Spezielle Abteilung am Luzerner Kantonsspital

So sieht die Isolierungsstation für Corona-Fälle aus

Sonja Bertschy, Leitende Ärztin für Infektiologie und Spitalhygiene am Kantonsspital Luzern und Sandra Grawher, Fachepxertin Infektionsprävention vor der Isolierungsstation. (Bild: Markus Mathis)

Zwölf Betten umfasst die Isolierungsstation, die das Kantonsspital Luzern für Patienten mit dem Coronavirus eingerichtet hat. Das ist nicht viel – aber nicht alle Erkrankten werden bleiben müssen.

«Die Isolierstation war für uns ein Glücksfall», sagt Marco Rossi, Chefarzt für Infektiologie und Spitalhygiene am Luzerner Kantonsspital. Eine halbes Stockwerk im Spitalzentrum in Luzern stand ohnehin leer, nachdem seine Nutzer andere Räumlichkeiten erhalten hatte. «Wir mussten eigentlich nur noch die IT-Infrastruktur ergänzen», sagt er und blickt in viele Kameras.

Gemeinsam mit Gesundheitsdirektor Guido Graf (CVP) und Kantonsarzt Roger Harstall hatte Rossi die neue Station mit ihren sechs Zweierzimmern den Medien am Donnerstag vorführen wollen. Doch durch den ersten Fall einer bestätigten Corona-Infektion in Luzern hat sich der Fokus verschoben – und das mediale Interesse an der Medienkonferenz vervielfacht (zentralplus berichtete). 

Notfallpläne liegen bereit

«Reichen die zwölf Betten oder ist die Isolierungsstation in einer Woche schon voll?», will ein Journalist wissen. «Das ist denkbar», sagt Rossi, «denn wir wissen nicht, wie schnell die Zahl der Ansteckungen ansteigt.»

«Unser Lagerbestand an Schutzmasken ist gross.»

Guido Graf, Luzerner Gesundheitsdirektor (CVP)

Aber man habe die Hoffnung, dass die Epidemie sich mit den getroffenen Massnahmen möglichst langsam entwickle «und wir nachkommen mit der Betreuung der Kranken», so Rossi. Falls es aber in zwei Wochen zusätzliche Räume brauche und weiteres Personal mit Erfahrung im Umgang mit ansteckenden Krankheiten, «dann haben wir dafür Pläne in der Schublade».

Schutzmasken tragen wenige

Nur wenige Leute tragen im Spitalzentrum Schutzmasken. Die Securitas-Wächter im Erdgeschoss, vereinzelt Leute aus dem Personal. «Hat Luzern denn genügend Schutzmasken?», werden die Verantwortlichen gefragt. «Das Volumen, das an Lager ist, ist enorm gross», versichert Gesundheitsdirektor Guido Graf.

Kantonsarzt Roger Harstall unterscheidet: «Der Bestand an Atemschutzmasken ist eher knapp, aber Hygienemasken, wie wir sie auch für den Operationssaal brauchen, haben wir relativ viel.» Man lerne bei der Bekämpfung der Krankheit dauernd hinzu. Momentan setze man auf die sichersten Masken. «Möglicherweise können wir in Zukunft in gewissen Situationen differenziert handeln.»

«Ein Schnelltest, der zuverlässig wäre, gibt es für das Coronavirus nicht.»

Roger Harstall, Luzerner Kantonsarzt

Später gibt es eine Führung durch die Isolierungsstation. Wer dabei Schutzanzüge und vermummte Pflegende wie in Italien erwartet, wird enttäuscht. Sonja Bertschy, leitende Ärztin für Infektiologie und Spitalhygiene, trägt lediglich den weissen Arztkittel. Schutzmasken gibt’s keine, dafür einige beruhigende Worte für die Journalisten: «Sie brauchen sich absolut keine Sorgen zu machen. Es gibt keine Ansteckungsgefahr.»

Hinter einer Türe liegt die erste Patientin

Die Isolierungsstation sieht gleich aus wie alle andern Stationen im Spitalzentrum. Ein leerer Flur, klinisch saubere Patientenzimmer. Die Aussicht geht auf den Rotsee. Der einzige Unterschied ist, dass hier mehr Fläschchen mit Desinfektionsmittel herumstehen – und an den Türen zahlreiche Anweisungen zum Gebrauch von Schutzmitteln hängen. 

Information in der Coronavirus-Isolierungsstation des Kantonsspitals Luzern. (Bild: mam)

Die Mitarbeiterinnen, die der Station zugeteilt sind, halten sich im Pflegedienstzimmer auf – sie haben kaum Kundschaft. Einzig die 16-jährige, mit dem Coronavirus infizierte Kantischülerin liegt hinter einer der orangen Türen. Sie soll bald entlassen und zu Hause isoliert werden, sobald sie keine ärztliche Betreuung mehr braucht. Ihr Zustand sei gut, wird versichert.

Ärzte urteilen, wo gewartet wird

Gegen das Ende des Flurs hin liegt das Untersuchungszimmer der Isolierungsstation. Hier gibt es kein Bett, sondern eine Pritsche und mehr Materialien für den Untersuch. Verdachtsfälle werden im Erdgeschoss mit Schutzmasken ausgestattet und dann hier untersucht.

«Täglich kommen 40 bis 50 Personen in die Notfallpraxis, die Angst hatten, sich mit dem Virus angesteckt zu haben.»

Marco Rossi, Chefarzt für Infektiologie und Spitalhygiene am Kantonsspital Luzern

Ein Abstrich wird gemacht, der im Labor untersucht wird, daneben nehmen die Ärzte eine klinische Beurteilung vor. Wenn es der Gesundheitszustand der möglicherweise Erkrankten erlaubt, halten sie sich zu Hause auf, bis das Resultat eingetroffen ist. «Ein Schnelltest, der zuverlässig wäre, gibt es für das Coronavirus nicht», sagt Kantonsarzt Roger Harstall.

Neben den beiden bestätigten Infektionen gibt es weitere Verdachtsfälle im Kanton Luzern. Einem solchen begegnen wir beim Verlassen der Isolierungsstation. In Begleitung eines Pflegers betritt er den verlassen da liegenden Flur. Beide sind mit Masken vermummt und streben dem Behandlungszimmer zu.

Verängstigte verstopfen die Notfallpraxis

Weitaus geschäftiger geht es im Erdgeschoss zu. Hier liegt nicht nur der Empfang, sondern auch die durchgängig geöffnete Notfallpraxis. Dort erschienen in den vergangenen Tagen täglich 40 bis 50 Personen mit Erkältungssymptomen, die Angst hatten, sich mit dem Virus angesteckt zu haben, wie Chefarzt Marco Rossi sagt.

Jedoch seien sie nicht im Gefährdungsgebiet gewesen und hätten bis auf ganz wenige Ausnahmen auch keinen Anlass für einen gründlicheren Untersuch gegeben. 

Marco Rossi, Chefarzt Infektiologie und Spitalhygiene im Luzerner Kantonsspital. (Bild: Markus Mathis)

Diese besorgten Menschen haben den Ärzten eine Menge Arbeit beschert, die man eigentlich vermeiden wollte. Bekanntlich empfiehlt das Bundesamt für Gesundheit, im Verdachtsfall nicht ins Spital zu rennen, sondern erst telefonisch Kontakt aufzunehmen – wenn möglich mit dem Hausarzt.

Leute, die dann zum Untersuch ans Kantonsspital Luzern überwiesen werden, erhalten genaue Informationen, wo sie sich dort melden können und wie sie sich verhalten sollen.

Das Pflegebett in der Isolierungsstation. (Bild: mam)
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