Ein Brückenbauer für die Luzerner Polizei

Seine Waffe gegen das Verbrechen: Vertrauen schaffen

Siro Burkard, Brückenbauer bei der Luzerner Polizei (Bild: uus)

Prävention durch Kommunikation: Seit dem 1. November ist Siro Burkard als Brückenbauer bei der Luzerner Polizei im Amt. Er soll ein Netzwerk mit ausländischen Vereinen und Verantwortungspersonen aufbauen – ist aber gleichzeitig kein verdeckter Ermittler.

Rund 20 Prozent der Luzerner Bevölkerung sind ausländischer Herkunft. Nicht nur sprachliche, sondern auch kulturelle Unterschiede machen die Polizeiarbeit in diesem Bereich anspruchsvoll. Black Lives Matter hat das Thema des Racial Profiling auch bei der Luzerner Polizei wieder aufs Tapet gebracht (zentralplus berichtete). Das Thema Radikalisierung ist im Umkreis der Krienser Dar-Assalam-Moschee vor einem Jahr erneut aufgeflammt (zentralplus berichtete). Die Stelle von Siro Burkard bei der Luzerner Polizei ist zwar keine direkte Folge davon, soll aber einen wichtigen Beitrag leisten, das Verständnis für Polizeiarbeit bei der ausländischen Bevölkerung zu stärken.

Die Stelle wurde per 1. November geschaffen, nach dem Vorbild der Kantone Zürich, Basel oder Bern, wo Brückenbauer schon eine Weile an der Arbeit sind. Aufgabe des «Brückenbauers» ist es, Kontakte zur ausländisch stämmigen Bevölkerung zu intensivieren und gegenseitiges Vertrauen zu schaffen. Für die Stelle habe man explizit einen ausgebildeten Polizisten oder eine ausgebildete Polizistin gesucht, primär jemanden aus den eigenen Reihen, sagt Erwin Gräni, Chef Prävention. «Mit Siro Burkard haben wir den Richtigen gefunden», ist er überzeugt.

Vom Bike-Polizisten zum Dialogprofi

Der 29-jährige Burkard ist seit 2014 Polizist. Unter anderem war er mit dem Velo bei der Bike-Police unterwegs. «Es ist eine sehr bevölkerungsnahe Art der Polizeiarbeit», so Burkard. Durch die vielfältigen Kontakte bei der Erledigung seiner Aufgaben sei auch sein Interesse an interkultureller Polizeiarbeit gewachsen. Mit einer internen Führungsausbildung und einer Weiterbildung in transkultureller Kommunikation hat er sich für seinen Job fit gemacht.

Burkard ist unter erschwerten Umständen in seinen neuen Job gestartet. Das Netzwerk, das er mit Verantwortlichen aus den verschiedenen Kulturvereinen knüpfen soll, entwickelt sich wegen Corona nur langsam. Als Ansprechperson soll er für die ausländisch stämmige Bevölkerung via die offiziellen Institutionen einen einfachen Zugang zur Polizei schaffen und als Vermittler fungieren.

«Der Schwerpunkt meiner Arbeit liegt auf dem Aussenkontakt.»

Zum Beispiel wenn eine Gruppe das Gefühl hat, unrechtmässig oft von der Polizei kontrolliert zu werden. «Aufklärungsarbeit zu leisten heisst auch, über die Rechte und Pflichten der Luzerner Polizei zu informieren.» Der Hintergrund: Wenn die Personen wissen, auf welcher Grundlage die Polizei Personenkontrollen durchführt, können Missverständnisse rasch aufgeklärt werden.

Ein Vermittler, kein Ermittler

Sollte Burkard in Gesprächen tatsächlich an Informationen gelangen, die darauf hindeuten, dass bei der Luzerner Polizei nicht nach dem Protokoll vorgegangen wird, kann er Inputs auch intern weitergeben, was die Weiterbildung, Schulung und Sensibilisierung der Polizisten angeht. «Ermittlungsarbeit macht der Brückenbauer jedoch nicht», betont Burkard.

Diese Unterscheidung sei wichtig, auch um das Vertrauen der ausländischen Bevölkerung sicherzustellen. So sei es nicht etwa die Aufgabe, als verdeckter Ermittler in Moscheen möglicherweise radikalisierte Personen aufzuspüren. Stattdessen wolle er den Umgang mit den Verantwortlichen der Moscheen pflegen, um sich mit ihnen über Ängste, problematische Tendenzen oder allgemeine Beobachtungen auszutauschen.

Mit Referaten kann der Brückenbauer die Vereine auch unterstützen und sie, ihren Bedürfnissen entsprechend, über die Polizeiarbeit informieren. Wenn nötig auch mithilfe von Dolmetschern; auch wenn die Amtssprache Deutsch ist und Burkard darüberhinaus Französisch und Englisch spricht, kann das schon mal notwendig werden.

Zusätzlich steht der Brückenbauer auch für interne Weiterbildungen zur Verfügung. «Der Schwerpunkt liegt jedoch auf dem Aussenkontakt», präzisiert Burkard. Und das Ziel seiner Arbeit ist immer: Verbrechen zu bekämpfen, bevor sie passieren.

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