Immer mehr Nagelstudios in der Stadt Luzern

Selbstständig nach zwei Tagen

Um genügend Kundschaft zu finden, setzt man vielerorts in der Stadt Luzern auf günstige Preise. (Bild: zentral+)

Die Konkurrenz zwischen den zahlreichen Nagelstudios in der Stadt Luzern ist gross – und wird scheinbar immer grösser, da sich Nageldesignerinnen mit relativ geringem Aufwand selbstständig machen können. Zwei Ausbildungstage genügen bei bestimmten Kursen. Und in welchem Studio man sein Handwerk tatsächlich versteht, ist für die Kundin meist ungewiss.

Schrilles Neon-Licht zieht den Blick auf die kleinen Läden. Umrahmt von künstlichen Orchideen machen Fotos darauf aufmerksam, was im Innern zu erwarten ist: Farben, Strasssteinchen und Glitzer. Seit einigen Jahren gibt es immer mehr Nagelstudios. Alleine in der Stadt Luzern finden sich im Telefonbuch 45 Einträge. «Es ist relativ einfach, sich dieses Fach anzueignen», erklärt Susan Meier, Medienverantwortliche des Schweizer Fachverbands für Kosmetik (SFK). «Und zudem kann man solche Geschäfte mit wenigen Investitionen eröffnen.»

Viele falsche Vorstellungen

Da der Schritt in die Selbstständigkeit in diesem Metier nur mit relativ geringem Aufwand verbunden sei, würden ihn viele – auch mit falschen Vorstellungen – zu schnell wagen. «Sie glauben, dass die Selbstständigkeit einfach toll sein muss und sie mehr verdienen werden», so Meier.

Ob man letztlich Erfolg in der Selbstständigkeit hat oder nicht, sei dann aber in erster Linie vom Können der Nageldesignerin abhängig, erklärt Doris Schmidiger vom Berufsverband der Schweizer Nageldesignerinnen. Aber es gäbe auch viele Studios, die trotz der schlechten Qualität ihrer Arbeit weiter existieren würden. «Sie sind erfolgreich, weil der Kunde oft gar nicht weiss, wie ein gutes Resultat auszusehen hat», so Schmidiger.

«Per Gesetz kann sich jede, die einen zweitägigen Kurs absolviert hat, Nageldesignerin nennen und ihr eigenes Studio eröffnen.»
Doris Schmidiger, Berufsverband der Schweizer Nageldesignerinnen

Nach zwei Tagen Nageldesignerin

«Die Ausbildung ist immer wieder ein Thema bei uns», sagt Schmidiger. «Per Gesetz kann sich jede, die einen zweitägigen Kurs absolviert hat, Nageldesignerin nennen und ihr eigenes Studio eröffnen.» Seitens des Berufsverbandes unterstütze man dies nicht. Dennoch gibt es keinen geregelten Ausbildungsweg zur Nageldesignerin, sowohl Private als auch Firmen bieten verschiedene Kurse zu unterschiedlichen Preisen an. Diese reichen vom zweitägigen Basis-Kurs bis zu einjährigen Ausbildungsgängen. «Für eine genügende Ausbildung muss man schon im Minimum zwischen 1’000 und 1’500 Franken rechnen.»

«Schönheit» hat ihren Preis

Seit 2013 ist es möglich, einen eidgenössischen Fachausweis im Berufsfeld «Schönheit» zu erwerben. Für den Fachausweis «Naildesign» bietet der Berufsverbannd der Schweizer Nageldesignerinnen spezielle Lehrgänge an. «Die Anforderungen des Bundes sind diesbezüglichen sehr hoch», sagt Doris Schmidiger von swissnaildesign. Seitens des Verbandes freue man sich über diese Aufwertung des Berufsstandes. Der Fachausweis hat allerdings seinen Preis – dieser liegt zwischen 10'000 bis 15'000 Franken. Die Voraussetzungen für die Zulassung zur Berufsprüfung sind eine abgeschlossene Berufslehre und mindestens zwei Jahre Berufserfahrung im gewählten Praxisgebiet.

Tran Thi Khanh Diem von «Sweet Nails» hat ihr Handwerk damals in Vietnam erlernt. «Ich habe damit mein Hobby zum Beruf gemacht», so die Nageldesignerin, die seit gut 12 Jahren in der Schweiz lebt. Gemeinsam mit einer Kollegin betreibt sie seit vergangenem April einen Salon an der Pilatusstrasse, in welchem man sich Acryl- oder Gelnägel machen, aber auch die Haare schneiden lassen kann. «Es gibt so viele Studios in der Stadt», klagt die Vietnamesin, während sie auf ihre nächste Kundin wartet. «Die Situation ist nicht einfach für uns.» Um genügend Kundschaft zu finden, setze man daher auf günstige Preise und Mund-zu-Mund-Propaganda.

Qualität auf den ersten Blick kaum erkennbar

Doch wie erkennt man als Kundin bei der grossen Auswahl ein gutes Studio? «Auf den ersten Blick ist das kaum möglich», sagt Schmidiger. Auch wenn der hygienische Standard im Geschäft einwandfrei ist, sei dies noch kein Garant dafür, dass man das Studio schliesslich mit schönen Fingernägeln und gesunden Händen verlassen würde. Bei unzureichender Ausbildung könne die Maniküre sogar gefährlich werden.

Ein sicherer Hinweis darauf könne nur das Qualitätslabel liefern, das beim offiziellen Berufsverband SwissNailDesign beantragt und nach entsprechender Prüfung verliehen wird. «Unser Problem ist jedoch, dass dies nur selten gemacht wird», bedauert Schmidiger. Laufe ein Studio erfolgreich, habe man kaum noch Interesse rückwirkend ein Qualitätslabel zu erwerben.

Im Zweifelsfalle fahre man als Kundin am besten, wenn man einen Probenagel einfordere, um sich danach am Resultat zu orientieren. Doch warum lässt man sich die Nägel überhaupt machen?

Gepflegte Hände als Aushängeschild

«Sich die Nägel machen zu lassen, ist für die Kundin sehr praktisch», erklärt Schmidiger. Man brauche das Studio nur alle drei bis vier Wochen zu besuchen und habe in der Zwischenzeit stets schöne Fingernägel. Das sei auch der Grund, warum Ute aus Luzern sich regelmässig zu «Star Nails» an der Pilatusstrasse begibt. «Schönheit hat einen hohen Stellenwert in unserer Gesellschaft», meint die 40-Jährige. Als Gastronomin seien gepflegte Hände ein Aushängeschild. «Man achtet sofort darauf, manchmal noch bevor man jemandem ins Gesicht schaut.» Einen guten Eindruck zu hinterlassen sei ihr besonders wichtig. Das lasse sie sich gerne auch etwas kosten.

Wie beim Besuch von Schönheitsbehandlungen im Allgemeinen, sei auch der Aspekt des sich selber etwas Gutes tun und sich einmal Zeit für sich selbst zu nehmen, nicht zu unterschätzen, wie Susan Meier weiss. Sie führt in der Luzerner Altstadt ein Kosmetik-Studio. «Unsere Kunden haben sehr unterschiedliche Ansprüche und Bedürfnisse», erklärt sie.

«Jemand mit einem gepflegten Erscheinungsbild, also mit angepasstem Make-up und gepflegten Händen oder Füssen, wirkt einfach anders», meint Meier weiter. Dementsprechend ist sie auch der Überzeugung, dass das Äussere eine wichtige Rolle spiele. «Stimmt das Aussehen, ist es oftmals einfacher im Leben.»

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