Kampf gegen die brütende Hitze

So will sich die Stadt Luzern abkühlen

Künftig wird die Abkühlung an einem heissen Tag – wie hier am Wagenbachbrunnen – noch gefragter sein. (Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Im Sommer wird es in den Städten besonders heiss. Die Zahl der Hitzetage wird sich in Luzern durch den Klimawandel verdreifachen. Der Stadtrat will Gegensteuer geben: Mit Windkorridoren und grösseren Grünflächen.

Glühender Asphalt, von der Sonne aufgeheizte Fassaden, ein See mit Badewannentemperatur: Seit vorindustrieller Zeit ist die durchschnittliche Lufttemperatur in der Schweiz um etwa 2 Grad Celsius angestiegen. Das ist etwa doppelt so stark wie im globalen Durchschnitt.

Der stärkste Anstieg war in den letzten Jahrzehnten zu beobachten – ein Ende dieser Entwicklung ist nicht absehbar. Was heisst das für Luzern? Der Stadtrat rechnet in den nächsten 40 Jahren mit den folgenden Klimaänderungen:

  • Die Anzahl der Hitzetage mit über 30 Grad wird sich verdreifachen. Von heute sechs auf 12 bis 22 Tage pro Jahr.
  • Die durchschnittliche Sommertemperatur in den Monaten Juni bis August steigt um 2,3 bis 2,8 Grad Celsius.
  • Es regnet im Sommer 16 Prozent weniger.
  • Wenn es regnet, dann sind es heftige Niederschläge in sehr kurzer Zeit.
  • Die Nullgradgrenze im Winter steigt von heute 800 Meter über Meer (Höhe Sonnenberg) auf 1200 bis 1450 Meter über Meer (Höhe Fräkmüntegg).

In dicht bebauten Gebieten sind die Temperaturen am höchsten. Die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit der Luzerner leidet darunter, der Stadtrat rechnet gar mit wirtschaftlichen Einbussen deswegen.

Die Karte zeigt, in welchen Quartieren der Stadt Luzern es an Hitzetagen besonders heiss wird. (Stadt Luzern)

Bei älteren Menschen kann die Hitze zu gesundheitlichen Problemen führen. Der Asphalt wird aufgeweicht, verformt sich und platzt auf, die Wasserlebewesen geraten unter Druck und einzelne Bäume könnten absterben. In einer stark versiegelten Stadt wie Luzern können zudem starke Niederschläge schlecht versickern – es drohen deshalb Überschwemmungen und Schäden an der Kanalisation.

Werkzeugkasten im Kampf gegen die Hitze

Es ist ein düsteres Bild, das der Stadtrat in seiner Klimaanpassungsstrategie zeichnet. Diese fusst auf einer Motion der grünen Grossstadträtin Korintha Bärtsch, die vom Parlament überwiesen wurde. Um die negativen Auswirkungen des Klimawandels abzuschwächen, schlägt der Stadtrat unter anderem die folgenden Massnahmen vor:

  • An Hitzetagen steht die Luft in der Stadt Luzern still. Kaum ein Lüftchen, das etwas Abkühlung verspricht. Der Stadtrat will bei der Revision der Bau- und Zonenordnung (BZO) prüfen, ob der Erhalt oder die Schaffung von Windkorridoren vorgeschrieben werden könnte. Damit die Häuser dem kühlen Wind nicht im Weg stehen.
  • Neubauten könnten einiges dazu beitragen, die Stadt abzukühlen – beispielsweise durch die Begrünung, die Materialwahl oder die Farbgebung. Der Stadtrat will den Grundsatz, stadtklimatische Anliegen zu berücksichtigen, deshalb in die BZO aufnehmen.
  • Versiegelte Böden führen zu Überhitzung. Nicht bebaute Flächen sollen deshalb künftig begrünt werden.
  • Helle Strassenbeläge reflektieren mehr Sonneneinstrahlung und verringern so die Erwärmung. Die Stadt Luzern will deshalb an Pilotprojekten teilnehmen und hitzeangepasste Materialien testen.
  • Heute müssen Dächer ab einer Grösse von 25 Quadratmetern begrünt werden. Dieses Anliegen steht aber teils in Konkurrenz zu Solaranlagen, die der Stadtrat ebenfalls fördern will. In thermisch belasteten Gebieten – sogenannten Hitzeinseln – soll die Begrünung aber Vorrang haben. Auch Fassadenbegrünungen will der Stadtrat künftig vorschreiben können.
  • Der bisherige Baumbestand wird erweitert und die klimabedingten Herausforderungen in die Wahl der Arten und die Pflege einbezogen.

Darüber hinaus schlägt der Stadtrat Massnahmen zur Bekämpfung invasiver Arten, der Verhinderung von Überschwemmungen und dem Schutz von älteren Menschen bei Hitzewellen vor. Alles in allem will der Stadtrat für die Umsetzung der Klimastrategie in den nächsten zehn Jahren 3,53 Millionen Franken investieren.

Als Nächstes wird der Grosse Stadtrat über den Antrag entscheiden. Dies voraussichtlich am 24. September 2020. Umgesetzt werden soll die Strategie ab nächstem Jahr.

Sonne oder Schatten – am Helvetiaplatz hat man die freie Auswahl. Der helle, wasserdurchlässige Belag heizt sich im Sommer weniger stark auf. (Stadt Luzern) (Bild: Stadt Luzern)
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1 Kommentar
  • Profilfoto von Peter Bitterli
    Peter Bitterli, 29.05.2020, 11:34 Uhr

    Völliger Käse. In den Föhntälern ist es immer mal wieder 10-15 Grad wärmer als anderswo. Seit den Zeiten der Alpenfaltung. Hat übrigens der Stadtrat die aktuelle eklige Bise bestellt? Wer bezahlt das?

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