Two Monkeys: Nina Stähli und Alejandro Thornton

Sie machen die Kunst zum Affen

Die Künstler Alejandro Thornton und Nina Stähli planen die gemeinsame Ausstellung «International monkey business». Und dabei ist nichts gewöhnlich. (Bild: jav)

Nicht nur die Kunst, sondern auch die Künstler im Schaufenster? Das gibt es diesen Oktober im Luzerner Bruchquartier zu sehen. Hier arbeitet ein internationales Duo an einer Ausstellung, welche die Kunstwelt von ihrer tierisch affigen Seite beleuchtet.

Wenn sich eine kleine Gruppe von Menschen zwischen Skulpturen und Zeichnungen gegenseitig mit «Monkey» anspricht, dann ist man offensichtlich irgendwo im Affenzirkus der Kunstwelt gelandet.

Durch ein Schaufenster in der Gibraltarstrasse Nummer 9 in Luzern kann man dieser Tage Alejandro Thornton und Nina Stähli bei der Arbeit beobachten. Oder auch mal beim Essen – so wie bei unserem Mittagsbesuch. Stähli’s Assistent Walter «Willy» Willimann alias «Monkey 3» hat gekocht. Gemütlich sitzen wir zwischen Farben, Bildern und Plakaten und geniessen die Kürbissuppe. Ein Nachbar schaut noch kurz vorbei, es herrscht eine familiäre Atmosphäre.

Gemeinsames Wohnen und Arbeiten

Der «Schauraum» der gebürtigen Zugerin Nina Stähli ist Galerie und Produktionsraum in einem. Und hier wird derzeit an einem internationalen Projekt gearbeitet.

Alejandro Thornton verbringt einen Monat hier, für die gemeinsame Ausstellung mit Nina Stähli im Bruchquartier. Der renommierte Künstler aus Argentinien durfte sich dafür nicht nur in den Arbeitsräumen von Stähli einquartieren, sondern auch bei ihr zuhause. Die beiden Künstler verbringen so die ganze Zeit miteinander. Gerade sei Waschtag, lachen die beiden und zeigen auf ihre Shirts. Kommuniziert wird auf Spanisch, Italienisch, Englisch oder Französisch – je nach Stimmung und Tageszeit.

Affen und ihre Geschäfte

Kennengelernt haben sich die beiden Künstler 2014 in der Residenz der Kansas City Artists Coalition als Artists in Residence – wo beide vier Wochen verbrachten und an eigenen Projekten arbeiteten. Stähli zum Beispiel an ihrer Ausstellung «Glory Land». Bereits während der Zeit in den USA begannen die beiden gemeinsam Ideen zu spinnen. Inspiriert vor allem durch Beobachtungen in der Kunstwelt. Durch Vernissagen, Auktionen und durch die Förderung von Künstlern und Kunstvermittlung.

«Mit Tierfiguren kann man die Gesellschaft kritisch illustrieren, ohne dass es zu abstrakt wird.»
Nina Stähli, Künstlerin

Die Ausstellung in Luzern entwickelt sich aus einem Motiv heraus: Zwei Affen, die miteinander Geschäfte machen. «International Monkey Business» heisst sie demnach und übt humorvolle Kritik an den gelegentlichen Verwirrungen in der Kunstwelt.

«Wir begegnen diesem System mit Ironie», erklärt Stähli. «Man kann ein Dressieren und Kommerzialisieren von Künstlern mehr als je zuvor beobachten. Künstler – frisch von der Hochschule – sprechen und denken heute oft wie Manager.» Durch den wachsenden Abfluss an institutionellen Mitteln für die Kultur werde der Verteilungskampf immer härter und mehr Eigenbrötler würden herangezüchtet. «Wir machen unsere Persiflage auf die Kunstwelt. Eine Demontage.»

Künstler als Affen, der Kunstmarkt als Affenzirkus

Doch was soll das mit den Affen? «Mit Tierfiguren kann man Geschichten erzählen und die Gesellschaft kritisch illustrieren, ohne dass es zu abstrakt wird und ohne, dass es die Leichtigkeit verliert. Trotzdem übersetzen wir es automatisch und es kommt nahe und einfacher an uns heran», erklärt Stähli. Wie Fabeln eigentlich. Und der Schalk ist immer mit dabei.

Thornton erklärt die verschiedenen Ebenen der Affenfiguren: Die Künstler als vorgeführte Affen im Zoo oder Zirkus – die gemeinsam eine Ausstellung machen. Also Stähli und er selbst. Die Affen aber auch als Händler, Käufer, die teilweise Geschäfte mit der Kunst machen, ohne sich dafür zu interessieren oder noch irgendeiner Logik zu folgen.

Verbunden seit Kansas City

Die Zusammenarbeit von Thornton und Stähli hat schon in Kansas City gefruchtet. In der kurzen Zeit haben eine Performance, eine Ausstellung und Atelierbesuche stattgefunden. Und das Interesse an der Arbeit der ausländischen Künstler flacht nicht einmal nach deren Rückkehr nach Hause ab: Ab dem 18. Oktober werden Thornton und Stähli gemeinsam den Instagram-Account der Kunsthalle der Kansas City Artists Coalition bespielen.

Zur Ausstellung

Vom 22. bis 30. Oktober kann man die Ausstellung «International Monkey Business» von Nina Stähli und Alejandro Thornton im Schauraum an der Gibraltarstrasse besuchen. Die Vernissage findet am 22. Oktober ab 18 Uhr statt.

Eine spannende Kombination. Denn Stähli arbeitet sehr expressiv und in ihrer Malerei sehr archaisch, Thornton mit Drucken und Sprache. «Poesie visual», nennt der Argentinier seine Arbeiten. Die beiden Künstler sind aber nicht nur in ihrer Kunstsprache sehr unterschiedlich, sie stammen auch aus ganz verschiedenen Kulturen und Welten. «Und trotzdem ist die Kunstwelt, das System überall dasselbe», sagt Stähli.

Sich gegenseitg «challengen»

Die Arbeit mit Stähli sei eine «Challenge», sagt Thornton lachend. Nicht nur, dass er durch seine Arbeit im Schaufenster ständiger Beobachtung ausgesetzt ist, auch der Prozess sei herausfordernd.

Die beiden Künstler beginnen jeweils mit einem eigenen Entwurf, geben diesen an den anderen weiter, vielleicht macht es dann nochmals eine Runde. «Wir ergänzen die Arbeit des anderen, entwickeln sie weiter, intervenieren und versuchen uns gegenseitig zu überraschen», so Stähli. Das sei nicht nur spannend – eine solche Arbeitsweise bringe einen selbst weiter, man entdecke neue Gestaltungsmöglichkeiten. «Und es ist nochmals eine Kritik am ‹Monkey Business›. Denn hier geht es nicht um einen Namen, mit welchem man hausieren kann, sondern es geht wirklich nur um den Prozess und die Kunst.» Also nicht um den Markt.

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