Kommunikationsagentur mit fragwürdiger Analyse

Schlechte Bewertung in den sozialen Medien lässt EVZ kalt

Der EV Zug zeigt sich auf den sozialen Medien durchaus aktiv.

(Bild: Montage les)

Der Playoff-Halbfinalist EV Zug setzt auf Digitalisierung und gilt in der Liga als führend. Doch eine Zürcher Kommunikationsagentur setzt ihn für seine Aktivitäten auf den sozialen Medien in der abgelaufenen Qualifikation auf den letzten Platz. Wie ist das möglich?

Als Patrick Lengwiler, der CEO der Zuger, jüngst auf einen Artikel des «Tagesanzeigers» aufmerksam gemacht wurde, weckte das sein Interesse. «Wir lernen gerne», sagte er und ergänzte: «Aber ich lasse erst mal die Studie besorgen, setze mich mit den Parametern auseinander und gebe dann gerne Auskunft.»

Worum es ging? Im erwähnten Artikel mit dem Titel «Ambri ist Meister!» untersuchte eine Zürcher Kommunikationsagentur die Auftritte der zwölf National-League-Klubs auf Facebook und Instagram für eine Analyse. Dabei wurden das Wachstum und die Interaktionsraten (Likes, Kommentare, Shares) in der Qualifikation sowie die Community-Grösse vor Playoff-Beginn in einem «Social Media Score» zusammengefasst.

Resultat: Ambri hat vor den SCL Tigers am besten abgeschnitten. Am anderen Ende der Tabelle: der EV Zug. Zusammen mit den ZSC Lions, Fribourg und Servette hätte er auf den sozialen Medien das Playoff verpasst. Die Realität wird Lengwiler & Co. bedeutend lieber sein: Gewinnt der EVZ am Donnerstag (20 Uhr) sein drittes Heimspiel der Halbfinalserie gegen Lausanne, steht er als erstes Team im Playoff-Final.

Wie man sich auf den sozialen Medien abhebt

Aber was haben die Dorfklubs so viel besser gemacht als der EV Zug? Im Artikel wird das Video des HC Ambri-Piotta erwähnt, in dem die Tessiner im Januar die Vertragsverlängerung von fünf seiner Spieler bekannt gibt. Dabei holt der Tscheche Jiri Novotny die Schlafmützen Dominic Zwerger und Marco Müller zu Hause für die Vertragsunterschrift ab. Zum Ende des 90 Sekunden dauernden Videos läuft das Quintett mit einem Trikot in die Valascia ein, auf dem die Jahreszahl des Ablaufs ihres neuen Vertrages steht.

Hier das Video von Ambri über die Vertragsverlängerungen:


 

So hebe man sich auf den sozialen Medien ab, sagt ein Mitarbeiter der Kommunikationsagentur. Man müsse eine Geschichte um den Sport herum erzählen. Bloss Aufstellung, Resultat und Interviews reiche heute nicht mehr.

Die überraschende Wendung

Tönt alles nachvollziehbar. Dennoch nimmt die Geschichte eine überraschende Wendung. Denn Lengwiler brauchte seine Hirnzellen nicht einmal anzustrengen, um zum Schluss zu gelangen: «Diese Analyse ist ohne Hand und Fuss.»

«Uns wurde mitgeteilt, dass es keine Zahlen und schon gar keine Studie gebe.»

Patrick Lengwiler, CEO des EV Zug

Die klubeigene Medienverantwortliche kontaktierte die Zürcher Kommunikationsfirma, um die Studie mit den Zahlen zu bekommen. «Uns wurde mitgeteilt, dass es keine Zahlen und schon gar keine Studie gebe. Bei der Untersuchung habe es sich um eine Analyse gehandelt», erzählt Lengwiler. «In der Folge entwickelte sich eine Art Verkaufsgespräch, in dem uns angeboten wurde, unseren Auftritt auf den sozialen Medien zu begutachten.» Aber darauf könne der EVZ getrost verzichten.

Lengwiler empfindet die Aktivitäten seines Vereins auf den sozialen Medien gewiss nicht als ungenügend. Er verweist auf den letzten Dezember, als die Qualifikation noch voll im Gang war: «Wenn ich an unseren letzten interaktiven Adventskalender denke, so haben wir gute Feedbacks und viele Likes bekommen.»

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