Ausstellung mit bekannten Werken zur Wiener Welt

So viele Klimt-Millionen schlummern im Zuger Kunsthaus

Das Zuger Kunsthaus beherbergt zahlreiche wertvolle Gemälde und Zeichnungen von Gustav Klimt – die demnächst in einer grossen Ausstellung zu sehen sind.

 

(Bild: woz)

Gustav Klimt, der vor hundert Jahren gestorben ist, hat zahlreiche legendäre Gemälde geschaffen. Sie sind Gold wert, wie man von millionenschweren Klimt-Auktionen der letzten Jahre weiss. Das Zuger Kunsthaus zeigt in seiner nächsten Ausstellung zwei bekannte Ölgemälde des weltberühmten Jugendstilkünstlers. Wie viel müsste man für diese eigentlich bezahlen?  

Das war vielleicht ein Fabelpreis! Die «Goldene Adele» von Gustav Klimt, sprich: das goldgefleckte Porträt der Adele Bloch-Bauer, wurde 2006 für sage und schreibe 135 Millionen Dollar vom Kosmetik-Erben Ronald S. Lauder gekauft. Jenes Bild, dessen Verkäuferin die Erbin einer von den Nazis enteigneten Familie war.

«Adele» galt damit kurzzeitig als das teuerste Gemälde der Welt. Auf jeden Fall ist es nach wie vor das Bild des weltberühmten Wiener Jugendstilkünstlers, das bisher den höchsten Preis erzielte.

Die Faszination der goldenen Gemälde

Die ornamentale Welt, in der die porträtierten Frauen Klimts eintauchen und wie in einem Kokon der Sinnlichkeit dahinträumen, versprühen Goldglanz. Ein magischer Glanz, dem viele Kunstsammler auf dieser Welt nicht widerstehen können.

Ein zweites Klimt-Porträt von Adele Bloch-Bauer, jener Bankierstochter und Zuckerfabrikantengattin, die dem Künstler nicht nur als Modell, sondern auch als Mäzenin frönte, erlöste 2006 ebenfalls satte 87,9 Millionen Dollar. Keine Frage. Klimt gehört neben Modigliani, Picasso, van Gogh, Monet und vielen anderen zu den grossen Stars am internationalen Kunstmarkt.

Auch das Kunsthaus Zug, das die Stiftung Sammlung Kamm der «Wiener Moderne» in seinen Depots lagert und immer wieder ausstellt, kann mit Klimt-Schätzen glänzen.

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Gustav Klimts «Italienische Gartenlandschaft» (1913) hängt im Zuger Kunsthaus und ist Bestandteil der Stiftung Sammlung Kamm.

Gustav Klimts «Italienische Gartenlandschaft» (1913) hängt im Zuger Kunsthaus und ist Bestandteil der Stiftung Sammlung Kamm.

(Bild: zvg)

Zwar kann das Kunsthaus nicht mit derart güldenen Gemälden à la Adele brillieren. Doch Zugs Zugpferde in Sachen Klimt sind ebenfalls zwei grossartige Ölgemälde. Und zwar die «Italienische Gartenlandschaft» von 1913. Sowie die «Gartenlandschaft mit Bergkuppe» von 1916.

Neue Ausstellung im Kunsthaus mit Klimt und Schiele am 3. März

Es macht neugierig zu wissen, wie viele Millionen diese beiden «Klimt-Stars» des Zuger Kunsthauses, die bei der Ausstellung «Wien zu Europa» ab 3. März (siehe Box) gezeigt werden, bei einer Auktion oder durch einen Verkauf in die Kassen spülen würden. Rein theoretisch natürlich – die beiden Ölgemälde sollen ja weder verkauft noch versteigert werden.

Denn eine ähnliche, wenngleich buntere und poppigere Variante einer Gartenlandschaft – Gustav Klimts «Bauerngarten» (Blumengarten) von 1907 – wurde letztes Jahr vom Auktionshaus Sothebys in London für 59 Millionen Dollar verkauft.

Zudem erscheinen die beiden Zuger Gartenlandschaften harmonischer und attraktiver als das Klimt-Gemälde «Litzlberg am Attersee» von 1914/15, das 2011 bei Sothebys für 40 Millionen Dollar verkauft wurde. Sothebys veräusserte übrigens auch Klimts «Kirche in Cassone – Landschaft mit Zypressen» (1913) für 43 Millionen Dollar. Und das Porträt von Getrud Löw wechselte für 38,8 Millionen Dollar den Besitzer.

Sothebys gibt sich leider sehr bedeckt

Könnten die beiden Zuger Klimts also einen ähnlich hohen Verkaufspreis erzielen – nach dem Motto: 30 Millionen Dollar plus x pro Bild? zentralplus kontaktierte wegen des potentiellen Werts der Zuger Klimt-Bilder das Auktionshaus Sothebys in Genf.

«Vor allem Klimts Blumenbilder und Gartenlandschaften sind unter Sammlern sehr gefragt.»

Caroline Lang, Sothebys in Genf

Dort äussert man sich allerdings sehr vorsichtig zu etwaigen Schätzungen. «Es ist schwierig, einen Schätzwert oder einen Startpreis für eine Auktion zu definieren, ohne die Bilder physisch gesehen zu haben», erklärt Catherine Allen, Senior Press Officer Switzerland von Sothebys in Genf. Den Wert eines Gemäldes zu bestimmen, sei ein sehr komplexer Prozess.

Ebenfalls ein Klimt aus dem Zuger Kunsthaus: «Gartenlandschaft mit Bergkuppe» von 1916.

Ebenfalls ein Klimt aus dem Zuger Kunsthaus: «Gartenlandschaft mit Bergkuppe» von 1916.

(Bild: zvg)

«Mehrere Faktoren spielen dabei eine wichtige Rolle», versichert Allen. Beispielsweise die Herkunft des Bildes, der frühere Besitzer, Ausstellungen, der Zustand des Gemäldes, die Bedeutung des Gemäldes im Gesamtwerk des Künstlers.

Und ihre Kollegin und Expertin, Caroline Lang, Chairman Switzerland von Sothebys in Genf, versichert lediglich, «dass Gustav Klimt auch 100 Jahre nach seinem Tod zu den begehrtesten Künstlern im Kunsthandel gehört. Vor allem seine Blumenbilder und Gartenlandschaften sind unter Sammlern sehr gefragt.»

Kurator Marco Obrist wird da schon etwas konkreter, wenn es um die Klimt-Schätze des Zuger Kunsthauses geht. Er schätzt, dass die beiden «Gartenlandschaften» von Gustav Klimt in der Stiftung Sammlung Kamm möglicherweise einen Auktions- oder Verkaufspreis zwischen 30 und 60 Millionen Dollar erzielen könnten. Pro Bild wohlgemerkt. «Wobei es bei Klimt grundsätzlich schwierig ist, dies genauer zu taxieren, weil eben Vergleichswerte auf dem Kunstmarkt fehlen.»

Bei Picasso ist der Preis leichter zu bestimmen

Will heissen: Klimt wird so selten versteigert beziehungsweise verkauft, dass wenig Anhaltspunkte vorhanden sind. Grund: Zwei Drittel aller Klimt-Bilder hängen in öffentlichen Sammlungen.

Ganz anders bei Picasso, so Obrist, der viel gehandelt werde. «Da kann man relativ treffsicher sagen, was beispielsweise ein Bild aus der blauen Periode wert ist.»

Andererseits würde Obrist den beiden Zuger Klimt-Bildern durchaus zutrauen, einen ähnlichen Verkaufspreis zu generieren wie besagter «Bauerngarten». Also, rund 60 Millionen Dollar.

Zugs Klimt-Bilder sind viel unterwegs

Die beiden «Gartenlandschaften» Klimts aus der Stiftung Sammlung Kamm sind übrigens als Leihgabe viel unterwegs: «Die italienische Gartenlandschaft war neulich bis Ende Januar auf einer Ausstellung in San Francisco zu sehen, die Gartenlandschaft mit Bergkuppe in Wien», erklärt Obrist.

Die Versicherungs- und Transportkosten für solche kostbaren Bilder seien nach «9/11» sehr teuer geworden. «Wegen der Gefahr von Anschlägen und Flugzeugttentaten durch Terroristen», erklärt Obrist.

Klimt erhält Zuwachs im Kunsthaus durch neue Dauerleihgabe

Die Stiftung Sammlung Kamm feiert im selben Jahr ihr zwanzigjähriges Bestehen, in dem sich die Todestage von Gustav Klimt und Egon Schiele zum hundertsten Mal jähren. Von beiden sind grosse Werkgruppen zu sehen. Auch den Designer und Künstler Koloman Moser und den Architekten Otto Wagner, die ebenfalls vor hundert Jahren starben, will das Kunsthaus Zug in der grossen Sammlungsschau vom 3. März bis zum 10. Juni vorstellen. Die Stiftung Sammlung Kamm umfasst 372 Exponate, davon sind 22 Werke von Gustav Klimt (drei Ölgemälde, der Rest sind Zeichnungen).

«Hauseigene Schatzkammer»

«Das Kunsthaus Zug öffnet die Pforte zur hauseigenen Schatzkammer», sagt Matthias Haldemann, Direktor des Zuger Kunsthauses. «Es ist die moderne Wiener Welt vor und während dem Ersten Weltkrieg in ihrer ganzen Breite und Tiefe, in ihrer Aufbruch- und zeitgleichen Untergangsstimmung, die gezeigt wird. Aber auch die europäische Welt ausserhalb Wiens wird abgebildet. Und der freie Geist der weiten Welt, den der Zweite Weltkrieg zu ersticken drohte.»

Auch zwei neuen Errungenschaften in der Sammlung des Hauses soll Raum gegeben werden: Den rund 40 Arbeiten von Gustav Klimt, Egon Schiele und Alfred Kubin, die das Kunsthaus Zug von der Zürcher Stiftung Werner Coninx neu als Dauerleihgabe erhalten hat. Und dem Vermächtnis des hervorragenden amerikanisch-österreichischen Universalkünstlers Friedrich Kiesler (1890 – 1965), der erstmalig in der Schweiz vorgestellt werden kann.

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