Velotunnel light unter dem Luzerner Bahnhof

Schieben statt fahren: Ein Velotunnel, der kein richtiger ist

Der alte Posttunnel verbindet bereits die Personenunterführung mit der Velostation.

 

(Bild: giw)

Velofahrer in der Stadt Luzern sehnen sich bereits seit Jahren danach: ein befahrbarer Tunnel unter dem Gleisfeld hindurch. Am Donnerstag nun präsentierte der Luzerner Stadtrat seine Pläne. Obwohl dessen Projekt Erleichterung verschafft, wirklich glücklich dürften die Luzerner Biker damit nicht werden.

Der Bahnhof Luzern ist für Velofahrer ein Horror: Der Bahnhofplatz ist gefährlich, Parkplätze sind notorisch Mangelware und die Querung der Gleise auf der Achse Hirschmattquartier–Universität ist immer eine umständliche und unangenehme Sache.

Abhilfe soll ein durchgehender Velotunnel ab der Zentralstrasse unter den Gleisen hindurch bis zur bestehenden Velorampe hinauf zur Velostation bei der Uni schaffen. Ausserdem sind rund 1’000 neue unterirdische Veloparkplätze vorgesehen. Das sieht der Antrag des Stadtrates vor, über den das Stadtparlament befinden muss. Er beantragt im Rahmen des Vorprojekts einen Planungskredit von 410’000 Franken.

Die Stadtregierung rechnet zusätzlich mit rund 2,2 Millionen Franken für das Bauprojekt, vorgesehen ist die Umsetzung ab 2020. In der Zwischenphase werden für rund 250’000 Franken ab 2018 bereits 450 unterirdische Parkplätze geschaffen und die Wendeltreppe an der Zentralstrasse mit Schieberillen ausgestattet.

Mit dem Gesamtprojekt «Velotunnel Bahnhof» wird in der Stadt Luzern eine weitere Lücke im Radnetz geschlossen: Die im Frühling offiziell eingeweihte Veloachse «Freigleis» und das geplante Verbindungsstück um den Bundesplatz werden um den Velotunnel unter den Gleisen erweitert (zentralplus berichtete).

Wendeltreppe verschwindet

Doch so wirklich schnell und ohne Unterbruch, wie sich die Freunde des Drahtesels die Unterquerung des Bahnhofs vielleicht vorgestellt haben, wird es nicht. Zwar verschwindet die für Velofahrer unzweckmässige Wendeltreppe an der Verzweigung zur Habsburgerstrasse. Doch an ihrer statt gibt es keinen Zugang mit leichter Neigung, sondern nur eine Schieberampe mit einer Breite von einem Meter. Das heisst also absteigen und stossen. Eine befahrbare Rampe würde weitere drei Millionen kosten, folgt man den Schätzungen des Stadtrates im Antrag an das Parlament.

Um den Zugang für Velofahrer zum Tunnel zu erleichtern, wird weiter eine Abbiegespur auf der Zentralstrasse eingerichtet. Ausserdem wird ein velogängiger Lift gebaut. Die Unterführung der Zentralstrasse müssen sich Velofahrer und Fussgänger teilen.

Stossen respektive tragen statt fahren: Das gilt auch weiterhin am Zugang der Velostation zum alten Posttunnel.

Stossen respektive tragen statt fahren: Das gilt auch weiterhin am Zugang der Velostation zum alten Posttunnel.

(Bild: giw)

Fahren oder schieben?

Anschliessend ist unter den Gleisen die Öffnung des rund sechs Meter breiten Posttunnels parallel zur bestehenden Fussgängerunterführung projektiert. Geplant ist, dass die Fussgänger wie bisher ungestört in der bestehenden, durchgehenden Personenunterführung aus dem Jahr 1986 zu den Gleisen gelangen können. Die Fahrräder erreichen ihr Ziel auf der anderen Seite des Bahnhofs durch den alten Posttunnel zum Aufgang der Velostation.

Ein Teil des Posttunnels wurde bereits 2013 geöffnet, es ist das Teilstück, das die Velostation mit den Gleisen unterirdisch verbindet. Einen Eindruck des Ausmasses dieses zukünftigen Tunnels kann man also bereits heute gewinnen.

Ob die Velobesitzer im Posttunnel fahren oder nur schieben dürfen, wird im Rahmen der Planungsphase geklärt. Zwar sind sechs Meter Breite komfortabel, doch den Platz müssen sie sich mit den 1’000 geplanten Parkplätzen teilen, die hier im Rahmen des Projekts eingerichtet werden sollen. Sie dienen als Kompensation für die rund 90 Parkplätze, welche im Rahmen von Umbauarbeiten der SBB auf der Ostseite des Bahnhofs 2014 weggefallen sind.

Mit dem Durchgangsbahnhof ist Schluss

Damit hat sich der Stadtrat für eine Minimalvariante entschieden. Weitergehende Pläne werden nicht weiter verfolgt: etwa eine befahrbare Rampe und ein verbreiterter Zugang für den Veloverkehr unter der Zentralstrasse oder eine Umwandlung der bestehenden Schieberampe in eine befahrbare Rampe bei der Velostation. Ebenfalls zurückgestellt wird eine direkte Zufahrt zur Velostation hinter der Uni hindurch, über die Abstellgleise und zum Inseliquai.

Insgesamt würde das alles 7,6 Millionen Franken kosten. Das ist dem Stadtrat zu teuer in Anbetracht der kurzen Nutzungsdauer des Tunnels. Denn mit dem Bau des Durchgangsbahnhofes müsste der Velotunnel aufgegeben werden, die Verteilebene für die unterirdischen Gleise würde den bestehenden Korridor zerschneiden. Doch wann und ob das Grossprojekt überhaupt zustande kommt, ist weiterhin sehr unsicher (zentralplus berichtete).

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Martin Zaugg
    Martin Zaugg, 18.08.2017, 16:00 Uhr

    Überrissene Planungskosten
    Bei geschätzten Baukosten von 2,2 Mio Fr. scheinen mir Planungskosten von Fr. 410’000.- etwas hoch, denn diese würden immerhin 18,6 % der Bausumme ausmachen. Mit diesem Betrag können 4 – 5 Mitarbeiter ein Jahr lang planen. Schlussendlich kostet jeder der 1000 Velostellplätzen Fr. 2610.-

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