Der Einhorn-Trend zieht in die Luzerner Clubs

Schüür und Casineum mit ähnlichem Event – ein «Label-Klau»?

«Auf Flamingos, Avocados, Einhörnern, Kakteen und Co. gibt es kein Monopol», sagt Philipp Albrecht vom Grand Casino Luzern. «Und das ist auch okay so.»

(Bild: Montage ida)

Gleich bei zwei Veranstaltungen in Luzerner Clubs steht dieses Wochenende das Einhorn im Fokus. Während der Schüür-Leiter anfänglich von einem «Streich des Casineums» spricht, sagt der Experte, dass dies kein «Label-Klau» sei. Dennoch warnt er davor.

Ein Hype, der kein Ende zu haben scheint: Es ist das magische Fabelwesen mit seiner regenbogenfarbenen Mähne und dem gezwirbelten Stirnhorn, das Glitzerstaub pupsen und Regenbogen kotzen soll. Es ist nicht real und trotzdem überall zu finden. Auch vor der Luzerner Ausgangsszene macht der Einhorn-Hype scheinbar keinen Halt.

Gleich zwei Veranstaltungen dieses Wochenende nehmen das Fabelwesen zum Grund für ihr Feiern. Im Konzerthaus Schüür findet am Freitagabend «Der Radau des Einhorns» statt, im Casineum steigt am Samstag die Fete «End of Rainbow», bei welcher ebenfalls die Rede von einem pinken Einhorn ist.

Zwei Einhornpartys in zwei Clubs. Ist das Zufall oder bewusstes Abkupfern?

Ein «Streich des Casineums»?

«Ein wenig überrascht waren wir schon, als wir von der Regenbogen-/Einhornparty im Casineum vernommen haben», sagt Marco Liembd, Leiter der Schüür. Im Konzerthaus ging im Oktober 2017 die erste Einhornparty über die Bühne. Dies, weil Mitarbeiter in der Garderobe des Konzerthauses ein Einhorn an die Wand malten – «wieso auch immer», sagt Liembd lachend. Als Dank für diese kreative Leistung habe man dann gleich eine Party geschmissen. 

Wie er sagt, bediene sich auch die Schüür bei seinem jüngsten Label an der Popularität des Einhorns. «Einhörner waren eigentlich schon immer Trend – und das zu Recht», sagt Philipp Albrecht, Marketingchef des Grand Casinos Luzern, zu dem auch das Casineum gehört. Denn von der Rittersport-Schokolade bis zum Bier hat das Einhorn überall Einzug gehalten. Demnach sei es nur eine Frage der Zeit gewesen, bis auch die Partyszene auf den Zug aufspringen würde. «Wir haben schon länger mit dem Gedanken gespielt, dem Einhorn eine Plattform zu bieten, und die Idee erstmals zur Silvesterparty 2017 umgesetzt», so Albrecht. Jedoch sei es vorerst bei dem einen Event geblieben, bevor das Einhorn in die Monatsplanung aufgenommen worden sei.

Künftig wird zuerst in die Agenda des anderen geschaut

Anfänglich sprach Liembd von einem «Streich des Casineums». Dass nun auch ein anderer Luzerner Club das Einhorn aufnehme, könne man jedoch nicht verbieten, so Liembd. «Dennoch ist es natürlich viel lässiger, wenn man ein Label für sich alleine hat.» Eine Party als solches könne man als Label schützen, sagt er. «Den Hype rund ums Einhorn als geistiges Eigentum zu deklarieren, wird jedoch klar schwierig», räumt er ein.

«Unglücklich war sicherlich die Wahl des Datums.»

Philipp Albrecht, Grand Casino Luzern

Nach dem anfänglichen Ärger sei die Sache nun jedoch zwischen Casineum und Schüür geregelt: «Wir haben uns gemeinsam auf ein Feierabendbier getroffen, wie man das in Luzern macht», so Liembd. Die beiden Clubs würden eine gute Beziehung zueinander pflegen, was auch Philipp Albrecht bestätigt.

«Grundsätzlich besteht zwischen den Labels ‹Der Radau des Einhorns› und ‹End of Rainbow› bestimmt genügend Differenzierungspotenzial», sagt Albrecht. «Unglücklich war sicherlich die Wahl des Datums.» Jeder mache nun weiterhin seine Partys, aber man achte künftig darauf, dass die Event-Daten sich nicht gegenseitig konkurrenzieren.

Kein Label-Klau, sagt der Experte

Wie Nachtlebenexperte Alex Flach sagt, könne von einem Label-Klau keine Rede sein. Eine Kopie sei es dann, wenn der Name übernommen werde und allenfalls gar dieselben DJs an den Plattentellern wirbeln würden – was bei den beiden Events am Wochenende nicht der Fall ist.

«Allerdings wirkt es schon ein wenig schäbig, wenn man sich zu sehr von anderen Clubs inspirieren lässt», warnt der Nachtlebenexperte. «Ein bekannter Club wie das Casineum hat so etwas auch nicht nötig.»

Bravo-Hits-Partys als weiteres Beispiel

Ein weiteres Beispiel für einen Event, der heutzutage auf vielen Programmheften von Schweizer Ausgehlokalen steht, ist die «Bravo Hits Party». Die Anfänge dieser Events sind in Luzern zu finden, als vor sechs Jahren im Treibhaus die erste Party stieg. Weil der Ansturm derart gross war, verlagerte man diese in die Schüür.

Die «Bravo Hits Party» sei jeweils ausverkauft, auch in anderen Clubs muss man mit einer langen Warteschlange rechnen. Den Grund sieht Liembd insbesondere im grossen Wiedererkennungswert der Songs, die gespielt werden. «Jeder, der hier aufgewachsen ist, trägt diese Songs in seiner DNA», so Liembd. Bei jedem Track komme eine Erinnerung auf. Und wenn «W.Nuss vo Bümpliz» von Patent Ochsner aus den Musikboxen erklinge, tobe die ganze Schüür, sodass es Liembd bis in sein Büro hören kann.

«Eigentlich ist es gang und gäbe, dass ein Label von einem anderen Club ‹kopiert› wird.»

Marco Liembd, Konzerthaus Schüür

Seit rund sechs Jahren findet der Event nun Einzug ins Konzerthaus, im Dezember läuft heuer die 89. Ausgabe. Mehrheitlich werden Hits der 90er-Jahre gespielt. Dass der Event auch an anderen Orten das Partyvolk erfreut, ist für Liembd kein Problem.

«Kein Monopol auf Einhörner»

Gerade bei gängigen Genre-Titeln wie Rock Classics, 80er oder 90er sei es völlig legitim, wenn es Überschneidungen gebe, so Liembd: «‹Juke Box Hero› ist Allgemeingut wie das Einhorn.»

Liembd fährt fort: «Wir müssen deshalb auch nicht unseren Champagner in der Schüür kaltstellen und uns damit brüsten, dass wir bei den Anfängen der Bravo Hits dabei waren. Das war das Treibhaus.» Denn er sagt: «Eigentlich ist es gang und gäbe, dass ein Label von einem anderen Club ‹kopiert› wird. Das ist leider so.»

Ein wenig anders sieht das Philipp Albrecht: «Um sich abheben zu können, suchen die Clubs vielmehr nach Differenzierung. Niemand will eine Kopie sein.» Da aber die Szene stark von Lifestyle-Trends geprägt ist, könne es dazu kommen, dass Labels ähnliche Inhalte aufgreifen. «Auf Flamingos, Avocados, Einhörnern, Kakteen und Co. gibt es kein Monopol», sagt Albrecht. «Und das ist auch okay so.»

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