen und solche Zusammenkünfte auf dem Schulhof verbieten? Dazu sagt der Gesundheitsdirektor: «Es ist tatsächlich nicht einfach, wenn die Leute nicht eigenverantwortlich handeln. Doch ist dies eine wichtige Frage, welche uns die kommenden Tage beschäftigen wird.» Pfister ergänzt: «Wenn bei den Leuten ein Problembewusstsein vorhanden ist, dann machen sie das besser. Auch wenn das bei Kindern schwieriger zu erreichen ist.»

Kantonsarzt Hauri sagt dazu: «Solche Treffen sind mitunter ein Grund, warum man die Schulschliessungen im Grundsatz diskutieren kann. Doch wenn sie sich auf dem Schulhof treffen, können sie das auch im Quartier machen.» Klar sei: Je weniger soziale Kontakte, desto weniger Personen werden im Kanton Zug letztlich vom Coronavirus betroffen sein.

Besuchsverbot in Alters- und Pflegeheimen

Um die besonders gefährdeten Personen stärker zu schützen, hat die Gesundheitsdirektion Kanton Zug zudem ein Besuchsverbot in den Spitälern sowie Alters- und Pflegeheimen des Kantons erlassen. Wobei die Spitäler diesen Entscheid bereits am Wochenende selbst getroffen haben.

Sowohl die Zuger Gemeinden als auch die Alters- und Pflegeheime im Kanton unterstützen die Massnahmen, so der Gesundheitsdirektor. Die Leitung der Institutionen könne im Einzelfall in sachlich begründeten Fällen Ausnahmen vom Besuchsverbot bewilligen.

«Etwa, wenn eine Person im Sterben liegt», so Martin Pfister. In diesen Fällen regle die Heimleitung die Details, insbesondere die maximale Besuchsdauer, Anzahl Besucher und die maximale Anzahl Besuche pro Tag. Bei Bedarf konsultiere die Leitung den zuständigen Heimarzt. Das Heim stellt den Vollzug des Besuchsverbots sicher.

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