Integration in Krisenzeiten

So trifft die Coronakrise arbeitende Menschen mit Beeinträchtigungen

«Wir sind positiv überrascht, wie oft unsere Berater nach wie vor offene Türen vorfinden.» (Symbolbild: ThisisEngineering/Unsplash)

Die Arbeitsinklusion werde um Jahre zurückgeworfen, berichten Medien. Denn in Zeiten von Corona öffnen sich wohl weniger Türen für Integrationsprojekte. Dass Menschen mit Beeinträchtigungen aktuell häufiger den Job verlieren würden, trifft laut der IV-Stelle Zug aber nicht zu.

Die Krise trifft die Schwächsten am härtesten. So auch Menschen mit einer Behinderung.

Corona habe die Erfolge der letzten Jahre, was die Arbeitsmarktsituation für Menschen mit einer Beeinträchtigung betrifft, zunichtegemacht, berichtete ZDF. In Deutschland suchten arbeitslose Menschen mit Behinderung zuletzt durchschnittlich 100 Tage länger nach einer neuen Stelle als Menschen ohne Behinderung.

IV Zug: Keine Häufung von Jobverlust bei Menschen mit Beeinträchtigungen

Bei der IV-Stelle Zug spürt man noch keine solchen Tendenzen. «Eine Häufung von Stellenverlusten bei Personen mit Einschränkungen können wir bisher nicht feststellen», schreibt Heidi Schwander, Abteilungsleiterin bei der IV-Stelle Zug. Erfahrungsgemäss würden jedoch bei einer allgemein zunehmenden Zahl von Arbeitslosen auch die Anmeldungen bei der IV verzögert ansteigen.

«Wir sind selbst positiv überrascht, wie oft unsere Berater nach wie vor offene Türen vorfinden.»

Heidi Schwander, Abteilungsleiterin IV-Stelle Zug

Ob es in Krisenzeiten zu weniger neuen Integrationsprojekten kommt, kann Schwander derzeit noch nicht sagen. Dazu sei es noch zu früh. «Wir sind aber selbst positiv überrascht, wie oft unsere Berater nach wie vor offene Türen vorfinden.» Arbeitgebende würden ihre Unterstützung gerne annehmen, um Mitarbeitende in ihrem Betrieb halten zu können. Je nach wirtschaftlicher Entwicklung könne sich dies aber auch abschwächen.

Homeoffice: Die einen leiden, die anderen blühen auf

Je nach Einschränkung profitieren gewisse Menschen mit Einschränkungen von der Krise jedoch auch. Wie etwa der Luzerner Philippe Fries, der nach einer Krankheit im Rollstuhl sitzt. Der unter dem Namen Feeze bekannte Rapper wurde bei der IOZ AG in Sursee als Projektleiter angestellt. Viele Firmen konnte er jedoch nicht besuchen, da er mit seinem Rollstuhl erst gar nicht reinkam. Für den Rollstuhlgänger bedeuten die Coronakrise und das damit verbundene Homeoffice und die Onlinemeetings einen barrierefreien Zugang zum Arbeitsmarkt (zentralplus berichtete).

Andere leiden stärker unter der momentan Situation. Sie müssten im Arbeitsalltag begleitet werden, brauchen Kontakte. Das weiss man auch bei der IV Zug. Je nach Einschränkung oder Beeinträchtigung kann das wenige Reisen oder Pendeln und eine ruhige Umgebung im Homeoffice positiv erlebt werden. «Wer jedoch externe Strukturen, Begleitung oder Kontakte braucht, um leistungsfähig zu sein, leidet eher», schreibt Heidi Schwander. Sie begleite auch Versicherte, die während der Pandemie ihren Job verloren haben. Konkrete Zahlen will sie nicht nennen. «Ob dies ohne Coronakrise anders verlaufen wäre, ist offen», so Schwander.

Die Situation ist letztlich nicht anders, als wenn jemand anderes seine Arbeit verliert: Man ist enttäuscht, orientierungslos und hat häufig Zukunftsängste.

Mehr zum Thema liest du hier:

Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


0 Kommentare
    Apple Store IconGoogle Play Store Icon