FC Luzern steht vor europäischem Abenteuer

Sassuolo-Coach fürchtet sich vor FCL-Flanken

Der FCL braucht in der Europa-League-Qualifikation gegen den US Sassuolo zwei Topleistungen. Andernfalls ist das Abenteuer Europa ganz schnell beendet. Trainer Babbel erlebte als Spieler selbst europäische Erfolge, doch das Fotoalbum lässt er lieber im Schrank. Und Sassuolo freut sich auf eine Premiere im italienischen Fussball.

Für den FC Luzern steht diesen Donnerstag das Europa-League-Qualifkations-Hinspiel gegen den US Sassuolo auf dem Programm. Das Ticket für dieses Qualispiel löste der FCL mit einem fulminanten Schlussspurt und dem dritten Tabellenrang in der vergangenen Saison. Die Italiener beendeten ihrerseits die Meisterschaft mit dem sechsten Platz und liessen namhafte Teams wie AC Milan oder Lazio Rom hinter sich.

Update: Diesen Mittwoch um 18 Uhr fand auch eine Pressekonferenz des US Sassuolo statt. Was der FCL bereits am Mittag zum Spiel sagte, lesen Sie weiter unten.

Der US Sassuolo steckt mitten in der Saisonvorbereitung. Trainer Eusebio di Francesco sagt zum bevorstehenden Spiel in Luzern: «Wir werden mit viel Leidenschaft und Engagement ans Werk gehen. Ich kenne meine Mannschaft und bin sehr beruhigt.» Di Francesco hebt die Wichtigkeit des Spiels hervor. Um den FCL besser kennenzulernen, habe der italienische Verein Scouts in die Schweiz geschickt. Di Francesco selbst kennt die Luzerner nur von Analysevideos. Er habe sich aber ein gutes Bild machen können.

«Wir hätten uns einen anderen Gegner erwünscht.»

Captain Francesco Magnanelli

Di Francesco macht einen sehr selbstsicheren Eindruck. Und er hat einen genauen Plan, wie er gegen den FCL spielen will. «Wir wollen Ballbesitz und dem Gegner unser Spiel aufzwingen.» Zu verhindern sei, dass der FCL über die Flügel angreifen könne und mittels Flanken zum Abschluss komme. Wie es Fussballtrainer so machen, redet auch der Italiener den Gegner stark. «Der FCL ist eine gute Mannschaft.»

2. Pressekonferenz: Von links der technische Leiter Nachwuchs des FCL und Übersetzer Genesio Colatrella, Sassuolo-Trainer Eusebio Di Francesco und Sassuolo-Captain Francesco Magnanelli.

2. Pressekonferenz: Von links der technische Leiter Nachwuchs des FCL und Übersetzer Genesio Colatrella, Sassuolo-Trainer Eusebio Di Francesco und Sassuolo-Captain Francesco Magnanelli.

Sassuolo lehnt Favoritenrolle ab

Ins gleiche Horn stösst Captain Francesco Magnanelli, als er auf die Favoritenrolle angesprochen wird: «Wer in der Schweizer Liga Dritter wird, kann Fussball spielen. Wir hätten uns einen anderen Gegner erwünscht.» Und Coach Di Francesco ergänzt: «Es gibt keine einfachen Gegner mehr.» Die Italiener versichern, den FCL nicht zu unterschätzen. Trotzdem geben sie sich selbstbewusst. Das typische Spiel halt.

Club feiert italienische Premiere

Sassuolo war die Überraschungsmannschaft der letztjährigen italienischen Meisterschaft. Auf die Frage, wie sie das bewerkstelligt haben, sagt Trainer di Francesco: «Wir arbeiten kontinuierlich und wollen Schritt für Schritt zu einem grösseren Club werden.» Voller Stolz erzählt er, dass Sassuolo der erste Club in Italien sei, dessen europäisches Spiel live bei «Sky Italia» übertragen wird.

Und dass man Mannschaften wie Milan oder Lazio Rom hinter sich liess, ist für di Francesco eine grosse Genugtuung. «Wir haben letzte Saison unser eigenes kleines Märchen erlebt», sagt der Coach. Eine grosse Stärke seines Clubs sei die Bescheidenheit. Kein Spieler wurde wegen des Erfolges überheblich. Und in der Europa-League-Quali wollen die Italiener nun ihren Lauf fortsetzen.

Sassuolo-Coach Eusebio di Francesco gibt Auskunft.

Sassuolo-Coach Eusebio di Francesco gibt Auskunft.

 

Bereits um die Mittagszeit führte der FCL die übliche Medienkonferenz vor dem Spiel durch.

Trainer Markus Babbel informierte: «Ausser Jérôme Thiesson sind alle Spieler an Bord. Wir freuen uns auf das Spiel.» Man habe sich diese Möglichkeit mit viel Leidenschaft und Engagement erkämpft. «Und wir wollen jetzt zu Hause eine tolle Leistung zeigen.»

Trainer Markus Babbel (links) und FCL-Medienchef Max Fischer.

Trainer Markus Babbel (links) und FCL-Medienchef Max Fischer.

Babbel redet Gegner stark

Zum Gegner meint Babbel: «Sassuolo ist eine sehr laufstarke, robuste und technisch versierte Mannschaft.» Es sei eine grosse Herausforderung und der FCL müsse eine Topleistung zeigen. «Aber ich sehe durchaus Möglichkeiten», gibt sich der Coach optimistisch, «auch wenn wir ein Brett vor uns haben.»

Live gesehen hat er die Italiener nicht. Aber das Videomaterial, welches er konsultiert habe, decke sich mit seinen Kenntnissen über das Team. «Sie sind sehr eingespielt und harmonieren hervorragend.» Dass für Sassuolo die Meisterschaft noch nicht begonnen hat, interessiert Babbel wenig. «Sie haben jetzt auch vier Wochen Vorbereitung in den Knochen, wir können nicht darauf hoffen, dass sie nicht fit sind», erklärt er.

Babbel holte zweimal den Europapokal

Es sei für jeden Spieler etwas Aussergewöhnliches, auf der europäischen Bühne spielen zu können. «Und wir wollen so lange wie möglich dabei sein», sagt Babbel. Der Bayer selbst gewann den Vorgänger der Europa League, den Uefa Cup, zweimal. Seinen Spielern erzählt er aber nicht von seinen Erfolgen. «Was bringt es, was früher war?», fragt er. «Die Spieler sollen die Atmosphäre geniessen, denn sie ist mit dem Ligaalltag nicht vergleichbar.»


 

Gegentor vermeiden, aber kein Abwehrbollwerk

Und was ist das Ziel des FCL in der Europa League? Babbel sagt: «Also gewinnen wollen wir die Europa League nicht», und löst damit Gelächter unter der Journalistenschar aus. Der FCL wolle in jedem Spiel seine Leistung abliefern. «Wir sind glücklich, wenn die Reise nicht bereits nach zwei Spielen beendet ist.» Im Hinspiel will der FCL nun auf alle Fälle ein Gegentor vermeiden. «Ein 0:0 wäre ein gutes Resultat», so Babbel. Ein Sieg zu null hervorragend, aber auch ein 2:1-Sieg würde den Gegner unter Druck setzen.

«Warum sollen wir plötzlich verrückte Dinge tun?»

Markus Babbel, FCL-Trainer

Einen FCL, der nur hinten reinsteht, könne man aber nicht erwarten. «Die Gefahr besteht, dass wir ganz schnell passiv werden, wenn wir etwas tiefer stehen.» Die Spieler müssten immer aktiv sein, weiss Babbel. «Und brutal wach. Von Beginn weg müssen die Zweikämpfe angenommen werden und Wege gelaufen werden, die wehtun.» Anlass für eine spezielle Matchvorbereitung sieht Babbel nicht. «Warum sollen wir plötzlich verrückte Dinge tun?»

Markus Babbel gibt den Medien Auskunft.

Markus Babbel gibt den Medien Auskunft.

Zibung will mehr als zwei Spiele

Goalie Dave Zibung freut sich nach den internationalen Testspielen auf den Ernstkampf gegen ein ausländisches Team. «Wir wollen nicht, dass es bei zwei Spielen bleibt, sondern wir wollen mehr.» Es sei eine tolle Herausforderung. Vor zwei Jahren habe der FCL gegen die Schotten von Johnstone eine peinliche Blamage erlebt, und was nun? Zibung sagt selbst: «Dieses Jahr haben wir ein weit grösseres Kaliber vor der Brust.» Aber man habe eine gute Vorbereitung hinter sich, konnte das erste Ligaspiel gewinnen und verfüge über grosses Selbstvertrauen. «Wir wollen unser Schicksal selbst in die Hand nehmen.»

Das Wichtigste sei, im Nachhinein sagen zu können, dass man alles gegeben hätte. «Dann können wir auch eine Niederlage akzeptieren, auch wenn wir jetzt überhaupt keinen Gedanken daran verschwenden», so Zibung. Auch der Torwart ist zufrieden, wenn es gelingt, im Hinspiel kein Gegentor zu kassieren.

Goalie Dave Zibung im Interview.

Goalie Dave Zibung im Interview.

 

 

Die Italiener sind diesen Mittwoch übrigens mit dem Zug angereist, wie sie via Social Media verkündeten:


 

Auch der FCL ist in den sozialen Netzwerken aktiv. In diesem Fall aus organisatorischen Gründen:

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