Sieht sich der 22-Jährige in dieser Rolle?

Silvan Sidler spielt beim FC Luzern künftig nur noch die zweite Geige

FCL-Verteidiger Silvan Sidler (oben, im Zweikampf mit Sittens Sandro Theler) hat unter Fabio Celestinis Ägide keinen leichten Stand. (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Kein anderes Team der Super League kassiert so viele Gegentore wie der FC Luzern – der Hauptgrund, warum der FCL seine Abstiegssorgen nicht loswird. Silvan Sidler ist bei den Luzernern Verteidiger. Bei der Beurteilung seines Potenzials gehen die Meinungen weit auseinander. Im Sommer wird die sportliche FCL-Führung erkennen lassen, wie sie es einschätzt.

Dieser Abschied tat weh. Nicht nur, weil die Schweizer U21 am Mittwoch vor einer Woche nach einem 0:3 gegen Portugal in der EM-Gruppenphase hängenblieb. Da war auch ein seelischer und körperlicher Schmerz.

Denn gegen die Portugiesen stand Silvan Sidler nicht mal mehr im Aufgebot. Beim 2:3 im vorhergehenden Spiel sei ihm ein Kroate nach «einer Grätsche aufs Knie gestiegen», erzählt er. Davon trug er eine Prellung und ein überdehntes Innenband. Die Verletzung verunmöglichte dem Aussenverteidiger einen Einsatz bei der jüngsten 1:2-Niederlage der Luzerner in Lausanne.

Mit der EM schloss sich für Silvan Sidler auch das Kapitel U21. «Schade, dass es so geendet hat. Ich hatte zweieinhalb Jahre lang eine gute Zeit in dieser Mannschaft», sagt er. Wichtig war ihm, dass es nach dem Ausscheiden einen Abschlussabend gab. «Wir haben auf die schönen Momente geschaut. Schliesslich waren wir nach zehn Jahren die erste Schweizer Mannschaft, die es an die EM schaffte. Von uns kehrte keiner gefrustet heim.»

Stets mit mehr Selbstvertrauen zum FCL zurückgekehrt

Silvan Sidler gehörte von Anfang an zu Mauro Lustrinellis Projekt, das im Herbst 2018 begann, und er absolvierte 13 von 18 Spielen. Die meisten in der Startformation. In der Schweizer Auswahl genoss der Zuger eine hohe Wertschätzung für seine Qualitäten.

«Sie sagten mir, dass ich ein wichtiger Teil des Teams sei, und sie schenkten mir Vertrauen», sagt Silvan Sidler. Ihm habe die Zeit im Kreise der U21 jeweils gutgetan. «Ich bin immer mit mehr Selbstvertrauen zum FCL zurückgekehrt.»

«Nach der Coronazwangspause sagte mir Fabio Celestini, dass er auf Routine setzen wolle.»

FCL-Verteidiger Silvan Sidler

Es sind Aussagen, die einiges über die Funktionsweise des 22-jährigen Zentralschweizers verraten. Offensichtlich braucht Silvan Sidler so etwas wie Nestwärme, um sein bestes Niveau abrufen zu können. Seine Leistungen mit der U21 auf internationaler Ebene fielen meist deutlich besser aus als jene beim FC Luzern.

Beim FC Luzern fehlt ihm die Konstanz

Leistungsdruck hingegen scheint dem hoch anständigen Silvan Sidler weniger gut zu bekommen. Nach halbjähriger Zusammenarbeit sagte Fabio Celestini im letzten Sommer zu zentralplus: «Silvan Sidler vermittelt mir Angst im Umgang mit dem Ball. Er will zwar jeden Zweikampf gewinnen, lässt dabei aber bisweilen die Cleverness vermissen.»

Im Hinblick auf einen technisch gepflegten Fussball, den Celestini spielen lassen will, hörte sich das nicht wirklich vorteilhaft an. Zwar hat Silvan Sidler in der Zeit vor dem Jahreswechsel alle 14 Meisterschaftsspiele für den abstiegsbedrohten FC Luzern gemacht (zentralplus berichtete), aber das war nicht in erster Linie einem schlagartigen Sinneswindel Celestinis geschuldet.

Vielmehr der personellen Situation im Team und der Tatsache, dass der FCL im Sommertransferfenster darauf verzichtete, sich auch noch auf der rechten Aussenbahn zu verstärken. Silvan Sidler dankte es mit zum Teil guten Leistungen. Aber die Konstanz fehlte.

Zu viele Gegentore halten den FCL im Tabellenkeller fest

Mit Beginn dieses Jahres sank Silvan Sidler wieder in der Gunst von FCL-Trainer Fabio Celestini, er kam nur noch in 5 von 13 Meisterschaftspartien von Beginn weg zum Einsatz. «Über die Winterpause suchte uns das Coronavirus heim und danach sagte mir Fabio Celestini, er wolle erst mal auf Routine setzen», erzählt Silvan Sidler.

«Fabio Celestini sagte mir, ich sei in der Defensive taktisch viel stabiler geworden.»

Er versichert, dass er sich wohlfühle in diesem FCL und sagt, dass er vom Trainer noch viel lernen könne. Er glaubt, schon Fortschritte erzielt zu haben und erwähnt das Feedback, das er für seine Leistungen in dieser Saison bekommen habe: «Fabio Celestini sagte mir, ich sei in der Defensive taktisch viel stabiler geworden.»

Allerdings darf man den Kontext dazu nicht ganz ausser Acht lassen. Bis zum Heimspiel am nächsten Samstag gegen den FC Basel kassierte der FCL im Durchschnitt 1,67 Gegentore pro Spiel – so viele wie kein anderer Super-League-Verein. Darum rennt er bei seinen Auftritten mehrheitlich einem Rückstand hinterher und nicht alle kann er trotz beeindruckender Feuerkraft im Abschluss noch in einen Punktgewinn umbiegen.

Seine Personalie verspricht Spannung im Sommer

Dringend braucht der FC Luzern eine bessere Balance im Spiel und mehr Qualität im Defensivverbund. Bis Silvan Sidler ein stabiler Leistungsträger sein kann, muss er in seiner Entwicklung mindestens noch zwei Schritte vorwärts machen. Es gilt darum als so gut wie sicher, dass Sportchef Remo Meyer im nächsten Transferfenster Verstärkung auf der rechten Verteidigerposition holen wird.

Mit dem nahenden Karriereende von Captain Christian Schwegler wird er etwas finanziellen Spielraum bekommen. Luganos Numa Lavanchy ist nach wie vor der Wunschtransfer von Fabio Celestini (zentralplus berichtete). Für Silvan Sidler heisst das: Er wird spätestens ab diesem Sommer nur noch die zweite Geige beim FC Luzern spielen können.

Da sein Vertrag mit dem FCL im Sommer 2022 ausläuft, ergibt sich eine spannende Ausgangslage: Ist Silvan Sidler bereit, hinten anzustehen? Oder sieht er eine bessere Chance, seine Karriere bei einem anderen Klub in Schwung zu bringen? Gibt es für ihn überhaupt einen Markt in der Super League?

Und, genauso spannend: Wie schätzt die sportliche Leitung des FCL das Potenzial von Silvan Sidler ein? Traut sie es ihm zu, in zwei Jahren eine tragende Rolle übernehmen zu können? Wenn ja, wird im Sommer eine Vertragsverlängerung erfolgen.

Wenn nein, steht für Silvan Sidler wohl der nächste schmerzhafte Abschied an.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Michel von der Schwand
    Michel von der Schwand, 08.04.2021, 13:41 Uhr

    Prophylaktisch schon den Schuldigen gefunden. Der FC Luzern ist und bleibt ein unsympathischer Verein, mit etlichen Protagonisten, welche zur Selbstreflektion nicht in der Lage sind. Inkompetenz gepaart mit Überheblichkeit. Dazu eine Mannschaft die um den Barrageplatz bettelt. Soll sie ihn doch bekommen.

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