Worauf es auf dem Stand-up-Paddle ankommt

So kann man mit dem Haifisch den 200-Franken-Bussen davonpaddeln

Ungekrönte Königin des Zugersees: SUP-Lehrerin Carmen Zürcher.

(Bild: hae)

Immer mehr Naturliebhaber vergnügen sich mit Stand-up-Paddle-Boards auf unseren Gewässern. Doch halt! Es gibt Gesetze, und immer öfter werden gegen wilde See-Brettler Bussen verhängt. Bestes Gegenmittel: ein Crashkurs, etwa bei Carmen Zürcher in Zug. Wie steht es mit Kopfstand und Yoga auf den Boards, wie sie Cracks machen?

Sommer ist’s. Schön heiss endlich – und der See lädt zum Bade. Die Coolen sind am Horizont zu sehen, wie sie locker auf den schlanken aufblasbaren Stand-up-Paddle-Boards (SUP) über den See gleiten. 

Noch ist mein Stand unsicher, aber ich spüre schon, wovon viele SUP-Fans schwärmen: Zen auf dem Wasser, Ruhe abseits der Badihektik, das Freiheitsgefühl beim Surfen auch ohne Wind. Viele machen das mit Picknick und Lektüre im Körbchen, die anderen mit zwei Hunden an Bord. Die Coolen und Geübten lassen uns mit Trocken-Yogaübungen alt aussehen.

«Und jetzt machen wir noch den Kopfstand!» Carmen Zürcher schaut mich aufmunternd an, legt ihr Paddel quer über ihr Board und streckt ihre Füsse in die Höhe. Klar, sie ist die ungekrönte Königin hier im Brügglibad am Zugersee. 

Wetter und Fahrverbote checken

Deshalb ist die 25-jährige Chamerin auch die ideale Lehrerin, um in einen SUP-Crashkurs die wichtigsten Regeln mit einem Lächeln durchzupauken. Die da wären: Wetter und Fahrverbote checken, Kursschiffe und Fischern Vortritt geben, mit gelben Bojen markierte Schwimmzonen der Badeanstalten beachten und meiden. In Naturschutzzonen mindestens einen Abstand von 20 Metern einhalten und regelkonform immer eine Schwimmweste dabeihaben, um sich auch mal weiter als 300 Meter vom Ufer entfernen zu dürfen.

Schnuppern im Luzerner Lido

Die beste Möglichkeit, eine Vielzahl SUP-Marken gratis zu testen, findet am 18. August im Luzerner Lido statt. An diesem Anlass der SUP-Tour Schweiz gibt es neben den Rennveranstaltungen auch einen Freestyle-Event und andere Attraktionen. Infos zu Boards und Kursen gibt es hier

Im Horwer Seebecken gab es in letzter Zeit immer wieder Paddler, die zu nah am Ufer waren und Tiere störten. Es drohen Anzeigen und Bussen bis zu 200 Franken. Bislang wurden nur Verwarnungen ausgesprochen, doch ab nächstem Jahr wird das Verfahren wie im Strassenverkehr gelöst: «Vergehen werden ab 2020 sofort gebüsst», wie Urs Wigger von der Luzerner Polizei erklärt.

Das Problem ist auch, dass Boardkäufer nicht instruiert sind, wie sie sich zu verhalten haben. Auch etwa darüber, dass man sich idealerweise zum Selbstschutz eine Verbindungsleine zum Brett leistet, die um die Fussfessel befestigt wird. Diese Leine hilft, um bei einem Sturz oder Wind und Wellengang das Board nicht zu verlieren. 

«Breit stehen, leicht in die Knie gehen und mit geradem Rücken paddeln.»

Carmen Zürcher, SUP-Lehrerin

Es sind wenige und einleuchtende Regeln, und siehe da, mit einem zweistündigen Crashkurs lernt man sie schnell. Schon ist man dabei und reitet locker auf der SUP-Welle. Wie? «Breit stehen, leicht in die Knie gehen und mit geradem Rücken paddeln», sagt Carmen – und huscht davon. 

Lehrling auf dem Haifisch: der Autor bei der Trockenübung vor dem Ritt auf dem Wasser.

Lehrling auf dem Haifisch: der Autor bei der Trockenübung vor dem Ritt auf dem Wasser.

(Bild: zvg)

Der Lehrling staunt: Anfangs denkt man, dass man schon nach zwei Minuten kopfüber abtaucht. Doch dann stellt sich heraus, dass ich in zwei Stunden die wichtigsten Wenden und Paddelschläge – Grund- und Bogenschlag – erlernt habe, und dies gar ohne einmal vom Board zu fallen. Und dann stellt man beim Zusammenpacken fest, dass man am liebsten gleich wieder auf den See rausfahren will. 

«Der Massenmarkt wird von Grossverteilern bedient.»

Joe Steiner, Zuger SUP-Hersteller

Das geht vielen so, SUP-Liebhaber werden immer mehr. «Der grosse Massenmarkt wird mittlerweile schon von Grossverteilern bedient», erklärt Joe Steiner, der Chef von Carmen Zürcher. Er vertreibt seine Marke Airboard seit Jahren vom Firmensitz in Zug aus. Vorerst als aufblasbare Schlitten für abenteuerliche Abfahrten Kopf voran im Schnee, jetzt vorwiegend die bis zu vier Meter langen Boards für den Fun auf Wasser. 

So sieht das SUP-Vergnügen im Video aus:

«Beim Stand-up-Paddling kommt es zu einer Ausdifferenzierung der einzelnen Spielarten wie SUP-Yoga, Freestyle, SUP-Touren oder Spielen im Wildwasser. Materialmässig arbeitet man derzeit am Gewicht, verfolgt ökologische Ansätze und testet Zweikammersysteme.» Steiner und sein sechsköpfiges Team bieten gar eine Klinik an, um die Boards zu reparieren und Services durchzuführen. «Nachhaltigkeit ist uns wichtig», sagt er. 

Rund 5’000 Sets verkauft Steiner pro Saison, die Preisspanne reicht von 449 bis 1890 Franken, Kurse kosten privat bis zwei Personen 190 Franken pauschal, in der Gruppe bis acht 50 Franken pro Person inklusive Material. Steiners neuestes Produkt ist ein nicht einmal sechs Kilo schweres Board, wofür er unlängst diverse Fachpreise eingefahren hat. 

Hersteller von aufblasbaren SUPs: der Zuger Unternehmer Joe Steiner.

Hersteller von aufblasbaren SUPs: der Zuger Unternehmer Joe Steiner.

(Bild: hae)

Auch über eine längere Distanz zu tragen 

Auch seine Mitarbeiterin Carmen Zürcher liebt das leichte Brett und führt es in zusammengerollter Form gleich vor. Mit diesem Rucksack kann das Board überdies gleich noch gepumpt werden – so werden auf dem Wandertrip zwischen den Seen im Vergleich zu den gängigen SUPs schon einmal rund fünf Kilo Gewicht eingespart.

Das ist überzeugend, doch der Lehrling hat nach dem Test von sechs verschiedenen Brettern einen anderen Liebling: «Shark» heisst dieses Airboard, es ist lang und sportlich – und ermöglicht viel Tempo. Und auf dem im Wasser sicher liegenden Haifisch lassen sich weite Strecken zurücklegen. Und tschüss. 

Zen auf dem Wasser: Abseits der Badi-Hektik findet der Wassersportler Ruhe.

Zen auf dem Wasser: Abseits der Badi-Hektik findet der Wassersportler Ruhe.

(Bild: zvg)

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Joseph de Mol
    Joseph de Mol, 02.07.2019, 19:53 Uhr

    Stand-up-Paddler sind die neue Plage auf den Gewässern. Ich bin immer wieder überrascht, wie willfährig sich die Konsumenten auf allerlei Neues und von der Wirtschaft als letzter Schrei angepriesener Karsumpel stürzen!! Die Menschen sind in erster Linie Konsumenten geworden. Der Geist blieb dabei auf der Strecke. Logisch, denn sonst wäre bereits Schritt eins niemals eingetroffen!

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