Verurteilungen wegen ungetreuer Geschäftsführung

Sechs Schuldsprüche wegen Massenkündigung bei Surseer IT-Firma

Der Fall sorgte nicht nur in Sursee für Aufsehen.

(Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Im Fall der Massenkündigung bei der Surseer IT-Firma Comparex Schweiz hat das Luzerner Kantonsgericht sechs Kaderpersonen der ungetreuen Geschäftsbesorgung schuldig gesprochen. Darunter ein Mitglied des Verwaltungsrats und den CEO.

Das Kriminalgericht Luzern hatte alle sechs Kaderpersonen erstinstanzlich der qualifizierten ungetreuen Geschäftsbesorgung schuldig gesprochen. Gegen diess Urteil wurde Berufung eingereicht. Das Kantonsgericht verurteilt nun lediglich noch ein Mitglied des Verwaltungsrats der Comparex Schweiz AG wegen diesem Straftatbestand. Die anderen Urteile wurden zurückgestuft.

Der Verwaltungsrat wird mit einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren bestraft. Die Freiheitsstrafe wurde bedingt ausgesprochen. Das heisst, sie wird nur vollzogen, wenn der Verwaltungsrat in den nächsten zwei Jahren rückfällig wird.

Das Kantonsgericht verurteilt die fünf weiteren Beschuldigten wegen Gehilfenschaft zu qualifizierter ungetreuer Geschäftsbesorgung. Der CEO der Comparex Schweiz AG wurde mit einer Freiheitsstrafe von 14 Monaten bestraft. Auch diese wird bedingt ausgesprochen bei einer Probezeit von 2 Jahren.

Die vier Geschäftsleitungsmitglieder wurden mit einer Geldstrafe bestraft. Einer wird aufgrund einer Vorstrafe zu 150 Tagessätzen und die anderen zu 130 Tagessätzen zu je 170 Franken bis 290 Franken bezahlen.

Kündigungsvorlage an alle Mitarbeiter geschickt

Der Fall geht auf das Jahr 2010 zurück. Damal wurde kurzfristig eine ominöse Mitarbeiterinfo einberufen. Der Ex-Chef von Bison soll dabei die Vermutung geäussert haben, dass der deutsche Mutterkonzern das Unternehmen zerstören werde.

Nach dieser «desolaten Prognose» präsentierte sich die Bison-Gruppe als «Retterin» (zentralplus berichtete). Jeder Angestellte von Comparex bekam eine schriftliche Stellenbestätigung der Bison Schweiz AG und eine Brief-Vorlage, die sie nur noch unterschreiben mussten, um bei Comparex zu kündigen.

Comparex Schweiz verlor so praktisch alle Mitarbeiter und konnte den Verlust nicht mehr kompensieren. Zwei Jahre später musste die Surseer Niederlassung geschlossen werden.

Die Urteile sind noch nicht rechtskräftig. Das Kantonsgericht wird die Entscheide zu einem späteren Zeitpunkt schriftlich begründen.

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