Nach Entlassungen beim Unternehmen

Rückzahlung «zynischer» Chefsaläre: Aktionäre der Rigi-Bahnen blitzen ab

Der Triebwagen Nr. 6 aus dem Jahr 1911 ist der älteste elektrische Zahnradtriebwagen der Welt. (Bild: Rigi Bahnen AG)

Aktionäre der Rigi-Bahnen kritisieren, dass sich die Geschäftsleitung trotz Entlassungen ein höheres Salär ausbezahlt hat. An der Generalversammlung diesen Mittwoch zeigte der Verwaltungsrat den Forderungen zur Lohnrückzahlung jedoch die kalte Schulter.

Das Image der Rigi Bahnen AG ist angekratzt. Wegen der Coronakrise im vergangenen Jahr hat die Gesellschaft mit operativem Sitz in Vitznau insgesamt sieben Mitarbeiter entlassen. Elf Angestellte erhielten Änderungskündigungen.

Das sorgte bei einer Gruppe von Kleinaktionären der Rigi Bahnen AG für Unverständnis und Unmut. Sie kritisieren, dass trotz des Krisenjahres und des operativen Verlusts von 2,37 Millionen Franken die Geschäftsleitung der Rigi-Bahnen von vier auf fünf Personen aufgestockt worden sei.

Da die für den 12. Mai anberaumte Generalversammlung aufgrund von Corona nicht physisch stattfinden konnte, reichten sie drei schriftliche Anträge ein. «Die sieben Entlassungen und elf Änderungskündigungen per Ende August 2020 stehen diametral zur Erhöhung der Löhne der Geschäftsleitung und deren Vergrösserung von vier auf fünf Mitglieder im Krisenjahr 2020», heisst es in dem Schreiben.

«Völlig zynisch und unsolidarisch»

«Mit der Erhöhung der Löhne der Geschäftsleitung zeigt sich eine verwerfliche Selbstbedienungsmentalität, die nicht den ethischen Grundsätzen unserer Gesellschaft entspricht», moniert die Aktionärsgruppe das Gebaren der Rigi-Bahnen. Die Gruppe rund um René Stettler, Aktionär und Chefkritiker der Pläne der Rigi-Bahnen, übt scharfe Kritik: Er bezeichnet den Entscheid als «völlig zynisch und unsolidarisch» (zentralplus berichtete).

Gemäss der Mitteilung der Aktionärsgruppe lagen die Löhne der Geschäftsleitung im Krisenjahr 2020 demnach bei 803’043 Franken – das entspricht 4,21 Prozent des Nettoerlöses von rund 19 Millionen Franken. Zum Vergleich: Im Geschäftsjahr 2019 beliefen sich die Löhne der Geschäftsleitung auf 797’909 Franken. Bei einem Nettoerlös in Höhe von knapp 29 Millionen Franken ist das ein Anteil von 2,75 Prozent.

«Wir hätten zumindest erwartet, dass die Anträge seriös geprüft werden und das Gespräch mit uns gesucht wird.» 

René Stettler

Die drei Forderungen der Aktionärsgruppe sahen vor, dass die Geschäftsleitung «den unstatthaft bezogenen Lohn von 279’448 Franken» bis Ende Jahr zurückzahlt. Dieser Betrag solle dann «zum Wohl der Rigigäste, unserer Gesellschaft und der Umwelt investiert werden». Zudem müsse der Verwaltungsrat «aus finanziellen Gründen und wegen der angespannten Liquidität» von acht auf neu fünf Personen verkleinert werden.

Verwaltungsrat geht nicht auf Anliegen ein

Mit allen drei Anträgen blitzt die Gruppe um Stettler diese Woche aber ab. «Der Verwaltungsrat ist aufgrund der geringen Aktienanteile auf die Anträge nicht eingetreten», schreiben die Rigi-Bahnen in einer Stellungnahme. Und weiter: Die Anträge würden «auf falschen Annahmen beruhen» und wären «rechtlich sowie im dargestellten Finanzrahmen nicht umsetzbar». Konkreter äussert sich der Verwaltungsrat dazu nicht.

René Stettler zeigt sich auf Anfrage von zentralplus enttäuscht: «Wir hätten zumindest erwartet, dass die Anträge seriös geprüft werden und das Gespräch mit uns gesucht wird.» Das aber sei nicht passiert. Für den Anwohner der Rigi gibt es keine Zweifel. «Wir sind immer noch der Meinung, dass unsere Kritik an den Salären berechtigt ist», sagt er am Tag nach dem Entscheid.

Währenddessen werden bei den Rigi-Bahnen, die anlässlich der 29. Generalversammlung vorgestellten neuen Züge mit neuem Design gefeiert. Blitzblank, geradezu mit weisser Weste, kommen sie daher. Ein Versuch, das ramponierte Image der Rigi-Bahnen aufzupolieren?

Klar ist: Die Züge sind eine Hommage an Triebwagen Nr. 6 aus dem Jahr 1911. Dieser hat vor 110 Jahren auf der Arth-Rigi-Bahn die Elektrifizierung eingeläutet. In Anlehnung an den ältesten elektrischen Zahnradtriebwagen der Welt wurden die Farben Weiss, Schwarz und Bronze entsprechend übernommen.

Neuer Verwendungszweck für ausrangierte Rigi-Bahnen-Züge unklar

Geplant und gefertigt werden die neuen Gelenktriebwagen von der im thurgauischen Bussnang ansässigen Firma Stadler. «Während die heutige Flotte die Bremsenergie bei der Talfahrt verheizt, werden die neuen Züge diese als Elektrizität ins eigene Netz rückspeisen und für bergwärts fahrende Züge nutzbar machen», schreiben die Rigi-Bahnen.

Im September 2021 erfolgt die Anlieferung des ersten Fahrzeugs in Goldau. Ab Frühling 2022 wird dann der Betrieb der neuen Rigi-Bahnen-Züge aufgenommen. Noch ist allerdings unklar, was mit den alten, ausrangierten Zügen passieren wird. «Neue Verwendungszwecke sind in Planung», heisst es bei den Rigi-Bahnen.

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