Das Projekt wird neu organisiert

Salle Modulable: Ein wichtiger Kopf tritt ab

In Zukunft ist Stephanie Witschi nicht mehr Teil des Projekts Salle Modulable – hier in einer Visualisierung des neuen Musiktheaters.  (Bild: zvg/Montage zentralplus)

Mit der geplanten Salle Modulable wird momentan die ganze Luzerner Theaterwelt umgekrempelt. Und mitten in dieser heissen Phase verlässt ein wichtiger Kopf das Projekt: Stephanie Witschi, bis vor Kurzem Leiterin des Theaterwerks, ist abgetreten. Was ist geschehen?

Die Neugestaltung der Luzerner Theaterlandschaft – das Projekt «Neues Theater Luzern/Salle Modulable» – kommt in die heisse Phase und wird darum umgekrempelt. Und das hat personelle Konsequenzen: Die bisherige Projektleiterin Stephanie Witschi hat das Schiff auf den 1. Juni verlassen. Sie wird quasi «Opfer» einer Reorganisation der komplexen Planung rund um den Theaterneubau auf dem Inseli, der Salle Modulable.

Witschi war bisher für das Theaterwerk Luzern (TWL) zuständig, ein Teilprojekt innerhalb der gesamten Theaterzukunft. Sie wurde im Januar 2012 vom Zweckverband Grosse Kulturbetriebe von Kanton und Stadt Luzern für diesen Posten eingesetzt (siehe Box).

Ihre Aufgabe war die inhaltliche Neugestaltung des Theaterplatzes Luzern mit allen Beteiligten. Also die strategische Weiterentwicklung von Luzerner Theater, der freien Szene und den anderen Partnern. Nun geht Stephanie Witschi nach viereinhalb Jahren andere Wege.

Keine Differenzen, keine Sparmassnahme

«TWL», «NTI» und «NTL»?

Für die Zukunftsvision Theaterwerk Luzern (TWL) spannen Kanton, Stadt, fünf Kulturinstitutionen und die Freie Theater- und Tanzszene zusammen. Es geht um eine neue Form von Theater, mit einem neuen Gebäude und einer Zusammenarbeit über die Szenen hinweg. TWL ist Teil der Neuen Theater Infrastruktur (NTI) mit dem Herzstück Salle Modulable, wo dereinst auch das Luzerner Theater unterkommt. Beteiligte Institutionen sind: Luzerner Theater, Freie Theaterszene, Sinfonieorchester, Lucerne Festival, KKL und Südpol.

In Zukunft können wir uns die Abkürzungen TWL und NTI sparen, man spricht nur noch von einem Projekt: Neues Theater Luzern/Salle Modulable (NTL).

«Das Projekt Neues Theater Luzern/Salle Modulable kommt in eine neue Phase und wird organisatorisch neu aufgebaut», begründet Witschi ihren Abgang. «Im Bereich Theaterwerk intensivieren die Steakholder, die beteiligten Institutionen und Theaterschaffenden, ihr Engagement und übernehmen mehr Verantwortung. Dadurch gibt es die Projektleitung TWL in der bisherigen Form nicht mehr.» Differenzen oder Meinungsverschiedenheiten, wie auch schon gemunkelt wurde, habe es keine gegeben.

Stefan Sägesser, als Kulturchef des Kantons Luzern auch Herr über den Zweckverband Grosse Kulturbetriebe, bestätigt das auf Anfrage. Auch er begründet den Wechsel mit einer Umgliederung des Projekts. «Das Theaterwerk Luzern wird als gemeinsam entwickelte Vision weiterleben», sagt Sägesser. Die Umstrukturierung sei keine Sparmassnahme, sondern nur eine Anpassung in der Organisation. Differenzen gab es zwar nicht, hingegen «Auseinandersetzungen um Inhalt und Entwicklungsmöglichkeiten, welche das Projekt vorwärts gebracht haben».

Die heisse Phase beginnt

Das Grossprojekt mit dem Theaterneubau auf dem Inseli kommt langsam, aber sicher in die heisse Phase. Seit der Bekanntgabe des Standortes im April läuft die öffentliche Debatte, und viele Meinungen pro oder contra Inseli sind längst gemacht.

«Das Theaterwerk Luzern wird als gemeinsam entwickelte Vision weiterleben.»

Stefan Sägesser, Leiter Kulturförderung Kanton Luzern

Im September debattieren die städtischen und kantonalen Parlamente über einen Projektierungskredit, im November kommt es in der Stadt Luzern zu einer ersten Volksabstimmung über das Baurecht.

Aber das Projekt über die Zukunft des Theaterplatzes betrifft nicht nur die Salle Modulable auf dem Inseli – auch der Südpol, das KKL oder die freie Theaterszene sind eingebunden. Das Projekt wird konkret, der Zeitdruck ist hoch, und alle Beteiligten intensivieren ihre Mitarbeit, was zur Reorganisation führte.

Nie zu 100 Prozent einer Meinung

Den Projektbeteiligten – also Stadt, Kanton und Theaterschaffenden – sei es gelungen, in einer intensiven Auseinandersetzung eine gemeinsame Vision zu entwickeln, sagt Witschi zu den Erfolgen in den letzten Jahren. Diese «geteilte Vorstellung über die künftige Zusammenarbeit und Ausgestaltung des Theaterplatzes Luzern» sei ein «tolles und nicht selbstverständliches Ergebnis», so Witschi, und zudem eine gute und solide Basis für die kommenden Diskussionen und Arbeiten.

«Das Inseli ist ein guter Standort für ein neues Theater wie auch für einen tollen Park im Stadtzentrum.»

Stephanie Witschi, Ex-Projektleiterin Theaterwerk

Einfach sei die Zusammenarbeit im Projekt allerdings nicht immer gewesen: «Das schöne an der Vision TWL ist, dass es auf die Eigenständigkeit und Einzigartigkeit der beteiligten Partner baut. Dies bedeutet Vielfalt, aber auch, dass man nie zu 100 Prozent einer Meinung ist», bilanziert Witschi.

Das alles sei eine Herausforderung gewesen: «TWL lebt gerade davon, dass man sich ernsthaft füreinander interessiert, ohne ganz genau dasselbe zu wollen. So entsteht Neues, so entsteht eine lebendige Theaterlandschaft mit Zukunft», ist Witschi überzeugt.

«Ohne Inseli, keine Schenkung»

Auch Stefan Sägesser attestiert Stephanie Witschi, in den letzten Jahren wichtige Vorarbeit geliefert und einen guten Job gemacht zu haben. «Für den ausserordentlichen Einsatz von Stephanie Witschi bin ich sehr dankbar und happy», sagt Sägesser.

Stephanie Witschi wird nun also Opfer eine Neuorganisation, die sie selber angestossen hat. Was sie als Nächstes anpackt, weiss sie noch nicht. Aber sie gibt den Luzerner Stimmbürgern noch etwas mit auf den Weg – ein Plädoyer für das neue Musiktheater auf dem Inseli: «Das Inseli ist ein guter Standort für ein neues Theater wie auch für einen tollen Park im Stadtzentrum.» Und sie ruft in Erinnerung: Die 80 Millionen Franken aus der Schenkung sind vom Standort Inseli abhängig – «ohne Inseli, keine Schenkung».

Die grossen offenen Fragen beantworten

Und weiter: «Ein Ja zum Standort Inseli im November ist noch kein Ja zum Projekt, es ist nur ein Ja dazu, dass die Projektverantwortlichen die zahlreichen und grossen offenen Fragen beantworten sollen», sagt Witschi. Denn die Fragen nach Inhalt, Bau- und Betriebskosten könnten erst seriös beantwortet werden, wenn ein konkretes Projekt vorliege.

«Ich fände es daher sehr schade, wenn die Bevölkerung im November auf einen Verdacht hin etwas wegwerfen würde, was sie 2018/2019 auf der Basis einer verlässlichen Faktenlage abschliessend nochmals entscheiden kann», sagt Stephanie Witschi. Denn: Erst nach einem Ja in der Volksabstimmung im Jahr 2018/19 würden auf dem Inseli die Bagger auffahren.

Zur Person

Stephanie Witschi (Jahrgang 1975) wurde vom Zweckverband Grosse Kulturbetriebe Kanton Luzern 2012 als Projektleiterin eingesetzt. Die studierte Germanistin (im Nebenfach Betriebswirtschaftslehre) absolvierte den Executive Master of Arts Administration an der Universität Zürich und arbeitete zuvor drei Jahre als Projektleiterin der Direktion am Luzerner Theater und als Mitarbeiterin des künstlerischen Betriebsbüros. Sie ist mit der Welt des Theaters und mit der jüngeren Luzerner Theatergeschichte theoretisch und praktisch gut vertraut.

Hier geht’s zu unserem Dossier mit allen bisherigen Artikeln zur Salle Modulable

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