Im alten Kantonsspital bleibt Vereinslokal leer

Schluss mit entspanntem Brunchen bei den Türken am Zugersee

Burak Müsellim: «Mit dem Türkischen Verein geht es weiter – einfach an einem andern Ort.»

(Bild: montage mam)

Das Areal des früheren Kantonsspitals in Zug wird zwischengenutzt, bis Neubaupläne spruchreif sind. Eine der schönsten Ecken steht bald leer, denn die türkischen Mieter des früheren Peronalrestaurants packen ihre Siebensachen. Eine weitere Nutzung ist nicht vorgesehen, obwohl Räumlichkeiten für Vereine in Zug Mangelware sind.

Nein, den Sonntags-Brunch gebe es vorläufig nicht mehr, sagt Burak Müsellim, der Präsident des Türkischen Vereins Zug. Man habe bereits zusammengeräumt. Tatsächlich ist die Infotafel an der Artherstrasse in Zug seit einigen Tagen verschwunden.

«Wir wussten, dass der Mietvertrag eine Zwischenlösung ist.»

Burak Müsellim, Präsident Türkischer Verein Zug

Sie hatte den Weg gewiesen zum ehemaligen Personalrestaurant des alten Kantonsspitals, wo der Türkische Verein in allerbester Aussichtslage über dem Zugerseeufer einquartiert ist. Und seit Jahren ein sonntagmorgendliches Frühstücksbuffet anbot, das weit über die türkische Gemeinde hinaus bekannt war.

Hilfe bei Lokalsuche

Doch der Türkische Verein hat per Ende Oktober den Mietvertrag gekündigt. «Nach einigen Sitzungen mit Vereinsmitgliedern und einer intern gewählten Kommission, haben wir uns entschieden, den Mietvertrag zu beenden», sagt Burak Müsellim. «Wir wussten, dass er nur eine Zwischenlösung ist.»

Den Kanton Zug lobt er über den grünen Klee. Der habe dem Türkischen Verein Zug schon einmal geholfen, als der Kulturverein vor rund einem Jahrzehnt aus seinem Vereinslokal in der Nähe des Eishockeystadions ausziehen musste, als dort ein Neubauprojekt realisiert wurde. Damals habe man dank der Vermittlung der öffentlichen Verwaltung eine neue Lokalität erhalten.

Vereinslokal muss erschwinglich sein

Nun geht die Suche wieder von vorne los. Räumlichkeiten gebe es im Kanton Zug zwar genug. Doch seien sie normalerweise hochpreisig. «Ein Kulturverein hat bei diesen Mieten Mühe», sagt er.

Altes Kantonsspital Zug, Terrasse des früheren Personalrestaurants.

Geräumt: Personalrestaurant im ehemaligen Kantonsspital, wo jahrelang der Türkische Verein Zug wirtete.

(Bild: mam)

Doch eigentlich war der Türkische Verein gar nicht beim Kanton eingemietet, der das alte Spital besitzt. Vermieterin war die Stadt Zug, die sich ihrerseits beim Kanton Zug eingemietet hatte. Das Areal gab sie an Untermieter weiter.

Serben bleiben noch

Neben dem Türkischen Verein Zug hat so auch der Serbische Kulturklub Zug ein Heim erhalten – zumindest  bis im Sommer des kommenden Jahres. Dann sollen die Provisorien der in der Hofstrasse ansässigen Einrichtungen ins alte Kantonsspital gezügelt werden, während die dortige Shedhalle umgebaut wird.

Im Unterschied zum Türkischen Verein, dessen Lokal bereits leer steht, kann der serbische Kulturklub Untermieter der Stadt Zug bleiben. Denn wie Regula Kaiser, die für die Stadtentwicklung tätig ist, sagt, sind Räumlichkeiten für Vereine in der Stadt Zug an sich Mangelware.

Wirtschaftliche Schwierigkeiten

Die Stadt versuche zwar im Rahmen ihrer Möglichkeiten, Zuger Vereine – einheimische und «ausländische» – zu unterstützen. Aber man sehe sich ausserstande, «allen Vereinen, die am Suchen sind, kurzfristig Räume anbieten zu können».

«Der Türkische Verein Zug hat jahrelang wichtige und starke Integrationsarbeit geleistet.»

Regula Kaiser, Stadtentwicklung Zug

Wie zentralplus weiss, sind es wirtschaftliche Gründe, welche den Türkischen Verein Zug in Schwierigkeiten gebracht haben. Zitierfähige Aussagen gibt es dazu keine, doch bei der Recherche zu diesem Artikel fällt immer wieder der Hinweis darauf, dass das ehemalige Personalrestaurant im alten Kantonsspital für einen kleinen Verein relativ gross und teuer zu mieten sei.

Auch wird auf den Leitfaden verwiesen, den die Stadt Zug zur Unterstützung von Vereinen herausgegeben hat. Der verlangt von ihnen: «Es muss ein wirtschaftlicher Umgang mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen gepflegt und nachgewiesen werden.»

Freiwilliges Engagement schwer zu finden

Burak Müsellim, der Präsident des Türkischen Vereins Zug, sagt, es gebe immer weniger Freiwillige, die ein Angebot auf die Beine stellen wollten. Immer mehr Leute würden nur noch konsumieren wollen. Dies bestätigt auch Regula Kaiser von der Zuger Stadtentwicklung: «Ein Restaurant zu betreiben, so, wie das der Türkische Verein und das Centro Español über Jahre gemacht haben, braucht enorm viel Zeit und Einsatz.»

Auch wenn der Türkischen Verein Zug das Lokal gekündigt hat, hat sie ihm die Liebe nicht entzogen. «Der Türkische Verein hat jahrelang wichtige und starke Integrationsarbeit geleistet und die türkische Kultur vielen Zugerinnen und Zugern nahegebracht», sagt Kaiser. Verschiedene Abteilungen der Stadt ständen mit seinem Vorstand im Austausch, um Lösungen zu suchen. Dabei wird selbst ein anderweitiger Verbleib im alten Kantosspital nicht ausgeschlossen.

Zentrumsnähe gesucht

Dem Kulturverein scheint die Kraft ausgegangen zu sein. «Dies ist ein normales Phänomen, das immer wieder vorkommt, wenn sich Gruppen jahrelang freiwillig sehr stark engagieren», sagt Kaiser. Deshalb müsse darüber nachgedacht werden, welche Tätigkeiten für den Verein am wichtigsten sind und was er in Zukunft machen möchte.

Müsellim selbst lässt keinen Zweifel offen: «Mit dem Türkischen Verein Zug geht’s weiter – eventuell an einem andern Standort.» Und der soll, wenn möglich, zentraler gelegen sein als das alte, etwas abgelegene Kantonsspital im Süden der Stadt.

Auch Spanier wurden nicht glücklich

Und das Restaurant mit Blick auf den Sonnenuntergang über dem Lindenberg? Es bleibt leer, wie es aussieht. Ein erstaunlicher Vorgang, wo doch Vereinslokalitäten in Zug laut Regula Kaiser Mangelware sind.

Der vorübergehende Co-Mieter, das Centro Español Zug, dessen Vereinslokal vor Jahresfrist abgebrannt war, und das deshalb über den Winter Unterschlupf beim Türkischen Verein im alten Kantonsspital gefunden hatte, ist bekanntlich vor über einem halben Jahr ausgezogen.

Präsident Antonio Rodriguez sagt im Gespräch, dass der Standort seine Tücken habe, etwa, was die Zugänglichkeit des wunderschön gelegenen Restaurants  betreffe. «Für uns war schnell klar, dass der Ort nicht so funktioniert, wie wir uns das vorgestellt hatten.» Weswegen die Spanier weiter auf die Fertigstellung ihres neues Lokals am Choller warten – und sich so lange für interne Anlässe in öffentlichen Lokalitäten einmieten. 

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Frapedi
    Frapedi, 18.12.2018, 20:34 Uhr

    Sie schreiben: «…… die türkischen Mieter des früheren Peronalrestaurants packen ihre sieben Sachen.»
    Lesen Sie mal hier: https://www.korrekturen.de/beliebte_fehler/sieben_sachen.shtml

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