Heute wird es nochmal laut, bunt und schräg

So war die Fasnacht auf dem einsamen «Inseli»

Die Zunft zum Inseli vor ihrem Sujewagen. (Bild: zvg)

Fasnacht ist laut und bunt. Manchmal fast zu laut. Die «Zunft zum Inseli» will hinter dem KKL einen Gegenpol setzen. Doch der Auflauf am neuen Fasnachtsort ist noch eher lau – für den Zunftvater kein Problem.

Für Zunftvater Reto «Chöttu» Küttel, einen gestandenen Fasnächtler mit mehr als 25 Jahren rüüdiger Erfahrung, war es «wohl die ruhigste Fasnacht meines Lebens». Der Gründer der «Zunft zum Inseli» sagt es und fügt an: «Diese Fasnacht ist nicht nur ruhig, sondern auch schön. Es ist das, was wir anstreben.»

Es ist der Mittag des Güdisdienstag und der geneigte Beobachter könnte nun die Augenbrauen heben ob dieser Aussage. Schliesslich soll Fasnacht doch schräg, bunt und laut sein. 18'000 waren es allein am Montag in der Stadt Luzern – ein ziemliches Gedränge zwischen Boxentürmen, Grenden und Guuggenmusigen.

Ganz anders auf dem Inseli, wo Küttel mit seiner Zunft dieses Jahr eingezogen ist. Hier erhielt man bisweilen den Eindruck, als ob «Robinson Crusoe» auf einer einsamen Insel gestrandet sei – nur vereinzelt verirrt sich eine Maske oder ein Grend hierhin.

Die Fasnacht in ihrer ursprünglichen Form

Tote Hose auf dem Inseli? Küttel lacht. «Ich hätte nicht gedacht, dass überhaupt jemand kommt.» Ende Jahr hatte die Zunft angekündigt, eine Plattform für Kleinformationen, kleinere Guuggenmusigen, Familien und Sujetgruppen bieten zu wollen. Der Zunft zum Inseli gehören bisher neben Küttel noch Claudia De Biasio und Martin Jans an.

«Es gibt keine ganz leise Fasnacht.»
Reto «Chöttu» Küttel

«Wir möchten, dass sich die ursprüngliche Form der Fasnacht mit Instrumenten Gehör verschaffen kann», so Küttel. Auf elektronische Beschallung verzichte man auf dem Inseli ausdrücklich. Es ist wohl mit ein Grund, weshalb nur wenige Gäste sich hierhin verirrten.

Verkaterte Fasnächtler und Könige aus dem Tessin

Viele Posaunen und Pauken waren aber dieses Jahr tatsächlich nicht zu hören. Und wenn, dann war da oft kaum Publikum. Es seien schon ein paar vorbeigekommen, insistiert Küttel. «Besonders gefreut hat uns der Besuch von Wey-Zunfmeister Rolf Bichler oder der Paulusschränzer. Auch die Hydras haben uns noch ein Ständchen gespielt.»

Die Könige aus dem Tessin waren auf dem Inseli zu Besuch. (Bild: zvg)

Höhepunkt war für Küttel zweifellos, dass die Tessiner Fasnachtsdelegationen mit ihren Königen kurz nach ihrer Ankunft beim Zunftwagen einkehrten. Hier durfte die Zunft zum Inseli unerwartet einen Apéro für 30 Personen ausschenken. «Eishockeyfans aus Ambri und Lugano gemeinsam La Montanara singen zu hören – das gibt es auch nicht alle Tage.»

Küttels Fazit: «Es war immer jemand zum Anstossen da. Einige Gruppen haben auch angekündigt, dass sie sich durchaus vorstellen könnten, im kommenden Jahr das Inseli in ihr Treiben miteinzubeziehen.»

Die Besuche hätten sich auf die Fasnachtstage verteilt. Eine Steigerung oder ein «Katertag» habe man nicht eingezogen. Apropos Kater: Es war zu beobachten, dass ab und zu Gruppen ausgelaugter Fasnächtler einen Moment der Ruhe auf dem Inseli suchten. Auch das ist nach dem Geschmack des Zunftvaters.

Reto «Chöttu» Küttel macht sich noch einmal für die Fasnacht parat. (Bild: uus)

Lieber langsame Entwicklung als Boxen voller Bass

«Es entwickelt sich», ist der Zunftvater schliesslich überzeugt. Er glaubt nicht, dass die relative Abgeschiedenheit des «Inselis» im Weg steht, dass sich der Ort «in den nächsten drei, vier Jahren» als Fasnachtsfixpunkt etablieren kann. Schliesslich hätten auch der Mühlenplatz oder die Bahnhofstrasse ihre Zeit gebraucht. «Im Unterschied dazu können wir auf dem Inseli noch etwas besser Einfluss nehmen», so Küttel. Es sei klar, dass man nicht so viel Aufmerksamkeit erhalte, wenn man auf Beschallung aus Lautsprecherboxen verzichte.

Im Anschluss an die Fasnacht – «auf dem Inseli ist am Dienstag um Mitternacht Schluss» – will Küttel mit den Anwohnern ein Fazit und einen Ausblick wagen. Auch sie sollen in Zukunft Freude an einer etwas ruhigeren Fasnacht haben. Wobei Küttel schon auch weiss: «Es gibt keine ganz leise Fasnacht.»

Küttel spricht konsequent von einem Erfolg, der ersten Fasnacht auf dem «Inseli», und sieht keinen Grund, weshalb er mit seiner Zunft hier wieder weggehen sollte. Er sagt aber auch: «Es dürfen ruhig noch ein paar Fasnächtler mehr kommen im nächsten Jahr.»

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