Saisonstart beim Zuger Veloverleih

Schnapp dir ein Velo – wenn du noch eins findest

Das wird es ab nächstem Jahr in dieser Form in Zug und in Cham nicht mehr geben: Den Gratis-Veloverleih. Neue Konzepte werden gerade erarbeitet.

(Bild: mbe.)

Seit der Auffahrt läuft es rund im Gratis-Veloverleih beim Bahnhof Zug. Ausflügler und Einheimische schwingen sich auf die begehrten Zweiräder. Wie erfolgreich ist das Angebot, und wo findet man am ehesten noch ein Velo, wenn es in Zug keines mehr hat?

Am verregneten 1. Mai startete die Saison des Gratis-Veloverleihs. Niemand kam, logisch. Doch seit Donnerstag gibt es einen regelrechten Run auf die Fahrräder beim Bahnhof Zug. Ein Augenschein vor Ort. Daniel, ein 21-jähriger Eritreer, führt am Freitag die Ausleihe. «Heute habe ich viel Arbeit», sagt er. Ein älterer Herr will ein Velo ausleihen. Er müsse damit nach Baar fahren. Ist er ein regelmässiger Kunde? «Nein, es ist das erste Mal. Ich habe von Bekannten von diesem Angebot gehört.»

Er erkundigt sich, wie das Ganze funktioniert. Man muss ein amtliches Dokument wie die ID oder den Pass als Sicherheit deponieren. Ausserdem muss man ein Formular mit den Ausleihbedingungen ausfüllen und unterschreiben. Ausleiher Daniel heftet die ID ans Formular, das in die Schublade kommt, dann bekommt der Kunde den Schlüssel ausgehändigt. «Nummer 3», sagt er noch. Und «7 Uhr». Dann müssen alle Velos spätestens zurück sein. Der ältere Herr pedalt alsbald los.

Die Köche Tino und Fabio arbeiten im Restaurant Schiff in Zug. «Mein Kollege hat mir den Verleih empfohlen», sagt Fabio (r.), der in Arth-Goldau wohnt. Er leiht sich in der Zimmerstunde ein Velo aus, um damit mit Tino nach Baar zu fahren.

Die Köche Tino und Fabio arbeiten im Restaurant Schiff in Zug. «Mein Kollege hat mir den Verleih empfohlen», sagt Fabio (r.), der in Arth-Goldau wohnt. Er leiht sich in der Zimmerstunde ein Velo aus, um damit mit Tino nach Baar zu fahren.

(Bild: mbe.)

Benutzt werden die Bikes einerseits von Touristen und Ausflüglern. «Doch auch viele Einheimische nutzen das kostenlose Angebot. Sie kommen mit dem Bus in die Stadt und leihen sich dann ein Velo aus. Denn man ist viel schneller irgendwo mit dem Zweirad», sagt Esther Staub, Leiterin HALLE 44 vom Verein für Arbeitsmarktmassnahmen (VAM). Zusammen mit GGZ Work Recycling bietet der VAM diese Dienstleistung an (siehe Kasten unten).

Wo kann ich mir ein Gratisvelo schnappen?

Der Verleihbus des Vereins für Arbeitsmarktmassnahmen in Zug befindet sich auf dem Parkplatz Dammstrasse West beim Bahnhof Zug. In Cham findet man die Ausleihe beim Bahnhof vis-à-vis des Kioskes. Der Gratis-Veloverleih der Gemeinde Baar liegt im Dorfzentrum, an der Dorfstrasse 5a. Die Ausleihe in Zug hat 23 Fahrräder zur Verfügung, in Cham sind es 18 und in Baar 16, se haben unterschiedliche Farben (orange, grün und dunkel).

Die Öffnungszeiten: In Zug und Cham ist die Ausleihe im Mai, Juni, September und Oktober von 9 bis 19 Uhr offen; im Juli und August kann bis 21 Uhr kostenlos Velos ausleihen. In Baar hat der Veloverleih die ganze Saison, das heisst von Mai bis Oktober, von 9 bis 19 Uhr offen. Reservieren kann man die Velos nicht, «first come, first served ...».

Auch Schüler leihen laut Staub Fahrräder aus, um über Mittag ein wenig frische Luft zu schnappen. «Wir haben auch immer wieder Gruppen», sagt sie. Ein Nachteil für diese sei, dass man nicht reservieren kann. «Die Administration wäre zu aufwändig.» Das wiederum ist ein Vorteil für alle anderen Interessierten. Denn die Velos sind begehrt.

In Cham weniger los

Während man sich in Zug sputen muss, um sich eines der begehrten Bikes zu schnappen, hat man in Cham oft eher Glück. Dort stehen erfahrungsgemäss auch am Nachmittag noch genügend Bikes zur Verfügung. Und Cham ist ein guter Ausgangsort für eine Tour um den Zugersee oder in Richtung Reussebene.

Der Veloverleih der Stadt Zug ist der Begehrteste. 2015 war ein Rekordjahr: 4048 Velos wurden in der letzten Saison ausgeliehen. 2014 waren es 3746 Velos und im Jahr davor 3221. Die Nachfrage ist also stark gestiegen. Ein möglicher Grund: «Das schöne Sommerwetter hat dazu beigetragen: Im Juli und August erreichten die Zahlen trotz sehr heissen Temperaturen den Höchststand», sagt Staub. Sie weist darauf hin, dass die Nachfrage stark wetterabhängig sei.

Wer die Sache unterstützen will, kann einen Batzen ins Trinkgeldkässeli geben. Es gibt ausserdem in allen drei Standortgemeinden die Möglichkeit für Firmen, ein Velo zu sponsern. Sie erhalten dann Werbung auf einer Tafel, die am Velo oder am Korb befestigt wird.

Velos gehören dem VAM, den Betrieb organisiert die GGZ

Der Verein VAM stellt laut Esther Staub die Infrastruktur, also die Velos, in Zug und Cham kostenlos zur Verfügung. Als Ausleihstationen dienen ausrangierte ZVB-Anhänger. «In der Wintersaison werden die Velos in der Reparaturwerkstatt in der Halle 44 in Baar wieder in Schuss gesetzt.» «Alle paar Jahre kaufen wir bei Zuger Velohändlern neue Velos», sagt Staub. Es sind alles Damenvelos. Baar ist ein Spezialfall: Der Gratis-Veloverleih und seine Velos gehören der Gemeinde. Repariert werden sie von GGZ@work.

Betrieben werden alle drei Velostationen von GGZ@work. In der Ausleihe arbeiten zumeist ausgesteuerte Personen, aber auch Asylbewerber, es ist ein Beschäftigungsprogramm. Sie erhalten auf diese Weise eine Tagesstruktur. Dies ist wichtig, damit die Personen wieder im ersten Arbeitsmarkt Fuss fassen können. In Zug arbeitet die Ausleihe in zwei Schichten, morgens und abends ist jeweils eine Person beschäftigt.

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