Diese Zugerin ist mehr als eine Influencerin

Sie verwaltet vier Millionen Follower – einer davon ist Cristiano Ronaldo

Melanie Balasopulos ist Co-Leiterin des ersten CAS für Influencer Management. (Bild: zvg)

Sie ist Agentur-Leiterin, verwaltet Lifestyle-Accounts mit über vier Millionen Followern und ist Co-Leiterin des ersten CAS für Influencer Management der Schweiz: Melanie Balasopulos. Die Zugerin hat es geschafft, ihre Leidenschaft zum Beruf zu machen.

Mit keckem braunem Sonnenhut, einem auffallenden azurblauen Pullover, einer Gucci-Reisetasche und pinkem Lippenstift tritt Melanie Balasopulos aus dem Zug. Gerade erst ist sie in Zürich aus dem Flugzeug gestiegen. Ihr Abflugsort? Monaco. Dort tüftelt die Schweizerin mit bulgarisch-griechischen Wurzeln an einer neuen Geschäftsidee. Ihr Reiseziel? Zug. Dort ist Melanie Balasopulos Arbeitsort und ihr Zuhause.

Balasopulos' Lebenslauf ist weder geradlinig noch folgt er einem bestimmten Konzept – und vielleicht ist die 35-Jährige genau deshalb erfolgreich. Noch vor vier Jahren hatte die Zugerin keine Ahnung, was sie einmal werden möchte. Angetan hatte es ihr die Kommunikationsbranche, deshalb begann sie an der Franklin Universität in Lugano das Studium der internationalen Kommunikationswissenschaften. Weiter ging der Weg in Monaco zum Master Science of Luxury Good Management. Die Verbundenheit zur französischen Küstenstadt ist Balasopulos bis heute geblieben.

«Der Begriff Influencer ist heute zu einem Modebegriff geworden und zu wenig weit gefasst.»

Melanie Balasopulos, Digital Enterpreneur von #myinterior

Weil Balasopulos nach dem Masterstudium aber noch immer nicht wusste, was sie werden wollte, versuchte sie sich an der Film Academy in New York. Während dieser Zeit trat sie der Social-Media-Plattform Instagram bei. In der Millionen-Metropole begann Balasopulos nach und nach gemeinsam mit ihrem Jugendfreund Erdal einen eigenen Instagram-Account unter dem Namen «myinterior» mit Fotos zu bewirtschaften. Alle drei Stunden posteten sie Fotos.

Mit Jennifer Lopez brachen die Dämme

Was als Spass begann, entwickelte sich mit der Zeit zu etwas Grösserem. «Als Jennifer Lopez begann, unserem Account für Inneneinrichtungen zu folgen, brachen die Dämme», erinnert sich Balasopulos zurück. Weitere Celebrities sollten bald folgen. Heute zählen neben prominenten Fussballern wie Cristiano Ronaldo, Lionel Messi oder Grey’s-Anatomy-Hauptdarstellerin Ellen Pompeo zu ihren Followern. Zurzeit betreibt die Zugerin sechs Accounts – mit über vier Millionen Followern. Obwohl alle Accounts sich auf ein anderes Themengebiet spezialisieren, lässt sich doch eine gewisse Gemeinsamkeit feststellen.

Mit einem Insta-Account fing alles an – jetzt baut sich Melanie Balasopulos ein zweites Standbein in Monaco auf. (Bild: zvg)

«Wir spezialisieren uns auf Themen und versuchen ein Heimatgefühl und eine gewisse Consistency im Brand einfliessen zu lassen.» Dieser rote Faden führte dazu, dass immer mehr grosse Firmen bei Balasopulos anfragten, sie in ihrem Social-Media-Auftritt zu beraten. Dafür eruiert Balasopulos auch, welcher Influencer zu einer Firma passt. «Grundsätzlich müssen Influencer nicht Tausende Follower haben, wichtiger ist die Leidenschaft für einen Themenbereich, den sie mitbringen und der erste Eindruck, den sie mir vermitteln.»

Soll heissen: Balasopulos eruiert, wie man sich nach dem Besuch auf ihrem Profil fühlt, ob Influencer wählerisch in der Auswahl der Produkte sind und ob sie diese authentisch promoten.

Trend in Richtung Natürlichkeit

Neben der Authentizität stellt die 35-Jährige zunehmend einen Trend in Richtung Natürlichkeit fest. Das habe auch mit den neuesten Überlegungen von Instagram zu tun, künstlich bearbeitete Bilder in der Zukunft als solche zu kennzeichnen. «Ein gutes Bild darf heute aber auch eine Prise Humor vermitteln und Tiefgang haben.»

Balasopulos ist aber weit mehr als nur Influencerin. «Der Begriff Influencer ist heute zu einem Modebegriff geworden und zu wenig weit gefasst. Ich würde mich eher als Digital Enterpreneur bezeichnen. Also jemand, der das Texten, Fotografieren und Storytelling ebenfalls beherrschen muss», erklärt sie.

«Die Ausgaben für Influencer Marketing haben sich in den letzten zwei Jahren vervierfacht.»

Wie wichtig es ist, diese Kompetenzen nicht isoliert, sondern übergreifend zu schulen, zeigt sich auch daran, dass die Hochschule für Wirtschaft Zürich (HWZ) mit Balasopulos als Co-Studienleiterin im Februar 2020 den CAS Influencer Management als Studiengang ins Leben gerufen hat. Und die Nachfrage wächst stetig weiter.

«Das Influencer Marketing hat sich als Teil moderner Unternehmenskommunikation etabliert. Auch in der Schweiz wächst die Influencer-Nachfrage mit hoher Geschwindigkeit. Die Ausgaben für Influencer Marketing haben sich in den letzten zwei Jahren vervierfacht», sagt Balasopulos. Deshalb sei es wichtig, die Ausbildung zum «Influencer» als «Muss» anzuerkennen.

«Influencer sind mehr als ein schnellebiger Trend oder das Klischee, nur «Selfies» zu machen», sagt die Zugerin. Man müsse heute Content Creator sein, Bilder machen können, editen, schreiben, redigieren und etwas von PR/Marketing verstehen.

Strategie einer Firma wichtiger als der Influencer

Noch wichtiger als der ausgewählte Influencer für ein Produkt ist die Strategie, die eine Firma verfolgt. Was neben einer Strategie auch oft vergessen geht, ist die Tatsache, dass auf Social Media beide Geschlechter surfen. «Die männliche und die weibliche Perspektive muss immer in die Unternehmensstrategie miteinfliessen», sagt Balasopulos. Viele Firmen machen dort die grössten Fehler und posten zu einseitig und ohne Konzept.

Heute existiere oft auch der Irrglaube, Influencer müssten jedes beliebige Produkt vermarkten können. «Sobald die Leser merken, dass ein Influencer nicht hinter einem Produkt steht, lassen sie von einem Kauf ab», erklärt Balasopulos. Deshalb dürfe das primäre Ziel nicht sein, mit Social Media Absatz zu generieren. Auch Balasopulos hält sich deshalb mit Werbung auf ihren Instagram-Accounts zurück. Und diese Strategie ist erfolgreich.

Nicht alle Kunden sind kritikfähig

Die steigenden Beratungsanfragen haben vor drei Jahren dazu geführt, dass Melanie Balasopulos eine eigene Agentur gründete. Heute zählen vor allem Freelancer wie Fotografen, Storytelling-Experten und Texter zu ihren Mitarbeitern. Fünf bis sieben freie Mitarbeiter zählen zu Balasopulos’ Team. Gearbeitet wird in Zug oder bald auch in Monaco, wo Balasopulos derzeit an einem neuen Konzept schraubt.

Das Geschäftsmodell ist simpel: Egal ob Firmen-Logo, das Design der Website oder der Social-Media-Auftritt: Die Strategie einer Firma soll künftig unter einem Dach angeboten und entwickelt werden. Allerdings ist nicht jede Firma bereit, sich von der 35-Jährigen beraten zu lassen. «Ich habe auch schon negative Erfahrungen mit Kunden gemacht, die mir ein Mandat entzogen haben, weil sie mit meiner Kritik nicht klargekommen sind», sagt Balasopulos. Obwohl sie mit Analyse-Tools arbeitet, die ein Echtzeit-Feedback für gelungene Social-Media-Auftritte ermöglichen.

Glücklicherweise sei sie aber nicht mehr auf diese Kunden angewiesen. Heute kann sie ihr eigenes Ding machen und bleibt sich dabei selber treu. Auch weil sie auf Qualität setzt und die wichtigste Arbeit selber erledigt. «Weil ich vieles alleine mache, heisst das natürlich, dass ich nur eine selektionierte Anzahl an Kunden jährlich annehmen kann», erzählt Balasopulos.

Diese Qualität führte letztlich auch dazu, dass die Zugerin bereits nach drei Monaten von ihrer Agentur-Arbeit leben konnte. Stets treu geblieben ist sie dabei ihrem Motto: «You don’t find your dream job, you create it».

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