Luzerner TV-Format vor dem Ende

Sara hats gemacht – mit Ellbogen und Geschäftssinn

Sara Bachmann mit ihrer treuen Partnerin Aria. (Bild: zvg)

Zehn Jahre lang hat Sara Bachmann ihre Sendung «Sara machts» produziert. Am Sonntag wird die letzte Folge ausgestrahlt. In der Presse war Bachmann das blonde Dummchen, der sexy Dauer-Single oder auch mal Anwärterin auf die Bachelorette. Doch die Luzernerin ist eigentlich vor allem eines: erfolgreiche Geschäftsfrau.

Wir erwischen Sara Bachmann zwischen zwei Terminen. Gerade geht es von einer Sitzung zur nächsten, von einem Termin zum anderen. Die Luzerner Moderatorin ist in den letzten Zügen ihrer eigenen Sendung «Sara machts». Nach zehn Jahren hört sie mit der Sendung auf, in welcher sie jede Woche einen anderen Job, eine Sportart oder ein Hobby ausprobierte.

Für die Sendung war Bachmann ständig in der ganzen Schweiz unterwegs, auf Dreharbeiten, Events und roten Teppichen. Immer öfter tauchte sie in den letzten Jahren auch in der Klatschpresse auf. Private Details wollte man wissen und sexy Fotos sehen.

Doch, was in der Presse selten zum Tragen kam, war, dass die 37-Jährige nicht nur Moderatorin ist, sondern dass sie die Sendung selbstständig produzierte und vermarktete.

zentralplus: Nach 10 Jahren «Sara machts» nun der Schlussstrich. Sind die Ideen ausgegangen? Oder ist einfach die Luft raus?

Sara Bachmann: Überhaupt nicht. Diese Arbeit war meine Leidenschaft. Eigentlich hätte ich gerne weitergemacht. Aber es stellt sich immer die Frage: Wann hörst du auf?  Wann ist der richtige Zeitpunkt – nach der 400sten, der 500sten Sendung? Mein Bauchgefühl sagte mir, zehn Jahre, das reicht. Aber natürlich bin ich jetzt etwas traurig. Ich habe die Sendung immer sehr gern gemacht und es überhaupt nicht stressig empfunden – es hat sich oft auch wie ein Hobby angefühlt. Für mein Umfeld war es wohl stressiger als für mich.

zentralplus: Legen Sie jetzt trotzdem erst mal eine Pause ein?

Bachmann: Definitiv. Es war eine sehr intensive, anstrengende Zeit. Das kennt jeder, der selbstständig ist. Man ist immer und überall ein bisschen bei der Arbeit. Auch wenn ich am See liege, hirne ich an neuen Ideen herum. Abschalten kann man eigentlich nie richtig. Daher beginne ich erst jetzt langsam damit, runterzufahren und die ganzen Eindrücke zu verarbeiten.

«Man muss einfach funktionieren, aufmerksam und lustig sein, selbst wenn man nur noch heulen könnte.»

zentralplus: Was war in den Jahren «Sara machts» der schwierigste und anstrengendste Teil?

Bachmann: Viel Zeit und Arbeit habe ich darin gesteckt, mit den Sendern immer wieder neu zu verhandeln – über die Sendeplätze hauptsächlich. Wenn ein Sendeplatz wegfällt, muss mit den Sponsoren neu verhandelt werden.

zentralplus: Und persönlich?

Bachmann: Das Schwierigste war, vor der Kamera zu stehen, wenn dich persönliche Dinge belasten, ein Todesfall in der Familie zum Beispiel. Auch sonstige private Rückschläge wie Trennungen – oder wenn man richtig krank ist. Auch dann muss man einfach funktionieren, aufmerksam und lustig sein, selbst wenn man nur noch heulen könnte.

zentralplus: Die Leute erwarten natürlich immer die aufgedrehte Sara. Sind Sie immer so?

Bachmann: Privat und auch wenns ums Geschäft geht, bin ich natürlich nicht nur lustig. Gerade in der Medienbranche muss man ganz schön tough sein und die Ellbogen einsetzen können – als Frau erst recht. Die Kaderstellen in der Medienlandschaft sind von Männern dominiert. Da muss man sich den Respekt immer wieder erkämpfen.

«Es braucht viel Zeit und Geduld bis die Leute realisieren, dass ich den ganzen Laden selbst schmeisse.»

zentralplus: Wogegen kämpft man?

Bachmann: Es gibt viele Vorurteile und Bilder, die sich die Menschen von einem machen. Die Leute sehen im Fernsehen immer bloss die kleine, blonde, schusselige Moderatorin. Es braucht viel Zeit und Geduld bis die Leute realisieren, dass ich den ganzen Laden – die ganze Firma – selbst schmeisse. Ich bin in jeden Schritt involviert: in die Planung, das Marketing, das Schneiden, die Finanzierung, in Verhandlungen mit Sendern, Partnern und Sponsoren, in das Anstellen von Mitarbeitenden.

zentralplus: Ehrlich gesagt, die ganzen Presseberichte der letzten Monate waren dabei bestimmt nicht förderlich. Sexy Sara, Vielleicht–Bachelorette, Penisbilder – da denkt man nicht an Büro-Arbeit und Verhandlungen in der Medienwelt.

Bachmann: (Lacht.) Das hat sich in den letzten Monaten wirklich extrem entwickelt. Ganz zu Beginn der Sendung hat man mich als Kampfsau wahrgenommen, als Clown und Ulknudel, die jeden Seich mitmacht. Ich wollte dann zeigen, dass ich auch eine andere Seite habe. Ich wollte zeigen, dass ich auch Spass am Frausein und am Sexysein habe. Dass dann aber so extrem die Post abgeht – die Männer und die Presse so ausrasten –, damit habe ich so nicht gerechnet.

zentralplus: Womit haben Sie beim Produzieren der Sendung am Anfang auch nicht gerechnet? Was war schwierig?

Bachmann: Dass so viele Leute keine Zahlungsmoral haben. Es gibt immer wieder schwarze Schafe – Leute, die versuchen, einen über den Tisch zu ziehen. Oder Leute die einfach nicht bezahlen. Solche Sachen muss man einkalkulieren. Man muss auf alles vorbereitet sein, damit man wegen zwei, drei Sendungen, bei welchen das Geld nicht fliesst, nicht plötzlich Konkurs geht. Dafür muss man eine gute Geschäftsfrau sein.

zentralplus: Was werden Sie nach «Sara machts» am meisten vermissen?

Bachmann: (Lacht.) Alles. In die Kamera reinzusprechen wahrscheinlich besonders.

«Wenn die ganze Aufmerksamkeit plötzlich wegfällt, kann das ganz schön hart werden.»

zentralplus: Das wird doch bestimmt nicht ganz vorbei sein?

Bachmann: Wahrscheinlich nicht. Aber im Moment steht noch alles offen. Vermissen werde ich aber auch die vielen guten Leute, welche ich jede Woche neu getroffen habe. Menschen, mit welchen ich sonst wahrscheinlich nie in Kontakt gekommen wäre und sie nie so kennengelernt hätte. Büezer, gute Leute aus ganz unterschiedlichen Welten. Und auch die Zuschauer werde ich vermissen.

zentralplus: Auch die aufdringlicheren Fans, die mehrdeutigen Angebote?

Bachmann: Auch die werde ich vermissen. (Lacht.) Die ganzen Zuschriften von Männern, die mich kennenlernen wollten. Wenn es anstrengend wird, kann man die Nachrichten ja auch einfach löschen. Aber wenn man eine solche Sendung hat und gar keine Zuschriften bekommen würde, liefe ja etwas falsch. Das wird hoffentlich nicht gleich von heute auf morgen aufhören. Man hofft halt schon, nicht gleich vergessen zu gehen.

zentralplus: Sie werden also die Aufmerksamkeit vermissen? Das Bekanntsein?

Bachmann: Klar. Jeder, der im Rampenlicht steht, lebt auch von dieser Aufmerksamkeit. Und wer das abstreitet, der lügt. Und wenn diese Aufmerksamkeit plötzlich wegfällt, kann das ganz schön hart werden. Jahrelang war ich überall Sara machts. Da fragt man sich: Wer bin ich denn jetzt ohne Sara machts. Da muss man sich selbst ein bisschen neu finden und erfinden. Aber dafür hab ich jetzt Zeit, bevor ich mich in etwas Neues stürze. Erst mal verdauen und verarbeiten. Dafür brauche ich einen Moment.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Peter Bresch
    Peter Bresch, 31.01.2021, 15:48 Uhr

    Sara machts immer noch einmal, kein Unterschied ohne Fältchen.

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