Nicht nur wegen Corona

Schulhausplätze in Luzern werden vermehrt zur Partylocation

Der Schulhausplatz beim Säli wird an Wochenenden gerne von Jugendlichen als Treffpunkt genutzt. (Bild: ber)

Luzerner Jugendliche treffen sich gerne auf Schulhausplätzen, um Party zu machen. Das war schon vor Corona so – aber jetzt fehlen die Alternativen. Die Clubs sind schliesslich immer noch zu. Um Eskalationen zu verhindern, will Sozialdirektor Martin Merki die Patrouillen der Sicherheit Intervention und Prävention (SIP) aufstocken.

Die Mediterranisierung der Stadt Luzern hat schon vor Corona eingesetzt (zentralplus berichtete). Die Pandemie hat den Trend, sich draussen aufzuhalten, aber noch verstärkt. Dies zeigt sich an den Abfallmengen, die an schönen Tagen an der Seepromenade liegen bleiben (zentralplus berichtete).

Weil Restaurants, Bars und Clubs geschlossen sind, hat der Druck auf den öffentlichen Raum zugenommen. «Probleme machen unter anderem die laute Musik und das Littering», meint Martin Merki, Sozialdirektor der Stadt Luzern. Auf den Schulhausarealen halten sich – vor allem an Freitag- und Samstagabenden – viele Jugendliche auf. Das verwundert nicht, weil zur Bekämpfung der Corona-Pandemie viele andere Freizeitaktivitäten in den letzten Monaten gestrichen wurden.

Jugendliche vertreiben die Kinder

Die SIP (Sicherheit, Intervention, Prävention) der Stadt Luzern hat den Auftrag, bei Nutzungskonflikten zu vermitteln. Ihre Präsenz soll aber auch der Suchtprävention dienen. Deshalb haben insbesondere deren Patrouillen Entwicklungen aufgrund von Corona festgestellt. Seit dem ersten Lockdown sind sie vermehrt in den Aussenbezirken der Stadt unterwegs, sprich in Littau, Reussbühl, aber auch im Würzenbach. Die Karte zeigt die aktuellen Präsenzschwerpunkte, die sich über das ganze Stadtgebiet verteilen (Stand: Januar 2021).

Festgelegt werden die ständig wechselnden Schwerpunkte in Absprache mit der Stadtgärtnerei, dem Sicherheitsmanager und der Luzerner Polizei. So war im Gebiet Sternmatt beispielsweise Vandalismus und Suchtmittelkonsum ein Thema. Beim Sälischulhaus wiederum besetzten ältere Jugendliche den öffentlichen Raum und vertrieben die Kinder.

Aufstockung kostet 115'000 Franken

Um diese Hotspots besser im Auge behalten zu können, beantragt der Stadtrat, dass die SIP um eine 100-Prozent-Stelle aufgestockt wird, was Mehrkosten von rund 115'000 Franken ausmacht (zentralplus berichtete).

Verdient man bei der SIP so gut? Stadtrat Martin Merki winkt ab und erklärt: «Für die beantragte zusätzliche Stelle rechnen wir mit einem Bruttolohn zwischen 95'000 und 100'000 Franken.» Im Bericht beantragt würden die Vollkosten inklusive Sozialleistungen der Arbeitgeberin und dem Arbeitsplatz.

«Die SIP ist die personifizierte Zivilcourage.»

Sozialdirektor Martin Merki

«Nach Möglichkeit soll die neue Stelle mit einer Person besetzt werden, die eine sozialpädagogische Ausbildung mitbringt», ergänzt der Sozialdirektor. Denn der Job sei durchaus herausfordernd. «Wer sagt schon etwas, wenn zum Beispiel jemand eine Glasflasche auf den Boden wirft? Wohl die wenigsten», meint er.

Die meisten seien froh, wenn die SIP das tut. «Die SIP ist die personifizierte Zivilcourage. Sie arbeitet an Orten, an denen die Stimmung explosiv sein kann, die Situation aber noch nicht eskaliert.»

Gesucht: Psychologisches Fingerspitzengefühl

Die Polizei schreite erst ein, wenn es «geklöpft» habe. Deshalb sei die Arbeit der SIP so wertvoll. «Wir brauchen jemanden, der gut auf Leute eingehen kann und psychologisches Fingerspitzengefühl hat.»

Stimmt das Parlament dem Antrag des Stadtrats zu, wird die SIP immer mit Doppelpatrouillen unterwegs sein können – heute ist nur jeweils ein Duo von Mitarbeitern in der Stadt unterwegs.

Besondere Herausforderung sind Maskengegner

Die SIP hat während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 mehr Präsenz in Parks und auf Schulhausplätzen gezeigt, um die Menschen über die geltenden Schutzmassnahmen zu informieren. Sie spricht auch Personen an, die ohne Schutzmaske im stark belebten, öffentlichen Raum unterwegs sind.

«Wir haben Rückmeldungen zu den Massnahmen bekommen, aber nicht viele. Die Akzeptanz ist hoch – wohl auch weil eine Verschärfung der Einschränkungen im öffentlichen Raum seit letztem Frühling kein Thema mehr war», sagt dazu Sozialdirektor Martin Merki.

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