Neue Parks an der Reuss und im Grenzhof

So will die Stadt Luzern das Babel-Quartier aufmöbeln

So präsentiert sich die Ausgangslage beim Grenzhof. Die Stadt sieht in diesem Areal grosses Entwicklungspotenzial. (Bild: Stadt Luzern)

Im Quartier rund um die Basel- und Bernstrasse will der Stadtrat Luzern gemeinnützige Wohnungen und neue Parks bauen. So zum Beispiel beim Grenzhof oder auf der Reussinsel. Bis Ende November 2021 können die Anwohnerinnen nun mitreden.

Wie soll das für seine Vielfalt geschätzte und für seine dunklen Ecken berüchtigte Babel-Quartier künftig aussehen? Um das herauszufinden, liess der Luzerner Stadtrat für die Gebiete Grenzhof und Reussinsel bei der St.-Karli-Brücke Studien erarbeiten.

Das Schulhaus Grenzhof kann wegen der Schadstoffbelastung nicht mehr genutzt werden. Geplant ist, dass die Kinder ins Rönnimoos umziehen. Der Stadtrat möchte auf dem freiwerdenden Areal und auf den benachbarten städtischen Grundstücken gemeinnützige Wohnungen, attraktive Freiräume und weitere Quartiernutzungen ermöglichen.

Park und neue Wohnungen im Grenzhof

Zwischenergebnisse der Studie dazu zeigen, dass auf dem ehemaligen Schulareal bis zu 200 gemeinnützige Wohnungen realisierbar sind. Für die Weiterentwicklung des Gebiets gibt es zwei Szenarien. Baudirektorin Manuela Jost betont an der Medienkonferenz, dass es dem Stadtrat ein grosses Anliegen sei, den existierenden Grün- und Freiraum beim Grenzhof zu erhalten und auszubauen.

Bei der Variante «Park in der ehemaligen Schulanlage» würde ein grösserer Freiraum auf dem Gebiet errichtet, wo heute das Schulhaus Grenzhof steht. Die beiden Schulpavillons würden dazu vollständig rückgebaut und die bestehende Turnhalle durch einen Neubau ersetzt werden.

In dieser ersten Variante soll vor allem entlang der Hangkante zusätzlicher Wohnraum geschaffen werden. Bei der Variante «Park am Wald» werden alle drei Schulgebäude durch Neubauten ersetzt. Dafür wird die Hangkante nicht verbaut. Auf diesem Gebiet soll ein grösserer Park realisiert werden, der an den angrenzenden Gütschwald angeschlossen ist.

Wichtiges Element beider Varianter ist der sogenannte 490er-Weg. Dieser Fuss- und Veloweg bewegt sich entlang der 490er-Höhenlinie und soll die Luzernerstrasse mit dem Naherholungsgebiet Gütschwald verbinden und dabei die geplanten Wohnbauten für den Fuss- und Langsamverkehr erschliessen.

Neue Parkanlage entlang der Reuss?

Ein zweites Projekt betrifft das Gebiet an beiden Enden der St.-Karli-Brücke. Im Fokus stehen dabei vorerst das südliche Reussufer beim Dammgärtli. Wie die Stadt betont, sei das Dammgärtli für die Quartierbevölkerung ein zentraler Ort, zumal dort der einzige Spielplatz in der Umgebung steht.

Auch die dortige grosse Eiche – ihr Alter wird auf 130 bis 170 Jahre geschätzt – sei identitätsstiftend für das Quartier. Doch gerade dort hat das Bundesamt für Strassen (Astra) ein Zugangsschacht für den Bypass geplant. Weil der Stadtrat das Dammgärtli samt Eiche erhalten will, hat er Einsprache beim Astra eingereicht.

Für die Entwicklung des südlichen Brückenkopfs St. Karli sind aus der Studie drei verschiedene Varianten entstanden. Allen Varianten ist gemein, dass durch die Entwicklung zusätzlicher Frei- und Aufenthaltsraum entlang der Reuss realisiert werden soll. Die Studie zeigt, dass dafür grosses Potenzial besteht. Insbesondere bei der dritten Variante, für deren Prüfung sich der Stadtrat aktiv eingesetzt hat, soll sowohl das Dammgärtli erhalten und aufgewertet als auch ein grosser Grünraum auf der Reussinsel realisiert werden.

Aus Sicht des Stadtrates ist die Realisierung eines qualitätsvollen Freiraums für das Quartier Basel- und Bernstrasse sehr wichtig, weil es sonst kaum Grünflächen gibt und viele Familien hier leben. «Der neue Freiraum würde aber nicht nur für das Quartier, sondern für die ganze Stadt einen Mehrwert generieren», schreibt die Stadt in einer Medienmitteilung. In den Varianten, die eine stärkere Bebauung des Gebiets vorsehen, sind 40 bis 50 gemeinnützige Wohnungen geplant.

Wie es am nördlichen Ende der St.-Karli-Brücke weitergeht, ist derzeit unklar. Die dortigen Grundstücke gehören der Emmi und der katholischen Kirche. Dementsprechend hängt die Entwicklung dieses Areals von den jeweiligen Privatbesitzern ab. Die Stadt ist mit beiden Akteuren im Dialog und sieht dort die Entwicklung einer Überbauung mit Zentrumscharakter sowie einen verbesserten Zugang zum Reussufer vor.

Stadt bindet Bevölkerung mit ein

Noch ist weder beim Grenzhof noch bei der St.-Karli-Brücke entschieden, welche Variante weiterverfolgt wird. Dazu will die Stadt zuerst die Meinung der Bevölkerung zu den verschiedenen Varianten sowie zum Quartier im Allgemeinen abholen. Die Stadt hat dazu zwei separate Partizipationsprozesse lanciert.

Für das Gebiet Grenzhof findet die Partizipation auf einem Spaziergang am Samstag, 30. Oktober, von 10.30 bis 12 Uhr statt. Treffpunkt ist beim Eingang der Turnhalle der Schulanlage Grenzhof. Für das Gebiet St.-Karli-Brücke lädt die Stadt die Bevölkerung am Donnerstag, 9. November, um 18 Uhr zu einem Workshop in den Pfarreisaal St. Karl ein. Die Erkenntnisse aus dem Workshop werden in die weitere Planung und in die weiteren Entscheide einfliessen.

Bereits zuvor ist es der Luzerner Bevölkerung möglich, ihre Meinung zu den erarbeiteten Varianten abzugeben. Unter dialogluzern.ch sind die Ausgangslagen und Varianten für beide Entwicklungsschwerpunkte im Detail beschrieben. Zudem können Interessierte auf der Plattform an einer Umfrage teilnehmen, um ihre Anliegen zur Quartierentwicklung bereits im Vorfeld der partizipativen Veranstaltungen einzubringen. Wie Baudirektorin Manuela Jost betont, werde die neue Dialogplattform der Stadt schon rege genutzt.

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4 Kommentare
  • Profilfoto von Melchior Hoffmann
    Melchior Hoffmann, 23.10.2021, 09:56 Uhr

    Ob es wirklich sinnvoll ist, um neuen gemeinnützigen Wohnraum zu schaffen alten gemeinnützigen Wohnraum abzureissen? Ich meine nein. An der Luzernerstrasse 45/47 und 53/55 stehen zwei ältere Liegenschaften der WGL mit 32 sehr günstigen Wohnungen, dazwischen ein dritter Wohnblock mit ebenfalls günstigen Wohnungen. Auf den Visualisierungen werden sie alle durch Neubauten ersetzt. Sicher gibt es Argumente dafür, so z.B. eine Lärmschutz-Funktion von einem quer zur Strasse gestellten Neubau. Aber das sind letztlich Luxus-Überlegungen, denn man zerstört trotzdem sehr günstigen Wohnraum und ersetzt ihn mit neuem, massiv teurerem – da mag er noch so gemeinnützig sein. «Wir können auch nicht zaubern», heisst es diesbezüglich dann nämlich von den Baugenossenschaften. Kommt hinzu, dass man auch aus ökologischen Gründen nicht unnötig abreissen sollte: Neu zu bauen beansprucht viel mehr Ressourcen als es Renovationen tun.

    Wobei ich die Entwicklung des Gebietes natürlich sinnvoll finde. Aber man sollte nicht nur das Maximum rausholen wollen, sondern Altes und Neues möglichst smart kombinieren.

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    • Profilfoto von Paul
      Paul, 23.10.2021, 11:01 Uhr

      Guter ansatz! Parkanlage und weg an der reuss aufwerten fürs erste reicht.

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  • Profilfoto von Rentner Müller
    Rentner Müller, 22.10.2021, 15:29 Uhr

    Also mal langsam an der oberen Berstrasse entsteht eine Überbauung der ABL und B,G Matt
    siehe ABL Projekte dann auf obere Bernstrasse gehen ca 2022 Fertig, die Strasse Bern und Luzernerstrasse sind überlastet ,komplett veraltet und über zu geflickt eine Katastrohpe nun solch auch noch der Trolley, sich durquetschen und im Fanghöfli Littau 3 Neubauten, ca 900 Wohnungen, im Längweiher auch geplant, Frage hat der Bürger noch anreicht auf Grün in 10 Jahren werden wir ja nur noch Beton sehen ist das die Zukunft ,,

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  • Profilfoto von Michel von der Schwand
    Michel von der Schwand, 22.10.2021, 12:28 Uhr

    Ginge es nach der SVP würden die wohl solche Quartiere mit Fackelzügen aufwerten.

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