Zu den FCL-News: Interviews, Videos und Kommentar

So will dieses Duo mit dem FCL abheben

FCL-Präsident Philipp Studhalter (links) gratuliert seinem neuen CEO Marcel Kälin.

(Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Auf den neuen FCL-Geschäftsleiter Marcel Kälin wartet viel Arbeit: Ruhe in den Verein bringen, effizientere Strukturen einführen, Fussballspiele zu einem Happening machen – und mehr Sponsoren an Bord holen. Wie diese Herkulesaufgabe erfüllt werden soll, sagen Marcel Kälin und Präsident Philipp Studhalter im Interview. Und zentralplus wagt eine Einschätzung.

Zwei Dinge waren an der FCL-Pressekonferenz diesen Dienstag, als mit Marcel Kälin (50, hier geht’s zum Artikel) der neue CEO bekanntgegeben wurde, anders.

Erstens: Normalerweise läuft es so, wenn der FCL über einen wichtigen Personalentscheid informieren will: Kurz vor der Medienkonferenz kann man schon alles im «Blick» lesen. Irgendein FCL-Mitarbeiter scheint beim Boulevard-Blatt auf der Lohnliste zu stehen. Doch diesen Dienstag war alles anders. Die Medienkonferenz war superspontan angesetzt worden, der «Blick» wusste von nichts, ja, war nicht mal anwesend.

Zweitens: Der FCL wird wegen seiner Vorliebe für Promis auch als «FC Hollywood» der Super League belächelt. Folglich rechneten auch diesen Dienstag alle Journalisten mit einem bekannten Gesicht. Doch mit Marcel Kälin hat rein gar niemand gerechnet. Da half auch nicht, dass FCL-Präsident Philipp Studhalter den Medienvertretern ein Foto mit der FCL-Schweizer-Meister-Mannschaft von 1989 verteilte und raten liess, wer auf dem Bild der neue CEO sei. Keiner erriet es. Als Studhalter den Namen von Marcel Kälin nannte, zuckten alle bloss ahnungslos mit den Schultern.

Kälin hat Grosses vor

Dies zeigt: Der FCL hat diesmal alle überrascht. Warum Kälin unter 14 Kandidaten zum Handkuss kam, obschon er ein Nobody in diesem Business ist – das schreit nach Erklärung. zentralplus hat sich dazu nach der Medienkonferenz Kälin und Studhalter zur Brust genommen.

zentralplus: Marcel Kälin, warum wollten Sie genau diesen Job?

Marcel Kälin: Der Sport hat mich seit jeher interessiert. Früher war ich selber aktiver Fussballer. Diesen Sommer habe ich nun mein Sportmanagement-Studium an der Uni St. Gallen abgeschlossen – und das mit 50 (lächelt). Das heisst, ich will noch etwas lernen. Zudem ist der FCL für mich eine Herzensangelegenheit und ich bin überzeugt, etwas bewirken zu können.

«Auch wenn ich jetzt etwas nüchtern rüberkomme: Ich kann die Leute begeistern.»

Marcel Kälin

zentralplus: Woher nehmen Sie diese Zuversicht?

Kälin: Zuversichtlich stimmt mich meine Art, wie ich auftrete. Ich finde zu jeder Person den richtigen Draht. Das ist gerade beim FCL wichtig, wo ich sowohl Fans von der Strasse als auch Sponsoren begeistern muss. Auch wenn ich jetzt etwas nüchtern rüberkomme: Ich kann die Leute begeistern (lacht).

Der neue FCL-CEO Marcel Kälin gibt diesen Dienstag, 6. September, seine ersten Interviews (Bild: lwo).

Der neue FCL-CEO Marcel Kälin gibt diesen Dienstag, 6. September, seine ersten Interviews (Bild: lwo).

zentralplus: Diese Gabe ist sicher hilfreich. Aber um zu mehr Sponsoren zu kommen, genügt dies wohl nicht. Wie wollen Sie das erreichen?

Kälin: Natürlich ist das kein einfaches Unterfangen. Aber der FCL ist ein guter Brand. Den muss man nun noch besser positionieren. Und zwar nicht nur in Luzern, sondern in der ganzen Innerschweiz.

zentralplus: Sie erwähnen diesen Punkt explizit. Dann ist es auch Ihr Ziel, künftig mehr Geldgeber aus der ganzen Zentralschweiz für ein Engagement beim FCL zu überzeugen?

Kälin: Definitiv! Hier steckt ein grosses Potential. Schliesslich haben wir in Luzern ein sehr schönes Stadion, das nicht weit weg von Uri oder Schwyz liegt. Wenn wir aus einem Fussballbesuch ein Erlebnis für die Fans machen können, liegt hier sehr viel drin. Und für dieses Erlebnis sind nicht nur die Fussballer gefragt, sondern auch der Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung.

zentralplus: Sie wollen also vermehrt die ganze Zentralschweiz für den FCL begeistern und aus den Spielen ein Happening machen – das tönt interessant. Wir wüssten gerne mehr!

Kälin: (lächelt) Ich starte beim FCL offiziell am 1. Oktober. Ich will mich zuerst einarbeiten und werde meine Ideen bei Gelegenheit kommunizieren. Ich habe meine Vorschläge zuvor dem FCL-Verwaltungsrat präsentiert, und dort kamen sie gut an. Deshalb stehe ich heute auch hier.

«Ich schaue den FCL wie ein normales Unternehmen an.»

Marcel Kälin

zentralplus: Ex-FCL-Sportchef Alex Frei hat den FCL wegen der vielen, oft von Querelen der FCL-Führungscrew begleiteten, unschön verlaufenen Personalwechsel der letzten Jahre als «Haifischbecken» bezeichnet. Haben Sie Respekt davor?

Kälin: Respekt gehört zu meiner Lebensauffassung, den braucht es immer. Ich schaue ins Jahr 1989 zurück, als der FCL mit mir den Schweizer-Meister-Titel gewann, und betrachte mich deshalb als Glücksbringer (lächelt). Ich habe zudem nicht den Eindruck eines Haifischbeckens und will meinen Job hier langfristig ausüben.

zentralplus: Ist Ihr Einstieg als CEO beim FCL der Beginn einer zweiten beruflichen Karriere, diesmal nicht sportlich, sondern als Geschäftsmann?

Kälin: (überlegt) Nein, das sehe ich nicht so. Ich schaue den FCL wie ein normales Unternehmen an. Dieses will ich nun besser positionieren und dadurch eine Euphorie entstehen lassen.

Und hier können Sie das alles im Video nachgucken:

zentralplus: Philipp Studhalter, Sie haben aus 14 Bewerbungen einen Szenen-Nobody zum neuen FCL-Geschäftsführer gekürt. Warum ist er der Richtige?

Philipp Studhalter: Vier Kriterien gaben den Ausschlag: Marcel Kälin hatte sportliche Erfolge vorzuweisen, ist ein erfolgreicher Unternehmer, hat sich via Sportmanagement-Studium weitergebildet und er ist ein Innerschweizer.

zentralplus: Was erwarten Sie von ihm?

Studhalter: Er soll in einer ersten Phase die internen Abläufe optimieren, um auf gesunden Strukturen aufbauen zu können. Zudem wird er als Teamplayer zusammen mit dem Verwaltungsrat und der Geschäftsstelle den FCL voranbringen.

«Mehr Ertrag zu generieren, ist der zentrale Faktor.»

FCL-Präsident Philipp Studhalter zu Kälins Job

FCL-Präsident Philipp Studhalter gibt vor den Medien Auskunft, warum sich der Club für Marcel Kälin als neuen Geschäftsführer entschieden hat.

FCL-Präsident Philipp Studhalter gibt vor den Medien Auskunft, warum sich der Club für Marcel Kälin als neuen Geschäftsführer entschieden hat.

zentralplus: Und er muss bei Sponsoren mehr Geld sammeln, oder? Mit dem jährlichen Defizit von über 2 Millionen ist der FCL verständlicherweise nicht glücklich. Doch daran sind schon andere gescheitert, zuletzt FCL-Vereinspräsident Ruedi Stäger.

Studhalter: Wir wollen den FCL weiterbringen, und zwar nachhaltig. Dadurch wirkt der Verein auch glaubwürdiger. So wollen wir das Defizit reduzieren.

zentralplus: Er soll also mehr Geld auftreiben!

Studhalter: Das ist der zentrale Faktor, dass wir mehr Ertrag generieren.

zentralplus: Haben Sie ihm dazu konkrete Vorgaben gemacht, wie viele Millionen er reinholen muss?

Studhalter: Nein, das können wir nicht. Wir wollen nun alle zusammen erreichen, dass die Mannschaft eine gute Leistung zeigt und dass die Leute Freude haben an einem FCL-Spiel. Wir wollen das gesellschaftliche Epizentrum der Zentralschweiz werden.

Und hier können Sie das alles im Video nachgucken:

Kommentar von Luca Wolf: Das spricht für und das gegen Kälin

Kälin ist symphatisch, wirkt bodenständig und hinter seiner unscheinbaren Fassade scheint mehr zu stecken, als man ihm auf den ersten Blick zutraut. Mit seiner Schötzer Verpackungsfirma, die von sechs auf 180 Mitarbeiter gewachsen ist, hat er offenbar ganze Arbeit geleistet. Dieses Knowhow ist zweifellos auch beim FCL viel wert.

Sein Studium als Sportmanager hat Kälin jedoch erst diesen Sommer abgeschlossen. Er wird also vom Studenten gleich zum CEO befördert – ein gewagter Karrieresprung. Zudem hat Kälin als aktiver Sportler, er spielte nur ein Jahr in der obersten Schweizer Spielklasse, ein bescheidenes Palmares vorzuweisen. Damit sind zwei von vier Kriterien, die laut FCL-Präsident Studhalter für den Horwer als neuen CEO gesprochen haben, eher wenig aussagekräftig. Und über Kälins Kontakte in die Welt der Reichen und Schönen – die eine wichtige Sponsoren-Zielgruppe ist – ist wenig bekannt.

Aber Kälins Ansatz tönt spannend: Er setzt zum einen bei einem betriebswirtschaftlich effizienter geführten FCL an. Damit kann im besten Fall Geld gespart oder besser eingesetzt werden. Zum anderen will er die Marke FCL in der gesamten Zentralschweiz stärken, um aus allen sechs Kantonen mehr Fans und mehr Geldgeber zum FCL zu locken. Um das zu erreichen, will er dem Verein negative Schlagzeilen ersparen und Fussballspiele mehr zu einem Happening machen, an die es sich auf jeden Fall lohnt zu gehen.

Das tönt super. Doch diese Ideen von der Theorie in die Praxis umzusetzen, wird eine Riesenaufgabe für Kälin und sein Team. Und es wird zur Bewährungsprobe für den Präsidenten Philipp Studhalter. Reüssiert Kälin nicht, wird es nicht lange dauern, bis Studhalters Kopf verlangt wird. Und dann startet beim FCL alles wieder bei Null.

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