Laubbeseitigung in Luzerner Gemeinden

Sie können es niemandem recht machen

Laut und dreckig: Ein Mitarbeiter der Stadt Luzern beim Laubblasen (Bild: zvg)

Die Putzequipen der Gemeinden stehen andauernd in der Kritik. Im Herbst wird wieder bis zum Gehtnichtmehr Laub gewischt, gerecht, geblasen und gesaugt. Die Entsorgung von Laub schürt bei der lärmgeplagten Bevölkerung und den Werkdiensten der Gemeinden Emotionen. Denn egal was die Gemeindearbeiter machen, sie machen es falsch. 

Sie trüben die herbstliche Idylle: Die lauten Laubbläser. Die einen verstehen nicht, warum das Laub täglich weggeblasen und entsorgt wird, weil es doch so schön knistert, wenn man durch gefallenes Laub läuft, die anderen stören sich ab dem Lärm, den die Laubbekämpfung verursacht. Für die meisten gilt beides. 

Für Natalie Kamber von der Kantonalen Umweltfachstelle Luzern steht vor allem der Lärmschutz im Zentrum: «Die Werkdienste sollten immer eine Abwägung machen, wenn sie zum Laubbläser greifen». Für Kamber steht fest: «Laubbläser sind keine gute Lösung». Doch die Realität sieht anders aus, denn «die Bedürfnisse der Werkdienste können noch nicht anders abgedeckt werden». 

Emotionale Diskussion

Die Werkdienste der Gemeinden Kriens, Horw, Emmen und der Stadt Luzern sind äusserst sensibilisiert auf das Thema. Alle scheinen sich ungerecht behandelt zu fühlen, denn egal was sie tun, sie stossen auf Widerstand. 

Lassen sie das Laub liegen, gibt es Unfälle. Räumen sie das Laub mit Rechen und Besen weg, ist das für die Behörde zu teuer, weil es viel länger dauert als mit dem Laubbläser. Setzen sie Laubbläser ein, verschmutzen sie die Umwelt und es gibt Lärmklagen. Darum wurde die Laubbekämpfung in den letzten Jahren immer weiter optimiert, eine zufriedenstellende Lösung hat aber noch niemand gefunden. 

Die Alternativen zu Laubbläsern

Strombetriebene Laubbläser sind in der Anschaffung meistens bis zu fünf mal so teuer gegenüber benzinbetriebenen. Die Leistung entspricht den Anforderungen der Werkhöfe nicht und das Handling ist umständlich: «Wir können nicht immer eine ‹Garette› mit einem Generator dabei haben um das Stromkabel anzuschliessen», sagt Fankhauser vom Werkhof in Kriens. Ist ein Bläser akkubetrieben, müssen die Akkus viel zu schnell ausgetauscht werden.

Mit Rechen und Besen dauert die Arbeit etwa vier mal so lange. «Das ist Arbeitsbeschaffung», findet Roger Rech von der Gemeinde Emmen. Die anderen Gemeinden stimmen dem zu. «Ausserdem ist es eine Kostenfrage», diese Personalkosten kann die Gemeinde nicht decken, meint Peter Gauch, Werkdienstleiter in Horw. Laut der Umweltfachstelle ist klar: «Der Besen ist am besten». Er sei am ökologischsten und schade auch der Gesundheit nicht, im Gegenteil, die Arbeiter bewegen sich mehr.

Die Motoren der benzinbetriebenen Laubbläsern von den Gemeinden sind 4-Takt und nicht mehr alte 2-Takter, die deutlich mehr CO2 produzieren. Die Laubbläser werden nicht mit normalem Benzin, sondern mit sogenanntem «Gerätebenzin» betreiben. Laut der kantonalen Umweltfachstelle ist Gerätebenzin frei von schädlichen Komponenten wie krebserregendem Benzol und Aromaten. Die Abgase von Motoren, die mit Gerätebenzin betrieben werden, weisen 40 bis 90 % weniger krebserregende und ozonbildende Schadstoffe auf. Ausserdem erhöht Gerätebenzin die Lebensdauer der Motoren.

Keine Alternative für die Werkdienste

Strombetriebene Akku-Laubbläser «hauchen nur». Im Gegensatz zu den benzinbetriebenen Laubbläsern, die bei den Gemeinden im Einsatz sind, «ist die Blasleistung schlecht», erklärt Rolf Stocker, Leiter Unterhalt Betrieb beim Luzerner Strasseninspektorat. Ausserdem müssten die Akkus viel zu oft ausgetauscht werden.

«Sobald elektrische Akku-Bläser genug Leistung bringen, werden wir umstellen.» Stocker ist neben der Effizienz und der Umweltbelastung der Geräte auch der Lärmschutz wichtig, denn Akku-Bläser sind meist leiser als Motorbetriebene. Die Stadt Luzern arbeitet, laut Stocker, mit den leisesten benzinbetriebenen Laubbläsern, und «alle wissen, wann und wo sie blasen dürfen».

Hauswarte sind weniger rücksichtsvoll

Rolf Stocker weist darauf hin, dass Hauswarte oft mit alten, lauten und «dreckigen» Laubbläsern arbeiten, und «wegen jedem kleinen Läubli» den Laubbläser buckeln. «Es gibt sicher welche, die das machen», gibt Guido Vogel vom Fachverband der Luzerner Hauswarte zu. «Das will ich nicht bestreiten.»

Er sehe den Sinn darin aber nicht. Im Hauswartsverband wurde der Gebrauch von Laubbläsern jedoch noch nie diskutiert. «Für uns ist das ein ganz normales Arbeitsgerät.» 

Die Vorgehensweisen der Gemeinden

In den ruralen Gebieten wird noch am meisten geblasen. «Wenn man das Laub auf den Wanderwegen zu lange liegen lässt, fängt es an zu faulen», erklärt Hans Fankhauser vom Werkhof in Kriens. Im Frühling beschweren sich dann die Wanderer, dass die «Wege dreckig sind». Darum gehen die Gemeinden so vor, dass sie «alles Laub erstmal fallen lassen» und es dann im Spätherbst oder Anfang Winter zu Haufen zusammenblasen und abtransportieren.

Laut Natalie Kamber von der Kantonalen Umweltfachstelle ist das Laubblasen gerade in Spaziergebieten noch heikler: «Denn da wollen sich die Leute erholen. Und wenn sie dann den Lärm eines Laubbläsers hören, wird sie das umso mehr stören.»

Der Gebrauch in der Stadt

In Siedlungsgebieten meiden die Werkdienste die Laubbläser so weit wie möglich. «Einmal im Monat setzen wir die Bläser jedoch in den Stadt-Parks ein.» Zusammen mit der Stadtgärtnerei putzt dann das Strasseninspektorat das Vögeligärtli oder das Inseli.

In der Stadt übernimmt auch der normale Verkehr einen Teil der Arbeit. «Die Autos und Busse blasen das Laub an den Strassenrand, wo wir es mit unseren Putzmaschinen dann aufsaugen». In Strassen wie der Bruch- oder der Pilatusstrasse komme wegen dem Laub im Herbst bis zu doppelt so viel Material zusammen wie bei normalen Putztouren, erklärt Stocker.

Die Gefahren

In den Zentren, wo vor allem Fussgänger unterwegs sind, muss das Laub unbedingt beseitigt werden, «denn wenn es regnet, wird es glitschig», erklärt Hans Fankhauser vom Krienser Werkhof. 

Das Laub bringt, laut Stocker vom Luzerner Werkhof, noch andere Gefahren mit: «Wir lauben nur, wenn es feucht ist». Denn wenn das Laub trocken ist, «wirbelt der Laubbläser Parasiten, Bakterien und Viren auf, die für den Strassenputzer und für Passanten gefährlich sind».

Übrigens: Seit dem 1. Oktober hat Graz als erste Stadt Laubbläser verboten, berichtet nachhaltig Leben.

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