Zusätzliche Ferienwoche im Kanton Luzern

Schüler wollen Bildung zu Grabe tragen

Mit einem symbolischen Trauermarsch wollen die Schülder die Bildung zu Grabe tragen. (Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Die Luzerner Kantonsregierung schlägt vor, mit einer zusätzlichen Ferienwoche an den Berufs- und Kantonsschulen in den Jahren 2014 und 2015 weitere 8 Millionen Franken einzusparen. Befragungen von zentral+ vor wenigen Tagen zeigten, dass der «Zwangsurlaub» schlechte Karten hat und teilweise sogar auf massiven Protest stösst. Nun überrascht die Planungs- und Finanzkommission des Kantons mit einer klaren Haltung (siehe Box) und die Schülerschaft geht – erneut – auf die Strasse.

Genau ein Jahr nachdem 1500 Schülerinnen vor dem Regierungsgebäude gegen das 12-Millionen-Sparpaket des Kantons im Bereich Bildung protestierten, wird nun die Demonstration aus aktuellem Anlass wiederholt. Dies wurde jüngst an einer Koordinationssitzung mit Vertretern aus fast allen kantonalen Schulhäusern beschlossen. Die Botschaft ist klar und stellt den Kantonspolitikern ein vernichtendes Zeugnis aus: Die bürgerliche Mehrheit des Luzerner Kantonsrats wolle einmal mehr die Schüllerinnen und Schüler für die misslungene Steuerpolitik bluten lassen.

Das Komitee «Lernende gegen Sparwut» wirft der Politik weiter vor, dass die Botschaft des letztjährigen Marsches bei vielen Kantonsräten bereits wieder vergessen sei oder bewusst ignoriert werde. Man akzeptiere keine weiteren Sparmassnahmen im Bereich der Bildung und fordert die Regierung selbstbewusst auf, sich endlich wieder auf erfolgsbringende Unternehmenssteuern zu konzentrieren. Laut der Mediensprecherin des Komitees, Rosa-Lynn Rihs, war die Steuersenkung ein Fehler: «Luzern will attraktiver wirken. Attraktivität hat aber viele andere Aspekte als nur Steuern. Jetzt bestraft der Kanton Schülerinnen und Schüler, dagegen werden wir uns wehren.»

«Nicht auf alle Animositäten Rücksicht nehmen»

Die kantonale Planungs- und Finanzkommission hat zwar den Voranschlag 2014 gutgeheissen, genehmigt jedoch den Aufgaben- und Finanzplan «AFP 2014-2017» nicht. Trotz der geplanten Steuererhöhung um einen Zehntel auf 1,60 Einheiten würden die finanziellen Ziele nicht erreicht, lautet die Begründung für den Entscheid.

Die Kommission schlägt deshalb dem Kantonsrat diverse Sparmassnahmen vor, welche in der Session vom 9. und 10. Dezember besprochen werden sollen. Dabei bleibt kein Departement verschont und obwohl der Idee einer zusätzlichen Ferienwochen in kantonalen Schulen eisiger Wind entgegen weht, stellt sich die Kommission klar hinter diese Idee: Gegenanträge dazu blieben laut Medienmitteilung chancenlos.

Erwin Arnold, Präsident der Planungs- und Finanzkommission stellt dann auch unmissverständlich die Haltung der Kommission klar: «Wir von der Finanzkommission stützen die Haltung der Regierung und handeln als Gewissen des Budgets. Dabei kann man nicht immer auf alle Animositäten Rücksicht nehmen.»

Kreativ gegen unkreative Sparmassnahmen

Da im vergangenen Jahr einige Schulleitungen, unter anderem auch auf Druck der Regierung, restriktive Massnahmen gegen die an der Demonstration teilnehmenden Schüler angedroht haben, zieht das Komitee eine Lehre vom letzten Jahr und reagiert nun mit einem kreativen Ansatz: Nach dem diesjährigen Marsch soll vor dem Regierungsgebäude die Bildung symbolisch begraben werden. Dabei koordiniert das Komitee die Beurlaubungsgesuche für die Schüler: Diese werden mit der Teilnahme an einer Beerdigung begründet. Schliesslich wird, wenn auch nur symbolisch, die Bildung zu Grabe getragen. Der Bewilligung der Marschroute seitens der Stadt Luzern ist in Abklärung. Rihs denkt nicht, dass es dabei Probleme geben wird, «da wie letztes Jahr keine Strassen betroffen sind und der Verkehr somit nicht tangiert wird.»

Natürlich ist die Begründung für einen freien Tag mit der Teilnahme an einer Beerdigung mit einem Augenzwinkern zu verstehen, weshalb das Komitee laut Rosa-Lynn Rihs demnächst das Gespräch mit den Schulleitungen suchen wird. Erwartet werden für die Demonstration etwas weniger als die 1500 Teilnehmer vom letzten Jahr: «Damals hatten wir mehr Vorlaufzeit, jetzt ist alles sehr kurzfristig.» Zudem stellt sich Rihs die Frage, ob sich alle Schüler bewusst sind, was diese zusätzliche Ferienwoche eigentlich bedeutet: «Es sind keine Ferien, es sind Zwangsferien. Der Stoff bleibt derselbe und muss schliesslich zu Hause alleine aufgearbeitet werden.» Dafür erhofft sie sich mehr Unterstützung durch die Lehrerschaft: «Diese sind im Gegensatz zum letzten Jahr ausnahmslos direkt betroffen und spüren die angedachte Sparmassnahme am eigenen Leibe.»

Bis der Kantonsrat die umstrittene Sparmassnahme in der Session anfangs Dezember bespricht, wird sie wohl noch für manche Schlagzeile und viel Diskussionsstoff sorgen. Etwas kann jetzt schon festgehalten werden: Die Schülerschaft des Kantons Luzern will die Bildung begraben. Das Vertrauen in die Politik und auch in die Bildung hat erneut stark gelitten.

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