Zürcher Vorbild mit Stores und Gastroangeboten

So realistisch ist der Zuger Traum der belebten Viaduktbögen

Die hintersten beiden Bögen bei der Poststrasse: Aktuell genutzt als Roller-Parkplatz respektive WWZ-Trafostation.

(Bild: Screenshot Google Maps)

Das Viadukt in Zug soll nicht länger dunkel und düster daherkommen, sondern zum Leben erwachen – sei es durch Pop-up-Stores oder Gastrobetriebe. Dieser Wunsch aus der Politik lehnt sich an die Zürcher Viaduktbögen an. Für die Realisierung in Zug gibt es jedoch ein gewichtiges Hindernis.

Nein, das alte SBB-Viadukt, welches sich durch die Stadt Zug zieht, präsentiert sich nicht gerade einladend. Dies dachte sich auch die CVP-Fraktion der Stadt Zug um die beiden Gemeinderäte Christoph Iten (zentralplus berichtete) und Corina Kremmel.

«Die dunklen und düsteren Bögen werden nebst Abstellplatz für Müllcontainer, Autos und Velos nicht selten auch für die Verrichtung unschöner Geschäfte benutzt», so das Bedenken der CVP-Stadtparlamentarier. Sie reichten deswegen vor einem Jahr ein entsprechendes Postulat ein.

Iten und Kremmel bezeichneten darin das Viadukt als «ungenutzte Chance». Unter anderem baten sie den Stadtrat in ihrem Vorstoss darum, zu prüfen, wie das Viadukt besser genutzt werden könnte. Als Beispiele nannten sie Schaufenster für junge Zuger Künstler, Pop-up-Stores sowie Beizen und Bars. Was auf dem Papier verheissungsvoll klingt, gestaltet sich in der Realität einigermassen diffizil, wie die nun vorliegende Antwort des Stadtrats zeigt.

WC, Trafostation und Lagerraum

Das Viadukt umfasst insgesamt 20 Bögen und reicht vom Bahnhof bis zur Poststrasse. Die Bögen, über welche die S2 in Richtung Walchwil respektive Erstfeld donnert, beginnen jedoch erst auf der Höhe der Gotthardstrasse.

Jeder Bogen muss einzeln betrachtet werden, wenn es um eine mögliche künftige Nutzung geht, denn sie werden heute völlig unterschiedlich genutzt. Sei dies als öffentlicher Durchgang, Parkplatz, Velounterstand, Lagerraum, öffentliches WC oder Trafostation der WWZ.

«Die Bögen in Zürich sind wesentlich grösser und geeignet für verschiedene Nutzungen.»

Zuger Stadtrat

Auch was den Zugang anbelangt, regiert der Kontrast. Manche Bögen sind von beiden Seiten her offen, andere haben eine Abschrankung und einige sind von einer Seite her gar zugemauert.

Pulsierendes Viadukt in Zürich

Iten und Kremmel erwähnten die Viaduktbögen in Zürich als Inspiration für Zug. Dort haben sich mehrere Restaurants und zahlreiche Geschäfte einquartiert. Doch so einfach lässt sich dies nicht auf Zug übertragen, wie der Stadtrat zu bedenken gibt.

«Die Bögen in Zürich sind wesentlich grösser und geeignet für verschiedene Nutzungen.» Jene in Zug seien aufgrund ihrer kleinen Fläche und geringen Höhe für geschlossene Verkaufsräume, also mit fixer Front, und dergleichen ungeeignet.

SBB stehen auf Bremspedal

Das Thema ist für die Stadt Zug kein neues. So habe man laut Stadtrat bereits 2013 und 2016 mit den SBB gesprochen, was eine künftige Nutzung sowie eine Öffnung und Aufwertung der Viaduktbögen anbelangt.

Die SBB hätten dabei klargemacht, dass eine Viadukt-Nutzung nur sehr eingeschränkt möglich sei. Grund: Die Grundstruktur der Bögen müsse von innen sichtbar sein, um jederzeit Kontrollen am Bauwerk vornehmen zu können. Deswegen seien fixe Einrichtungen wie eine fest verankerte Bar innen ein No-Go. Als weitere Einschränkungen kommen bestehende Mietverträge und Dienstbarkeiten hinzu. Letztere beinhalten ein dringliches Nutzungs- beziehungsweise Gebrauchsrecht.

Aus diesen Gründen sei eine öffentliche Nutzung, wie sie der CVP-Fraktion vorschwebt, zeitnah bloss in zwei Bögen möglich. Beide befinden sich zwischen Bahnhof- und Poststrasse. Es bestünden dort kündbare Mietverträge. Allerdings müssten die SBB diese Mietverträge kündigen.

Welche Verträge wollen SBB auflösen?

Wird der zeitliche Horizont erweitert, sieht es nicht mehr ganz so trist wie das Viadukt selbst an einem regnerischen Novemberabend aus. Denn die Abteilung Tiefbau der Stadt Zug sei mit den SBB im Gespräch und kläre ab, in welchen Bögen die Nutzungen geändert werden könnten, welche Verträge die SBB auflösen möchten und ob die Kunstinstallationen auf den zugemauerten Bögen weitergeführt oder erneuert werden könnten. Mit Kunstinstallationen sind die weissen Wände mit Beschriftungen darauf gemeint.

Und siehe da: Nur in zwei Bögen wird die bestehende Nutzung auf jeden Fall beibehalten. So bleibt das öffentliche WC bestehen, soll jedoch erneuert werden. Und auch an der Trafostation der WWZ wird nicht gerüttelt.

In den meisten anderen Bögen könne jedoch die bestehende Nutzung mit den SBB überdacht werden. So sollen die Kunstinstallationen rund um die Baarer- und Bahnhofstrasse erneuert werden – wobei die Zustimmung der SBB nötig ist.

Parkplätze könnten weichen

Manche Durchgänge sollen beleuchtet werden. Bei anderen Bögen wiederum ist die Nutzung vertraglich geregelt, wie bei den Parkplätzen. Deren Erhalt allerdings ist nicht in Stein gemeisselt. Jedoch müsste Ersatz in einem künftigen Bundesplatz-Parkhaus her.

Diejenigen Bögen auf der Höhe Poststrasse könnten in eine Neugestaltung des Platzes zwischen eben jener Strasse und dem Aufgang zum Neustadt-Center einbezogen werden, so die Überlegungen des Stadtrats.

Nicht irgendein Bauwerk

Aus der Antwort des Rats geht also hervor, dass auf das Viadukt in unmittelbarer Zukunft keine massiven Umwälzungen zukommen dürften. Vielmehr verfolge die Stadt die Absicht, die Viaduktbögen langfristig aufzuwerten und anders zu nutzen, die Rede ist von aktuellen «gestalterischen und funktionalen Defiziten».

Initiative ist also gefragt, zumal das Viadukt aus Sicht des Stadtrats nicht irgendein Bauwerk sei. Das Stadtzentrum werde massgeblich von den höher gelegenen Eisenbahngeleisen geprägt. Das Stadtparlament spricht von einer «baulichen Besonderheit von Zug».

Darüber hinaus habe das Bauwerk eine geschichtliche Bedeutung, das Viadukt «als Zeugnis der Entwicklung». Immerhin sei die Folge der Anschluss an die Gotthardlinie gewesen.

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