Umstrittener Wechsel beim EVZ: Hat sichs gelohnt?

So steht dem Hitzkopf Holden das neue Captain-Trikot

Josh Holden hat seit der laufenden Saison den früheren Captain Fabian Schnyder beim EVZ abgelöst.

(Bild: Felix Klaus)

Der EVZ ernannte auf die laufende Saison einen neuen Captain. Auf Fabian Schnyder folgt Josh Holden, was für Stirnrunzeln sorgte. Hat sich die kontroverse Entscheidung gelohnt? Der Hitzkopf Holden zieht Bilanz zu seiner neuen Rolle.

Der umstrittene Wechsel des Zuger Captain-Trikots von Fabian Schnyder zu Josh Holden sorgte Anfang August für Erstaunen: Fabian Schnyder, der seit mehr als einer Dekade für den EVZ aufläuft, ist ein äusserst respektierter Teamkollege, Gegenspieler und Botschafter des Eissportvereins. Mit seiner kämpferischen und energischen Spielweise ist er in jedem Einsatz ein Vorbild, das sich voll in den Dienst seiner Mannschaft stellt und einen wesentlichen Bestandteil des erfolgreichen Boxplays ausmacht.

«Es gab keinen Grund, Schnyder abzusetzen»

Da sich Schnyders Leistungen in den letzten Jahren auf konstant hohem Level bewegten, schien es keinen Grund zu geben, ihn als Captain abzusetzen. Dennoch kam die Entscheidung für den Flügel nicht überraschend, im Gegenteil: «Wir haben nach der Saison diskutiert und versucht, etwas zu verändern, zu verbessern. Ich habe das Amt einige Jahre mit Leidenschaft ausgeführt und das Beste probiert. Wenn man in den Playoffs derart kläglich scheitert, muss man etwas anpassen. So haben wir auch im Captain-Team diskutiert, dass mal ein anderer für die Öffentlichkeit zuständig sein sollte. Ich finde das eine gute Sache, und Josh macht es sehr gut», so der 31-Jährige.

Tür zu den Schiedsrichtern öffnet sich für Holden

Überraschend war vor allem Schnyders Nachfolgeregelung (zentralplus berichtete): Nicht, dass Josh Holdens Führungsqualitäten infrage gestellt worden wären. Sorgen bereitete sein Ruf als Hitzkopf. Holden, der manchmal die Grenze des Erlaubten übertritt, seinem Team geschadet und am öffentlichen Ansehen des EVZ gekratzt hatte. Die Verantwortlichen erklärten letzten Sommer, dass das Amt Holdens Wahrnehmung bei den Gegnern und den Unparteiischen ändern könnte, da er nun auf dem Eis hochoffiziell das Bindeglied zwischen Coach und den Schiedsrichtern darstellt.

«Wenn du nett spielst, wirst du verletzt.»
Josh Holden

Der Kanadier beurteilt es ähnlich: «Es öffnete eine Tür zu den Schiedsrichtern, da sie zuhören, wenn mich der Coach schickt, um etwas zu sagen oder zu fragen.» Ob die Schiedsrichter zunächst skeptisch gegenüber seiner neuen Rolle waren, könne er nicht sagen. An seinem Verhalten auf dem Eis habe sich wenig geändert. «Ich glaube, dass du mit einem gewissen Mass an Intensität spielen musst. Wenn du nett spielst, wirst du verletzt. Du musst jederzeit bereit sein. Manchmal, gerade vor einem Einsatz unserer Linie, kann ich heftig wirken, wenn ich die Schiedsrichter etwas frage. Dabei ist es nur eine Frage und keine Attacke. Insgesamt haben wir einen guten Dialog mit ihnen. Sie haben bei Fragen eine professionelle Antwort und versuchen ihren Job so gut wie möglich auszuführen.» Dass er seine Emotionen im Griff hat, bewies der 39-Jährige bereits letzte Saison, als er sich kaum provozieren liess und fast ausnahmslos einen kühlen Kopf bewies.

«Jetzt geht es darum, an den kleinen Dingen zu arbeiten», sagt Captain Fabian Schnyder. (links)

«Wenn man in den Playoffs derart kläglich scheitert, muss man etwas anpassen», sagt Fabian Schnyder (links) zum Wechsel.

(Bild: zvg)

Besprechungen im kleinen Kreis

Sowohl Schnyder als auch Holden betonen, dass der Wechsel im Captain-Amt die Hierarchie im Team nicht verändert habe. Gemäss Schnyder gibt es «keine Hierarchie, bei der einer entscheidet und andere ausführen. Wir sind 20 bis 25 Leute. Es ist klar, dass einige Entscheidungen getroffen werden müssen. Letztendlich sind detaillierte Besprechungen in einer kleineren Gruppe einfacher.»

«Letztendlich ist es nur ein Buchstabe.»
Fabian Schnyder

Was wird denn im kleineren Kreis diskutiert? «Einige kleine Entscheidungen. Beispielsweise haben wir diese Woche drei Spiele und brauchen eine gute Woche. Die Captains entscheiden nun, ob wir uns ein bestimmtes Ziel für das gesamte Team setzen wollen. Oder bald steht eine Pause während den Länderspielen an. Wie wollen wir diese ausgestalten? Der Coach befürwortet zum Beispiel eine zweitägige Pause und dann harte Trainings. Wollen wir lieber jeden Tag trainieren, dafür etwas kürzer? Wir bringen Erfahrungswerte und Meinungen ein, aber letztendlich entscheidet der Coach oder, bei bestimmten Fragen, sogar die Klubführung.»

Was den Zug-Style ausmacht

Dass nun Holden statt Schnyder das C auf der Brust trägt, spielt also vor allem für die Öffentlichkeit und weniger für das Team eine Rolle, da die beiden dienstältesten Zuger gemeinsam mit Reto Suri bereits jahrelang zum Führungsgremium gehören und dies weiterhin tun werden. Die Gruppe umfasst auch David McIntyre sowie die beiden Rückkehrer Rafael Diaz und Timo Helbling, die bereits vor ihrem Abgang zu diesem Kreis gehörten und wissen, was den, wie Holden es nennt, «Zug-Style» ausmacht: Spieler, die gut miteinander auskommen, sich gegenseitig zur rechten Zeit herausfordern, ständig versuchen, sich zu verbessern und den Fokus auf das nächste Training und Spiel legen.

Ob sich der Wechsel des Captains gelohnt hat, wird sich in den Playoffs weisen, denn, wie Schnyder betont: «Ich will einfach gewinnen, jeder will gewinnen. Letztendlich ist es nur ein Buchstabe. Wir sind alle füreinander da und wollen gemeinsam gewinnen.»

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