Luzerner illustriert den Gotthard-Bau für Kinder

Skizze für Skizze durch das Jahrhundertbauwerk

Konrad Beck studiert sein Werk «Durch den Gotthard» (Bild: Natalie Ehrenzweig).

Der Luzerner Illustrator Konrad Beck hat mit «Durch den Gotthard» den Bau des Jahrhunderttunnels in einem Wimmelbuch erklärt. Bereits wird die zweite Auflage gedruckt. Er erzählt, wie es zum Auftrag kam, und gibt zu, sich einen Spass erlaubt zu haben.

Statt der abgemachten vier Stunden hat Konrad Beck letztes Wochenende an den Eröffnungsfeierlichkeiten knapp acht Stunden sein Buch «Durch den Gotthard» signiert. Der Illustrator hat acht Monate daran gearbeitet. «Es ist eine Mischung aus Wimmelbuch und Sachbilderbuch», sagt der 36-Jährige. Ziel des Buches ist, Kindern ab 7 Jahren den Bau und Betrieb des Gotthardtunnels zu erklären.

Als ausgebildeter Primarlehrer liegt Konrad Beck das Erklären im Blut. Um einen so komplexen Prozess wie den Bau des Gotthardtunnels kindgerecht erläutern zu können, musste der Luzerner erst knappe zwei Monate recherchieren und fertigte Skizzen an: «Erst musste ich selber lesen und verstehen und mir dann überlegen, wie ich die komplizierten Vorgänge vereinfache. Das hab ich mir dann immer vom Bauherrn absegnen lassen.»

So sieht das Cover des Buches von Konrad Beck aus (Bild: Orell Füssli Verlag AG).

So sieht das Cover des Buches von Konrad Beck aus (Bild: Orell Füssli Verlag AG).

Tunnelbesuche waren nicht gestattet

Im Gotthard kamen Maschinen zum Einsatz, die eigens für diesen Bau entwickelt wurden und von denen es zum Beispiel keine Bilder von der Seitenansicht gab, weil diese Perspektive im Tunnel gar nicht möglich war. «Deshalb musste ich beim Skizzieren Annahmen treffen und der Bauherr achtete auf die Korrektheit. Zum Beispiel war mir nicht klar, dass eine Maschine keinen Rauch entwickeln kann im Tunnel. Das wäre viel zu gefährlich. Alle Figuren mussten Helm und Kleidung in Signalfarbe tragen», betont Konrad Beck. Geholfen haben ihm ausserdem Fotos, die die vielen Bähnler an Besuchertagen aufgenommen haben. Selber konnte Beck erst letzten August in den Tunnel, als er schon fast so aussah wie jetzt.

Konrad Beck hat Illustration an der Hochschule Luzern studiert, seit ungefähr sieben Jahren ist er nun selbstständig. «Ein Auftrag generiert wieder andere. Ich habe eine Adresskarte für die Hochschule gezeichnet. Die hat ein Verleger gesehen, der einen Illustrator gesucht hat. So kam ich zum Auftrag meines ersten Wimmelbuches ‹Alle einsteigen›, der dann wiederum zum Gotthard-Job führte», erinnert er sich.

Bemerkenswert, wie viele Details Beck erfasst (Bild: Orell Füssli Verlag AG).

Bemerkenswert, wie viele Details Beck erfasst (Bild: Orell Füssli Verlag AG).

«Am Ende habe ich praktisch durchgearbeitet»

Wimmelbücher zu zeichnen braucht viel Zeit. «Erst wähle ich einen Winkel, also die Perspektive, aus der der Leser das Bild betrachtet. Daraus ergibt sich eine Art Raster, in den ich die einzelnen Personen und Objekte einfüge. Ich zeichne sie aber alle einzeln von Hand, scanne sie ein und füge sie dann, wie eine Collage, zusammen», erläutert Konrad Beck. So kann er den Aufbau des Bildes noch ändern, wenn der Kunde dies will. «Danach drucke ich die finale Version aus und zeichne es nochmals.» Dies sei nötig, damit die Strichdicke stimmt.

Zeichnerisch musste der Luzerner keine grösseren Schwierigkeiten beim Gotthard-Buch überwinden. Manchmal musste er den Winkel wechseln, weil er sonst auf dem Bild zu wenig hätte zeigen können. «Doch schwieriger war es, die Vorgänge zu verstehen und den Zeitplan einzuhalten. Am Ende habe ich praktisch durchgearbeitet.»

Trotzdem hatte Konrad Beck Zeit, aus «Durch den Gotthard» nicht nur ein trockenes Sachbuch zu machen, sondern auch seinen eigenen Witz einzubauen. «Zum Beispiel hab ich jemanden gezeichnet, der dringend WC-Papier braucht und seine Hand aus einem Toi-Toi streckt. Das macht mir Spass: Situationen zu schaffen», sagt er. So habe er zum Beispiel im ersten Buch die Lieblingstiere seiner Nichte reingezeichnet, um ihr eine Freude zu machen.

In knapp zwei Monaten hat Beck den Gotthardbau für Kinder nachgezeichnet (Bild: Natalie Ehrenzweig).

In knapp zwei Monaten hat Beck den Gotthardbau für Kinder nachgezeichnet (Bild: Natalie Ehrenzweig).

Bereits eine zweite Auflage

Gerade zieht Konrad Beck in ein neues Atelier, das näher an seinem Zuhause ist. Wenn er nicht in seinem Atelier arbeitet, skizziert er gern im Zug sitzend. «Als Illustrator arbeitet man allein. Darum bin ich gern unterwegs, wenn ich kann. Auch mit dem Bike oder auf einer Wanderung.»

Ausserdem kocht der 36-Jährige sehr gern. Kochen wäre denn auch das Thema eines Wunsch-Wimmelbuches, das er gerne realisieren würde. «Ich möchte eine Art Kochbuch für Kinder machen, in dem eben auch die Zutaten erklärt werden: Wann pflückt man den Löwenzahn, was kann man daraus machen und so weiter.» Doch erst will sich Beck wieder andere Aufträge angeln. «Wenn man so einen Job wie das Gotthard-Buch hat, muss man oft andere Aufträge ablehnen. Aber das Buch war natürlich eine grosse Chance.» Und ein grosser Erfolg: Es ist bereits auf Platz 1 bei den Kinder- und Jugendbüchern, die zweite Auflage wird schon gedruckt. Da landet man vor allem wegen der Eltern und Grosseltern, denn die kaufen die Bücher für die Kinder. «Beim Signieren letztes Wochenende kamen Kinder und Eltern. Ich hoffe schon, dass auch Erwachsene das Buch mögen», sagt der Illustrator.

Signierte Bücher können unter www.konradbeck.ch bestellt werden.

Kinder sollen verstehen können, wie die Neat-Röhre entstanden ist (Bild: Orell Füssli Verlag AG).

Kinder sollen verstehen können, wie die Neat-Röhre entstanden ist (Bild: Orell Füssli Verlag AG).

Dabei kann es durchaus auch dramatisch werden (Bild: Orell Füssli Verlag AG).

Dabei kann es durchaus auch dramatisch werden (Bild: Orell Füssli Verlag AG).

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