(Noch) kein Anstieg der Konkurse

So wappnet sich das Kantonsgericht Luzern für eine Konkurswelle

Luzerner Gastronomen befürchten eine Konkurswelle in ihrer Branche – bis jetzt hat sich das nicht bewahrheitet. (Bild: ber)

Im Kanton Luzern ist derzeit trotz Corona noch keine grosse Konkurswelle feststellbar. Allerdings sind die Zahlen übers Jahr gesehen leicht angestiegen – obwohl die Konkursämter im Frühling in den Lockdown geschickt wurden.

Die Zahl der Konkurseröffnungen durch die Bezirksgerichte liegt 2020 nur ganz leicht über derjenigen des Vorjahres. Konkret: 7,7 Prozent. Damit setzt sich ein Trend fort, der bereits seit vier Jahren besteht. «Die grosse Konkurswelle ist aber ausgeblieben», wie es im Geschäftsbericht der Luzerner Gerichte heisst, der am Dienstag präsentiert wurde.

«Wir sind Anfang des Lockdown klar davon ausgegangen, dass die Zahl der Konkurse stark ansteigen wird. Dies ist aber glücklicherweise ausgeblieben», betonte Kantonsgerichtspräsident Andreas Galli an der Medienkonferenz.

Die Fälle hätten leicht zugenommen, aber nicht in dem Ausmass, wie die Gerichte dies erwartet hätten. «Wir erklären uns dies damit, dass die von Bund und Kantonen ergriffenen Massnahmen tatsächlich wirken», so Galli. «Es ist möglich, dass es zu einer Konkurswelle kommt, wenn die Restaurants noch längere Zeit geschlossen bleiben.»

Corona wirkt sich dennoch auf die Arbeit der Konkursämter aus. «Meine Arbeit ist durch Covid-19 anders geworden», wird eine Mitarbeiterin im Geschäftbericht zitiert. Es brauche mehr Geduld, die Prozesse verlangsamen sich. «Ich bin sehr gespannt, wie sich die Lage in den nächsten Monaten entwickelt.»

Nackte Fallzahlen sind trügerisch

«Es kann sein, dass es noch zu einem Anstieg der Fälle kommt, wir wissen es schlicht noch nicht», meinte Yvonne Zwyssig, die Vize-Präsidentin der erstinstanzlichen Gerichte, an der Medienkonfererenz. Und dann käme es auch darauf an, was für Konkurse das seien. «Wenn grosse Firmen mit vielen Mitarbeitenden betroffen sind, ist der Aufwand für uns natürlich grösser», meint Zwyssig. Insofern können nackte Fallzahlen auch etwas trügerisch sein.

Die Luzerner Konkursämter wären auf einen Anstieg der Fallzahlen vorbereitet, wie Kantonsgerichtspräsident Andreas Galli betont. «Wir haben uns bereits im letzten Frühling ernsthaft damit auseinandergesetzt und überlegt, wie wir damit umgehen würden», sagte er auf Nachfrage von zentralplus.

«Wenn es zu einer Konkurswelle kommt, dann nehmen wir Verschiebungen von Ressourcen vor. Das heisst: Gerichtsschreiber und -schreiberinnen der Gerichte würden vorübergehend in den Konkursämtern arbeiten, um die Mehrbelastung abzufedern. Wir wollen die Organisation aber nicht auf Vorrat ausbauen.»

Gastrobranche befürchtet Konkurse

Insbesondere die Gastrobranche befürchtet, dass zahlreiche Betriebe schliessen müssen, wenn die Massnahmen zur Bekämpfung der Pandemie weiter aufrechterhalten bleiben. Beispielsweise, weil der Kanton keine Entschädigungen für Ferien- und Feiertage bezahlt (zentralplus berichtete).

Die Luzerner Regierung jedoch fühlt sich durch die bisher ausgebliebenen Konkurse in ihrer Handhabung bestätigt. «Für den Kanton Luzern zeigen sich bisher im 2021 weniger Konkurse als im selben Zeitraum der Vorjahre», schrieb sie kürzlich in einer Stellungnahme zu einem offenen Brief der Luzerner Gastronomie (zentralplus berichtete).

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Rennaw retep
    Rennaw retep, 24.03.2021, 21:13 Uhr

    Lustig, was für Ignoranten wir in der Regierung haben, wenn ich deren Stellungnahme zu den aktuellen Konkursfällen lese.
    Wissen die Bürosesselkleber eigentlich den Meccano und die zeitlich verschobenen Abläufe eines betreibungsamtlichen Verfahrens mit den gesetzlich implantierten Stationen bis ihn zum eigentlichen Konkursverfahren. Icht?
    Wer wundert sich nun noch in B. zum den Hirntoten Coronamanagement unserer selbst gewählten Regierungen.
    Dümmer geht nümmer.
    Beste Grüsse
    Retep Rennaw

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