Im Magdi Luzern werden die Lampen gefüllt

Schräge Lichter namens Rapfunzel, Lichterstress und «scheintot»

Carlos Eichmann betreibt das Restaurant St. Magdalena in der Eisengasse. Hier herrscht die nächsten Woche «Lichterstress».

 

(Bild: Christine Weber)

Im Restaurant St. Magdalena blinken, strahlen und blitzen die verrücktesten Lichter weit und breit. Die Enthüllung der 30 schrägen Lampen brachte Erstaunliches zutage: Löwenköpfe, Rösslispiele, Raketen und andere wilde Sachen. Das bringt die nächsten Wochen schräges Licht in die dunkle Zeit. Jedenfalls in der Eisengasse.

Gerade noch hingen sie als Weihnachtspäckli verpackt in der Bar herum – und schwups!, wird von den Helfern das Geschenkpapier entfernt. Die Bescherung ist enthüllt. Zum Vorschein kommen skurrile und liebevoll ausgestaltete Objekte. Am Donnerstag wurde die «Magdalumière» eröffnet und damit auch die 30 Lichtobjekte enthüllt, die von Magdi-Gästen erschaffen wurden. Und dies mit viel Phantasie, verrückten Ideen und Fleiss.

Trump wird auf den Mond geschickt

Im weitesten Sinne sind es Lampen und Leuchten, die in der Bar und im Restaurant an den Wänden und Decken hängen. Ist das ein Igel mit Stacheln aus leuchtenden Trinkhalmen? Und auf dem Tresen steht ein Hügel mit einer leuchtenden Burg und allem Drum und Dran drauf. Über den Köpfen der Gäste baumelt ein Rösslispiel mit Kerzlein drauf und auch Donald Trump hat sein Plätzchen: Er leuchtet aus einer Rakete und wird symbolisch auf den Mond geschickt. Poetischer kommt die Frosch-Leuchte daher, die Heinz Pal gemacht hat: Friedlich baumeln die Tierchen am ausgefransten Lampenschirm. 

Ein verspieltes Licht mit schlichter Bezeichnung: Frog. Gefertigt ist die Lampe von Heinz Pal.

Ein verspieltes Licht mit schlichter Bezeichnung: Frog. Gefertigt ist die Lampe von Heinz Pal.

(Bild: Christine Weber)

Rasante Wortspielereien des falschen Priesters

Am Donnerstag ging die Vernissage von «Magdalumière» im Magdi über die Bühne. Proppenvoll ist es in der kleinen Bar, kein Wunder: Schliesslich haben viele der Stammgäste mitgemacht und wollen jetzt die Erleuchtung ihrer Werke sehen. Und sich über den Wortwitz bei der Ansprache amüsieren – denn auch das gehört zur Tradition. Die Ansprache wird jedes Jahr von Autor MC Graeff gehalten und sie hat es jedes Jahr in sich: Bissig, ironisch, witzig und klug sind die gesprochenen Worte. Kurz: ein wiederkehrender Lichtblick.

«Go to hell, du liebe Welt! Aber hier im Magdi ist es hell!»
MC Graeff, Moderator der Enthüllung

Diesmal hat sich Graeff in einen Priester verwandelt und philosophiert ironisch über die Schrecken der Welt. Zum Glück gibt es das Magdi: ein Lichtblick und tröstender Ort. «Go to hell, du liebe Welt! Aber hier im Magdi ist es hell!», ruft MC Graeff und geizt nicht mit deftigen Sprüchen und Metaphern. Dank den Leuchtereien, die bis zur Fasnacht zu sehen sind, gilt für die Gäste im Magdi gemäss Ansage von MC Graeff das Motto «Schöner Weinen im Magdi!». Wie und wo wir uns genau befinden – nämlich am A… und mehr sei mit geschriebenen Worten nicht gesagt –  erläutert Graeff im folgenden Filmausschnitt:

30 Lichtobjekte sind zu sehen und jedes von ihnen ist skurril, schräg, phantasievoll oder absurd. Und jedes Werk hat seinen Namen. «Meine Favoriten heissen ‹Rapfunzel›, ‹Lichterstress› und ‹scheintot›!», stellt MC Graeff fest und erntet Beifall. Apropos scheintot: Nicht nur die Namen, sondern auch einige der Objekte spielen mehr oder weniger direkt auf das Trinkverhalten oder das Leben in der Bar. Etwa das unförmige Gebilde aus Korkzapfen oder der Pfeifenkopf, der aus dem geöffneten Deckel leuchtet.

Das Leuchtobjekt aus Korken steht selbstverständlich auf dem Tresen.

Das Leuchtobjekt aus Korken steht selbstverständlich auf dem Tresen.

(Bild: Christine Weber)

Die «Magdalumière» findet zum achten Mal statt. Mitmachen können alle, die Lust haben, etwas zu gestalten. Die Ausstellung ist weder kuratiert noch gibt es eine Jury oder ein Thema. Die einzigen Kriterien für die Leuchten und Lampen sind: Es werden nur Objekte angenommen, die selbst gemacht sind und auf irgendeine Art Licht abgeben.

«Auch dieses Jahr scheiterten einige an den Stromkreisen und Schaltapparaten und mussten aufgeben.»
Ruedi Zimmermann

Das tönt einfach, ist es aber nicht. «Längst nicht alle schaffen es, eine funktionierende Lichtquelle herzustellen», sagt Barmann Ruedi Zimmermann. «Auch dieses Jahr scheiterten einige an den Stromkreisen und Schaltapparaten und mussten aufgeben.» Damit es funktioniert, ist teilweise ein intensiver Kabelsalat nötig, wie die Rückseite dieser Löwenkopf-Lampe zeigt:

Damit die Augen auf der Vorderseite leuchten, braucht es auf der Rückseite einen Kabelsalat.

Damit die Augen auf der Vorderseite leuchten, braucht es auf der Rückseite einen Kabelsalat.

(Bild: Christine Weber)

Jedes Jahr zum letzten Mal

Ruedi Zimmermann hat die witzige Ausstellung zusammen mit dem Künstler Theo Schärer ins Leben gerufen, seither ziehen sie die Lumière mit einer engagierten Crew durch. «Dieses Jahr garantiert zum letzten Mal! Das sagen wir allerdings jedes Mal», lachen sie. Zu tun gibt es nämlich einiges: Die Teilnehmer bringen ihre Objekte ins Magdi. Dort werden sie mit viel Fingerspitzengefühl an ein passendes Plätzchen gehängt oder geschraubt. Zwar lautet die Devise, dass alle selber eine Hängevorrichtung an ihren jeweiligen Objekten anbringen. Aber nicht immer ist sie auf Anhieb tauglich. Dann heisst es: schrübele, bohren und hämmern.

Theo Schärer und Ruedi Zimmermann suchen nach Lösungen, um die Objekte aufzuängen.

Theo Schärer und Ruedi Zimmermann suchen nach Lösungen, um die Objekte aufzuhängen.

(Bild: Christine Weber)

Ist dann jedes Licht an seinem Platz, werden die Gebilde wieder mit Geschenkpapier verpackt bis zur Enthüllung an der Vernissage. Einen Anspruch an Kunst gibt es nicht, entsprechend bunt gemischt sind Qualität und Erscheinungsbild der rund 35 Lichter, die jetzt herumhängen und stehen.

«Manche Leute guetzlen gerne, andere basteln etwas Schräges. Jedem das Seine.»
Theo Schärer, Mit-Initiator Magdilumière

«Es machen Hobby-Bastler genauso mit wie Künstlerinnen oder Topdesigner. Dieser Mix macht die Sache eben gerade aus», sagen die Initianten. Im Vordergrund steht die Freude am Tüfteln und dem Aushecken von phantasievollen und schrägen Ideen. «Manche Leute guetzlen gerne, andere basteln etwas Schräges. Jedem das Seine», sagt Schärer.

Kerzen mit Schneckenhaus und Puppenkopf statt Dochten.

Kerzen mit Schneckenhaus und Puppenkopf statt Dochten.

(Bild: Christine Weber)

Wer mal angebissen hat, ist fast immer auch beim nächsten Mal dabei. «Ich mache jedes Jahr mit. Es ist einfach eine ‹gluschtige› Sache», sagt zum Beispiel Lisa Schärer. «Für die Ideenfindung wühle ich mich durch meinen Fundus von Sachen, die sich angehäuft haben. Und manchmal habe ich auch eine Schnellschussidee.» Dieses Jahr hat sie eine alte Nachttischlampe der Grossmutter aufgemöbelt und zum Leuchten gebracht. Bei den Vorbereitungen packt auch Manon Waser mit an. Gerade setzt sie die Kerzen auf das Rösslispiel, das über ihrem Kopf von der Diele baumelt.

Die guten, alten Kerzli brennen garantiert auch ohne Steckdose.

Die guten, alten Kerzli brennen garantiert auch ohne Steckdose.

(Bild: Christine Weber)

«Diesmal habe ich selber nichts gebastelt, es fehlte an Zeit», sagt sie. Dafür ist ihr Werk vom letzten Jahr in bester Erinnerung: Sie brachte eine Porzellan-Kaffeetasse von innen zum Leuchten, sodass man sich zu Tisch bei Grossmutter oder Alice im Wunderland wähnte.

«Die Kaufpreise bewegen sich zwischen zwei Gläsern Wein und 2000 Franken.»
Ruedi Zimmermann

Verkaufen wollte Manon Waser das schöne Teil allerdings nicht. Das ist die Ausnahme, denn fast alle Lichter, Lampen und schrägen Gebilde finden hier ihre Abnehmer. «Die Kaufpreise bewegen sich zwischen zwei Gläsern Wein und 2000 Franken», sagt Ruedi Zimmermann, der selbst auch zu den Tüftlern gehört. Dieses Jahr hat er ein Uhrwerk mit filigranem Gestänge gemacht. In Gang gesetzt wird das Teil durch eine Gummiente, die unten dran baumelt. Und logischerweise leuchtet.

Durch diese Brille sieht man garantiert sauber: Es ist eine Bodenbürste.

Durch diese Brille sieht man garantiert sauber: Es ist eine Bodenbürste.

(Bild: Christine Weber)

Die Ausstellung Lumière dauert bis zur Fasnacht und kann während der Öffnungszeiten von Bar und Restaurant angeschaut werden.

Hier gibt es mehr Leuchtobjekte und Eindrücke von der Lumière im Magdi zu sehen:

 

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